1. FC Köln Hector verzichtet auf Länderspiele

KÖLN · Der FC-Kapitän reist in Absprache mit Joachim Löw wegen zu großer Belastung nicht zur Nationalmannschaft und wird in dieser Woche auch nicht am Kölner Mannschaftstraining teilnehmen.

Dass er kein Fußballprofi wie die breite Masse seiner Kollegen ist, hat Jonas Hector mehrmals bereits unter Beweis gestellt. Er lehnte ein Vertragsgespräch mit dem FC Barcelona ab, er blieb im Sommer dem 1. FC Köln trotz des Bundesligaabstiegs und gut dotierter Erstligaangebote treu. Nun zeigte er seine professionelle Einstellung, indem er seine Länderspielteilnahme absagte, weil er sich aufgrund hoher Belastungen in den letzten Wochen nicht fit genug fühlt für die Länderspiele gegen Frankreich und Peru.

Bundestrainer Joachim Löw teilte mit, dass er die Situation mit Jonas Hector ausführlich besprochen habe. Der Kölner habe ihm mitgeteilt, dass er sich aktuell nicht auf seinem „höchsten Level“ fühle. Da für die Spiele aber völlig fitte Spieler notwendig seien, habe man sich auf den Länderspielverzicht geeinigt. Der FC-Kapitän wird in dieser Woche auch auf das Mannschaftstraining und das Testspiel beim SV Wehen Wiesbaden am Donnerstag verzichten und ein individuelles Programm absolvieren.

Diese Erholungspause steht eigentlich im Gegensatz zum bisherigen Verhalten des Defensivspielers. Der hatte in den zurückliegenden Jahren jedes Spiel bestritten, was anstand, sei es im Verein oder der Nationalmannschaft. Da er gleichzeitig bis auf den Riss des Syndesmosebandes vor fast einem Jahr von Verletzungen und Krankheiten praktisch verschont geblieben war, kam er zeitweise auf rund 50 Spiele im Jahr. Auch in diesem Sommer gönnte er sich nur einen gut zweiwöchigen Erholungsurlaub nach dem WM-Aus in Russland. In den letzten vier Wochen gab es wieder fünf Pflichtspieleinsätze für den 40-maligen Nationalspieler.

Kein Müßiggang

Dem wird klar geworden sein, dass er keinen weiteren Raubbau an seinem Körper vollziehen sollte. Zumal die Zweitligaspiele von ihm und seinen Kollegen alles abverlangen. „Wir haben es uns durch den Rückstand auf St. Pauli selbst ein wenig schwer gemacht. Aber mit viel Leidenschaft haben wir das Ganze dann über die Bühne gebracht“, stellte Jonas Hector nach dem spektakulären Spiel und 5:3-Erfolg der Kölner am Millerntor fest.

Man gehe jetzt mit einem „enorm guten Gefühl in die Länderspielpause“. Dabei ging sein Blick über das nun auch für ihn spielfreie Wochenende hinaus auf den dann folgenden Sonntag mit dem Heimspiel gegen Zweitligarückkehrer SC Paderborn. Man dürfe sich jetzt nicht auf den Lorbeeren ausruhen, sondern müsse alles dafür tun, dass man auch nach der nächsten Partie weiter auf Platz eins der Tabelle stehe.

Wie sehr dem neuen Kapitän „sein“ FC am Herzen liegt, demonstrierte er während des Spiels auf St. Pauli zwei Mal eindrucksvoll. Nach dem frühen 0:1-Rückstand forderte er seine Kollegen verbal auf, weiter Selbstbewusstsein zu zeigen, und unterstrich das dadurch, dass er sich mit beiden Händen auf die Brust schlug. Als es zum Streit um die Ausführung eines Elfmeters zwischen Serhou Guirassy und Simon Terodde zu kommen drohte, ging er dazwischen, zog den Franzosen zur Seite und redete beruhigend auf ihn ein. So klärte er die Situation im Stile eines starken Kapitäns.

Hector setzt Fokus auf den Club

Da zeigte sich seine Spielerpersönlichkeit ebenso wie während des 98 Minuten dauernden Spiels. In dem war er die zentrale Figur, stets anspielbar, stets um Ordnung, Tempo und Spielideen bemüht. Lautstark führte Jonas Hector Regie und war die treibende Kraft in einer Mannschaft, die von ihren Fähigkeiten überzeugt war und stets an den Erfolg glaubte.

„Die Kölner waren einfach eine Nummer zu groß für uns. Sie haben nicht umsonst den besten Kader der Liga“, stellte der frühere FC-Profi und für St. Pauli einmal erfolgreiche Christopher Buchtmann fest.

Dafür, dass das so bleibt und die Kölner auf direktem Weg in die Bundesliga zurückkehren, will Jonas Hector alles tun. Sein Verzicht auf die beiden Länderspieleinsätze war dabei ein überraschendes aber folgerichtiges Opfer.

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