Fußball-Bundesliga Hosiners Herz sagt Ja zum FC

KÖLN · Vor einem Jahr schwebte der Kölner Profi wegen eines Tumors in Lebensgefahr. Die Geißböcke spielen am Sonntag in Wolfsburg

 Die Chancenverwertung hat Philipp Hosiner oft verzweifeln lassen. Denn seine Stärke war es, aus dem Nichts zu treffen.

Die Chancenverwertung hat Philipp Hosiner oft verzweifeln lassen. Denn seine Stärke war es, aus dem Nichts zu treffen.

Foto: picture alliance / dpa

Es war nicht das vorfrühlingshafte Wetter, weshalb Philipp Hosiner gestern länger als die meisten anderen FC-Profis auf dem Trainingsplatz blieb. Vielmehr übte er zusätzlich Torschüsse – und die meisten fanden an Thomas Kessler vorbei ihr Ziel.

So will er sich die Sicherheit zurückholen, die er im Spiel benötigt. Trotz einer für ihn persönlich mit nur einem Tor nicht zufriedenstellenden Hinrunde ist er guter Dinge für die Zukunft, nicht zuletzt im Rückblick auf jenen Tag, der sich heute jährt.

Voller Vorfreude war er an jenem 30. Januar 2015 mit dem Zug aus der Bretagne, wo er bei Stade Rennes unter Vertrag stand, nach Köln gereist. Ein Leihgeschäft bis zum Sommer schien perfekt zu sein. „Nur der Medizincheck stand noch aus. Das schien Formsache zu sein, ich fühlte mich ja gesund. Noch am selben Abend sollte ich nach Hamburg fliegen, um die Mannschaft kennenzulernen, die tags drauf beim HSV spielte“, erinnert sich Hosiner.

Stattdessen aber fuhr der Stürmer unter großer psychischer Belastung nach Rennes zurück. Bei ihm war an der linken Niere ein zwei Kilogramm schwerer Tumor diagnostiziert worden. „Zu 85 Prozent sind sie bösartig wie meiner. Mein Glück war, dass er sich verkapselt hatte, sich also nicht ausbreiten konnte“, sagt Hosiner – immer noch mit großer Erleichterung in der Stimme.

Dennoch mochte nicht jeder der konsultierten Ärzte den schwierigen Eingriff wagen, bei dem die Niere entfernt werden musste. Der es dann erfolgreich tat, sei auch ein großer Fußballfan gewesen. Für die Voruntersuchung hatte er seinen Urlaub unterbrochen.

Während der Wundheilung in den ersten vier Wochen nach der Operation sei es für ihn angesichts der Schmerzen, des Sportverbots und der Ungewissheit extrem schlimm gewesen. „Als das vorbei war, ging es rasant schnell. Schon im April konnte ich wieder voll trainieren.“

Die Kölner Verantwortlichen hatten nie den Kontakt abreißen lassen. „Junge, werd‘ fit, dann schauen wir weiter“, hatte ihm Peter Stöger damals Mut gemacht. Dessen Kollege Manfred Schmid war für vier Tage nach Rennes gereist, um mit Hosiner zu sprechen und sich sein Training anzusehen. „Da habe ich ihm gesagt: Ich bin fit, das kannst du mir glauben. Ich lüge euch nicht an“, erinnert sich der Stürmer.

So kam es im Juni zu einem zweiten Anlauf. „Vor dieser neuerlichen Untersuchung hatte ich schon ein mulmiges Gefühl. Ich fühlte mich zwar gesund, aber das war ja auch beim ersten Mal der Fall gewesen.“ Als er eine Dreiviertelstunde lang in der Röhre des CT-Scanners für die Computertomographie lag, habe er nur gedacht: Hoffentlich finden sie diesmal nichts. „Als der Arzt mit einem Lächeln zur Besprechung kam, fielen mir viele Steine vom Herzen.“ Auch wenn Hosiner die Vorbereitung beschwerdefrei absolvieren konnte, fehlte ihm vieles von früher. „Es war immer seine Stärke, die Chancen zu verwerten. Wenn er bei der Austria im Strafraum an den Ball kam, haben wir die Arme schon hochgerissen. Denn zu 99 Prozent hat er eingenetzt“, meint Manfred Schmid. Der Co-Trainer hilft ihm jetzt bei den Sonderschichten und sagt: „Der Torinstinkt ist da. Er muss nur seine Sicherheit zurückbekommen. Das traue ich ihm zu, wenn er hart an sich arbeitet.“

Genau das hat sich der 26-Jährige zum Ziel gesetzt, denn „vom Herzen her möchte ich in Köln bleiben“. Es tue ihm weh, dass er nicht häufiger als das eine Mal bei seinem Debüt zum 2:1-Sieg gegen den HSV getroffen habe. Es wäre mehr möglich gewesen, um der Mannschaft und dem 1. FC Köln zu helfen.

Der besitzt ein Vorkaufsrecht auf ihn. Das würde man nutzen, „wenn er wieder in die Spur findet“, so Peter Stöger. Nur weil er auch Österreicher sei, werde man sicher nicht mit ihm verlängern. „Wir müssen das Gefühl haben, dass er seine zehn Tore pro Saison machen kann. Er ist schließlich ein Knipser, der aus jeder zweiten Chance ein Tor macht. Wenn es bei ihm läuft.“

FC bangt um Heintz und Sörensen

Vor dem Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg (Sonntag, 15.30 Uhr) bangt der FC um die beiden Abwehrspieler Dominique Heintz und Frederik Sörensen. Heintz kehrte zwar ins Training zurück, litt aber die ganze Woche unter einem grippalen Infekt. Beim Dänen musste eine Rückenblockade gelöst werden. So könnte in Wolfsburg Mergim Mavraj neben Dominic Maroh in die Innenverteidigung rücken. „Mavraj ist mehr als eine Option“, sagte FC-Trainer Peter Stöger. Nach der 1:3-Heimpleite gegen Stuttgart zum Rückrundenstart will der FC bei den seit fünf Spielen sieglosen Niedersachsen punkten. „Wir mussten die Enttäuschung erstmal verarbeiten. Die Stimmung war nicht so gut, weil wir uns den Start anders vorgestellt hatten“, gab Stöger zu.

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