1. FC Köln Kölner Spieler nach dem Kantersieg erleichtert

Köln · FC-Torhüter Timo Horn spricht von einem Frustlöser. Marco Höger verweist auf die mentale Seite. Jonas Hector gelingt für den FC erstmals ein Doppelpack.

Als in der Vorwoche ein FC-Profi am Rande des Trainings gefragt wurde, auf welcher Position er sich sehe, wo er also am liebsten spielen würde, kam zunächst die ebenso bekannte wie verständliche Floskel: „Ich spiele da, wo mich der Trainer aufstellt.“ Erst im Nachsatz gestand er ein, dass er am liebsten in einem bestimmten Bereich spielen und von dort aus der Mannschaft helfen würde.

Bei den weitaus meisten Spielern ist es so, dass sie eine Lieblingsposition haben. Müssen sie stattdessen Aufgaben in anderen Bereichen des Spielfelds übernehmen, kann das zu Problemen führen, zumindest bei anhaltendem Positionswechsel. Zum einen fühlen sie sich selten in der für sie ungewohnten Rolle wohl, zum anderen können sie dort ihre angeeigneten Stärken kaum oder gar nicht einbringen.

Die logische Folge für die Mannschaft ist dann, dass sie nicht ihre volle Leistungsfähigkeit abrufen kann. Dass der 1. FC Köln zuletzt fünf Mal in Folge sieglos blieb, dürfte vor allem darauf zurückzuführen gewesen sein. Das zeigte sich jetzt nach dem 8:1-Kantersieg gegen Dynamo Dresden in den Aussagen der Spieler.

Balsam für die FC-Seele

So sprach Timo Horn davon, dass dieser Sieg hinsichtlich der weiteren Meisterschaftsspiele ein „Frustlöser für jeden Einzelnen“ sein könne. Eine Aussage, die tief in die Psyche der Spieler blicken ließ. Und da dürften sicherlich nicht nur die zehn liegen gelassenen Punkte sowie das verpasste Pokal-Achtelfinale der Grund für gewesen sein.

„Man sieht, dass Fußball viel mit mentalen Dingen zu tun hat“, sprach auch Marco Höger die psychologische Komponente an, die Louis Schaub nach dem Rekordsieg – vor knapp 14 Jahren wurde gegen Burghausen in der 2. Liga mit dem gleichen Ergebnis gewonnen – auf den Punkt brachte: „Jeder hat sich wohlgefühlt.“

Der feine Techniker führte dieses Wohlbefinden zudem noch weiter aus. Er musste gegen Dresden nicht die rechte Außenbahn beackern, sondern durfte in der zentralen Offensive hinter der von Simon Terodde und Jhon Cordoba gebildeten Doppelspitze seine spielerischen Fähigkeiten ausleben. „Ich hatte da sehr viele Freiheiten und konnte Freiräume suchen“, beschrieb er seine Aufgabe. Deshalb habe er sich dort wohlgefühlt, „und ich denke, das hat man gesehen“. Nicht von ungefähr war er an jedem zweiten der acht Kölner Treffer direkt oder indirekt beteiligt.

Gilt für die meisten Spieler, dass sie sich vor allem in einer Rolle und einem Bereich des Spielfelds wohl fühlen, so gibt es einige wenige, die in verschiedenen Positionen ihren Aufgaben gerecht werden. Beim 1. FC Köln kann sich Markus Anfang glücklich schätzen, dass er mit Jonas Hector über einen solchen vielseitig einsetzbaren Spieler verfügt.

Hector glänzt als Torschütze und Vorlagengeber

Dadurch war es dem Trainer möglich, gegen Dresden mit einem noch flexibleren System zu agieren, als das zuweilen in vorausgegangenen Spielen der Fall war. Denn Jonas Hector übernahm gleich zwei Positionen auf einmal: Zum einen verteidigte er bei Gegenangriffen die linke Abwehrseite, zum anderen stürmte er als Linksaußen. Und als wenn dem Kapitän das noch nicht genug gewesen wäre, zog er auch immer wieder nach innen, agierte hinter und neben den Spitzen. Das Resultat waren zwei Treffer sowie eine Torvorbereitung per Flanke.

Zwei Tore in einem Spiel waren dem 28-jährigen Nationalspieler zuvor im Seniorenbereich erst drei Mal gelungen. Vor zwei Jahren, am 11.11.2016, gehörte er zwei Mal zu den Torschützen beim 8:0-WM-Qualifikationssieg der deutschen Elf gegen San Marino. Und zu Beginn seiner Senioren-Karriere traf er für seinen saarländischen Heimatverein SV Auersmacher in der Oberliga Südwest beim 3:1 gegen die Sportfreunde Eisbachtal am 26. September 2009 ebenso doppelt wie wenige Wochen später zum 2:1-Sieg beim SV Roßbach.

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