1. FC Köln Kölner zu unkonzentriert bei Standards

Köln · 2. Bundesliga: FC verspielt mögliche Siege nach späten Eckbällen und Freistößen für gegnerische Teams

Die beiden letzten Spiele des 1. FC Köln haben die Frage aufgeworfen, warum jeweils eine Führung in der Schlussphase verspielt wurde, es Unentschieden statt Siege gab? Das jeweils ernüchternde Gegentor fiel beim 1:1 gegen den Hamburger SV in der 85. Minute und beim 4:4 beim MSV Duisburg in der 81. Minute.

Ins gleiche Schema passt auch das 2:3 von Paderborn, als die FC-Mannschaft ab der 80. Minute alle Gegentreffer hinnahm. Die anderen sieben der letzten zehn Spiele wurden übrigens bei einem Torverhältnis von 21:4 gewonnen.

Haben die Kölner Spieler also womöglich ein Konditionsproblem? Das wurde ihnen in der Vorsaison während der letzten Monate unter Peter Stöger nachgesagt. Der Österreicher, so seine Kritiker, habe nicht genug trainieren lassen, um die Mannschaft in Form zu bringen. Daraus habe sich der Abstieg ergeben.

Bei Markus Anfang, so hieß es, sei die Trainingsbelastung völlig anders. Tatsächlich dauern die Übungseinheiten bei ihm länger, in der Regel etwa eineinhalb statt einer Stunde. Auch wirkt die Intensität höher. Andererseits schaffte es der FC mit dem Österreicher vor zwei Jahren bis auf Platz fünf der Bundesliga und in die Europa League.

Auch jetzt liest sich die Bilanz der Kölner sehr ansprechend. Mit deutlicher Distanz führen sie die Zweitligatabelle an, sind auf dem besten Weg zurück in die Erstklassigkeit. Sind es also vielleicht weniger die nachlassenden Kräfte als vielmehr Unkonzentriertheiten angesichts des deutlichen Vorsprungs vor der Konkurrenz? Für diese These sprechen die Ausgleichstreffer der letzten beiden Begegnungen. Jeweils nach Standards gelangen den Gegnern die Tore; in Duisburg war es ein Freistoß, gegen den HSV ein Eckball. Ebenso gelangen den Paderbornern zwei ihrer drei Treffer gegen den FC nach Freistößen.

„Gegen den HSV waren wir in neunundneunzig Prozent der Zweikämpfe aufmerksam, haben uns reingeworfen und gut verteidigt. Aber einmal war das nicht der Fall. Jeder bei uns sollte sich hinterfragen, wie wir die Ecken verteidigen“, ärgerte sich Dominick Drexler nach dem verpassten Sieg im Spitzenspiel gegen die Hamburger.

Ebenfalls gegen fehlende Kraft in der Endphase der Spiele spricht, dass die Kölner Mannschaft bereits ab der 55. Minute optisch ins Hintertreffen geriet, sich angesichts des offensiver werdenden HSV weiter zurückzog. Wenn etwas fehlte, dann war es der Mut, so wie in der ersten Halbzeit offensiv zu verteidigen und mehr Druck auf den Gegner auszuüben.

Sicherlich hätte Louis Schaub mit seiner Kreativität und seiner Torgefahr dem Kölner Spiel am Montagabend gut zu Gesicht gestanden. Fünf Tage zuvor in Duisburg hatte der Österreicher noch eine starke Leistung gezeigt. Er hätte gut den Platz des kurz vor der Pause verletzt ausgewechselten Christian Clemens auf dem rechten Flügel einnehmen können. Stattdessen erhielt Marcel Risse den Vorzug, wirkte aber einmal mehr nur wie ein Schatten seiner selbst.

Dem einst so schnellen, trickreichen und gefährlich flankenden Rechtsaußen ist offenbar das Selbstvertrauen völlig abhandengekommen. Auch Florian Kainz, sein Pendant auf dem linken Flügel, wäre ein Wechselkandidat gewesen. So kraftvoll er vor der Pause stürmte, so zurückhaltend agierte er danach.

Bis zum Gastspiel am Ostersonntag (13.30 Uhr) in Dresden dürften die FC-Profis genügend Zeit zum Regenerieren haben. Nach einer lockeren Einheit am Dienstag bekamen sie am Mittwoch frei und steigen erst an diesem Donnerstag in die Spielvorbereitung ein. „Wir sollten jetzt Gas geben und so schnell wie möglich die für den Aufstieg noch nötigen Punkte auf unser Konto bekommen“, sagt Marco Höger.

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