1. FC Köln Hannover 96 provoziert FC-Spieler per Video

KÖLN/HANNOVER · Der kommende Gegner verhöhnt den 1. FC Köln mit dem Handtreffer von Andreasen aus dem Jahr 2015. Hannovers Coach André Breitenreiter sieht sich als Außenseiter. Wird es Pfiffe gegen Horst Heldt geben?

 Vor knapp einem Jahr übernahm Horst Heldt (l.) das sportliche Ruder in Hannover und holte André Breitenreiter als Trainer. (Foto: dpa)

Vor knapp einem Jahr übernahm Horst Heldt (l.) das sportliche Ruder in Hannover und holte André Breitenreiter als Trainer. (Foto: dpa)

Foto: picture alliance / Peter Steffen

Wenn Kölner und Hannoveraner Fußballer an diesem Samstag im Rheinenergie-Stadion aufeinandertreffen, weckt das so manche Erinnerung. Zunächst an das nur drei Monate zurückliegende Theater um 96-Sportchef Horst Heldt, dann an die Negativserie der 23 verlorenen FC-Spiele in 52 Pflichtduellen mit den Niedersachsen und schließlich an den 18. Oktober 2015.

Da kassierte der FC die letzte Niederlage gegen Hannover – und ganz Fußballdeutschland war empört. Denn den 1:0-Siegtreffer erzielte Leon Andreasen für die meisten im Stadion sichtbar und für jeden am Fernseher erkennbar mit dem rechten Unterarm. Jörg Schmadtke sprach von einem Handball-Schiedsrichter, Peter Stöger bot damals dem Linienrichter seine Brille an. Andreasen (34), mittlerweile vom Profifußball zurückgetreten, wollte nichts Regelwidriges gemacht haben, Schiedsrichter Bastian Dankert wurde für einige Zeit aus dem Verkehr gezogen.

Nun gossen die Hannoveraner Öl ins Feuer, indem sie in einem Video mit den „drei schönsten Toren gegen den FC“ als Anhang den Handtreffer zeigen.

Videobeweis würde Hand-Tor heute verhindern

Damals wurde erstmals lautstark der zur gleichen Zeit in den Niederlanden getestete Videobeweis für die Bundesliga gefordert. Inzwischen ist das Alltag, obwohl umstritten. Doch würde er dafür sorgen, dass ein solches Tor nicht nochmals anerkannt würde.

Keine Blicke zurück wirft Hannovers heutiger Trainer André Breitenreiter. Weder dieser Vorgang noch die Statistik interessieren ihn. Denn wenngleich der FC bisher der Lieblingsgegner der Niedersachsen war, betont der Trainer: „Auch wenn es niemand hören mag: Wir sind in Köln Außenseiter. Wir sind Aufsteiger und keinesfalls Favorit.“

Der FC habe in der jüngeren Vergangenheit gegen namhafte Mannschaften gewonnen und werde alles daransetzen, auch sein Team zu schlagen. Man müsse ruhig und geduldig spielen, um in Müngersdorf zu bestehen.

Begleitet werden die 96er von etwa 1700 Fans. Allerdings ist es ungewiss, ob sie die Mannschaft anfeuern. Der monatelange Stimmungsboykott war zwar zuletzt ausgesetzt worden. Doch als die Mannschaft nach dem jüngsten Sieg gegen Freiburg nicht in die Fankurve ging, gab es ein heftiges Pfeifkonzert.

Die eine oder andere Unmutsäußerung könnte es an diesem Samstag gegen 96-Fußballchef Horst Heldt geben. Von 1987 bis 1995 als Spieler beim FC wollte er im letzten Herbst das Erbe von Jörg Schmadtke antreten. Dabei gab er eine seltsame Figur ab. Zum einen habe er sich nur einen Tag nach der Demission von Schmadtke über einen Vertrauten bei m FC ins Gespräch gebracht, so Alexander Wehrle, zum anderen nährte er Wechselspekulationen durch öffentlich und interne Aussagen. Publik machte Alexander Wehrle eine interne Information, wonach Heldt gesagt habe, notfalls mit dem Fahrrad zu kommen. Wehrle habe ihm daraufhin empfohlen, die Reifen schon mal aufzupumpen.

„Leider wurde vieles öffentlich“, beklagte der 96-Sportchef einige Zeit später und stellte jetzt fest: „Man muss ein guter Schauspieler sein, und man darf Zweifel nicht nach außen zeigen.“ Dazu würde passen, dass womöglich alles nur Mittel zum Zweck war. Denn 96-Boss Martin Kind ließ ihn bekanntlich nicht ziehen, stellte ihm vielmehr eine Beförderung zum Geschäftsführer in Aussicht. Aktuell wird Heldt als Sportchef-Kandidat beim VfL Wolfsburg gehandelt – wie auch Jörg Schmadtke.

In Köln mag man sich mit all diesen Dingen nicht mehr beschäftigen. Stattdessen versucht Trainer Stefan Ruthenbeck nach sieben Gegentreffern in den letzten beiden Spielen die Abwehr zu stabilisieren. Möglicherweise bietet er eine Dreierkette auf.

Voraussichtliche Aufstellungen: Köln: T.Horn; Sörensen, Meré, Heintz; Risse, Hector; Zoller, Höger, Özcan, Jojic; Terodde. – Hannover: Tschauner; Anton, Sané, Elez; Korb, Ostrzolek; Schwegler, Fossum; Klaus, Bebou; Füllkrug. – SR: Schmidt (Stuttgart).

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