1. FC Köln Johannes Geis über seine ersten Monate beim FC

Köln · Johannes Geis fühlt sich beim FC pudelwohl und möchte gerne bleiben – selbst wenn der Aufstieg nicht gelingen sollte. Die Zeit auf Schalke hat ihn geprägt.

 Voll integriert: Johannes Geis (rechts) mit Jonas Hector.

Voll integriert: Johannes Geis (rechts) mit Jonas Hector.

Foto: picture alliance/dpa

Als er sich zum Interview auf dem roten Sofa mit Geißbockkissen niederlässt, macht Johannes Geis einen äußerst entspannten und aufgeräumten Eindruck. Der 25-Jährige spricht im Interview mit Martin Sauerborn über seine ersten beiden Monate beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Köln, über seine schwere Zeit auf Schalke – und über seine Emotionen beim Rosenmontagszug.

Herr Geis, Sie sind seit gut zwei Monaten beim 1. FC Köln. Wie fühlt es sich für Sie an?

Johannes Geis: Ich fühle mich pudelwohl hier. Es läuft ja auch ganz ordentlich, sowohl bei der Mannschaft als auch bei mir.

Geis: Also, dieser Club ist positiv verrückt. 50 000 Zuschauer bei Heimspielen gegen Bielefeld oder Sandhausen sind nicht normal. Ich bin auch sehr davon angetan, wie Spieler und Trainer hier miteinander arbeiten. Meine Erwartungen sind alle übertroffen worden.

Geis: Es geht immer besser, aber ich hatte zuvor ein halbes Jahr lang nicht gespielt. Von daher bin ich zufrieden. Ich wollte zum Beispiel meine Standardstärken einsetzen – und das klappt bislang ganz gut.

Geis: Es ist mental sehr schwer durchzustehen, wenn man nur trainiert. Die Mannschaft fährt zum Spiel und du bleibst zu Hause oder sitzt auf der Tribüne, das nagt an einem Fußballer, der immer spielen möchte.

Wie sind Sie mit der Situation in diesem halben Jahr auf Schalke umgegangen?

Geis: Es geht dann darum, stark zu bleiben und weiter an sich zu glauben. Es kommen auch wieder andere Zeiten, wie zum Beispiel gerade hier in Köln. Ich habe mit meiner Freundin, meiner Familie und Freunden ein intaktes Umfeld. Durch Kommunikation mit diesen für mich sehr wichtigen Menschen ist es mir etwas leichter gefallen. Es bleibt aber hart, auf der Tribüne zu sitzen.

Geis: Ich habe ja im Training gesehen, was ich kann und dass ich gut dabei bin und eigentlich spielen könnte, aber ich habe leider keine Chance bekommen. Es gibt halt immer mal schlechtere Phasen, auch wenn so ein halbes Jahr sehr lang ist. Dann muss man wissen, was man zu leisten im Stande ist und dass es wiederkommen kann. Hier haben mir Armin Veh und Markus Anfang das Vertrauen geschenkt, das jeder Spieler braucht.

Sie sind 2015 für elf Millionen Euro Ablöse von Mainz nach Schalke gewechselt? Haben Sie diesen Wechsel bereut?

Geis: Es war eine Erfahrung, und ich würde es wieder machen. Nur ein paar Kleinigkeiten würde ich dann anders machen.

Geis: Ich würde mir nicht alles so zu Herzen nehmen. Schalke ist ein großer Club, und es wird vielmehr geschrieben als in Mainz. Das darf man nicht so nah an sich heranlassen. In der Hinsicht bin ich reifer geworden, sehe die Dinge reflektierter und lockerer.

Geis: Es war eine tolle erste Reise für mich ins Ausland. Die Stadt und die Menschen leben und sind sehr offen. Sevilla wird für immer in meinem Herzen bleiben, auch wegen der großartigen Erlebnisse in der Champions League. Wir haben zu Hause gegen Liverpool ein 0:3 noch aufgeholt und sind in Old Trafford gegen Manchester United ins Viertelfinale gegen die Bayern eingezogen.

Geis: Allein in Sevilla waren es in dem einen Jahr drei. Und auf Schalke sind es auch drei gewesen. Es ist sicher für Spieler besser, länger mit einem Trainer und einer Philosophie zu arbeiten. Konstanz ist wichtig, um etwas entwickeln zu können. Viele Vereine handeln da vielleicht etwas zu schnell. Aber von vielen unterschiedlichen Trainern – wie in meinem Fall Büskens, Tuchel, Schmidt, Breitenreiter, Weinzierl, Tedesco, Berizzo und Montella, kann man als Spieler auch viel lernen.

Geis: Ich habe ein halbes Jahr nicht gespielt und mein ehemaliger Trainer hat ein halbes Jahr nicht mit mir geredet. Markus Anfang redet viel mit mir und allen anderen Spielern. Er ist ein bisschen der Kumpel-Typ, aber mit viel Autorität und ohne zu nah an der Mannschaft zu sein.

Geis: Es war für beide Seiten ein gewisses Risiko, sich längerfristig zu binden. Momentan läuft es aber sehr gut. Der 1. FC Köln hat mich super aufgenommen, und wir werden sicher bald darüber sprechen und sehen, wie es weiter geht.

Geis: Es spricht aus meiner Sicht nichts dagegen. Mein Berater und Armin Veh befinden sich im ständigen Austausch. Wir werden sehen.

Geis: Ich denke nicht daran, dass wir nicht aufsteigen. Und ich habe gelernt, dass es im Fußball wichtigere Dinge gibt, als die Frage, in welcher Klasse man spielt.

Geis: Das haben mich schon viele gefragt. Ich muss die Freistöße noch besser und intensiver trainieren. Aber am wichtigsten ist, dass ich meinen Beitrag leiste und dem Team helfe.

Geis: Dafür gibt es kaum Worte. Es war Wahnsinn, wie ein Rausch. Ich habe schon viel erlebt, und es ist cool, vor 50 000 Fans zu spielen, aber auf dem Wagen – das war noch einmal eine ganz spezielle Stimmung. Die Menschen jubeln einem zu und rufen „Spitzenreiter, Spitzenreiter“. Ich hatte den Karneval schon in guter Erinnerung, aber dass es so krass sein kann, hätte ich nicht gedacht. Ich habe an Rosenmontag gesehen, wie Köln ist und wie die Stadt zum FC steht.

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