Die Hoffnung lebt FC stemmt sich mit 2:1 in Leipzig gegen drohenden Abstieg

Leipzig · Bei Minus vier Grad gewann der 1.FC Köln gegen Leipzig mit 2:1. Mit zwei personellen und einer taktischen Umstellung, bekamen die Kölner das Spiel erst in der zweiten Halbzeit in den Griff.

 Leipzigs Bruma (r) und Kölns Marcel Risse kämpfen um den Ball.

Leipzigs Bruma (r) und Kölns Marcel Risse kämpfen um den Ball.

Foto: dpa

Der kleinen Hoffnung auf ein Fußballwunder hat der 1. FC Köln ausgerechnet bei Europa-League-Achtelfinalist RB Leipzig neue Nahrung gegeben. Nach einer schwachen ersten Halbzeit und einem 0:1-Rückstand steigerte sich die Mannschaft im zweiten Durchgang enorm und kam aufgrund dessen auch zu einem verdienten 2:1-Erfolg. „Wir sind zwar immer noch Tabellenletzter, haben aber erstmals mit dem Vorletzten nach Punkten gleichgezogen“, wies Timo Horn auf einen wichtigen psychologischen Umstand hin.

Wie wichtig der Glaube an das eigene Können ist, dafür war das Kölner Spiel ein Spiegelbild. Denn zunächst habe man nicht an die eigenen Fähigkeiten geglaubt, Verunsicherung sei zu spüren gewesen, gab der FC-Torwart später zu. Das zeigte sich im frühen Rückstand (5.), als Jean-Kevin Augustin einen Pfostenabpraller locker zur Führung der Gastgeber einschob.

Zwar besaß der FC wenig später eine gute Möglichkeit durch Simon Terodde, dessen Kopfball Torwart Peter Gulacsi über die Latte lenkte, doch das war es für lange Zeit. Dagegen boten sich den Leipzigern vier sogenannte hundertprozentige Chancen, die sie allesamt vergaben.

„Da haben sie uns am Leben gelassen. Eigentlich hätten sie zur Halbzeit deutlich führen müssen“, meinte Leonardo Bittencourt. Der kleine Außenstürmer war erstmals nach dreimonatiger Pause wieder im Kader und sollte nach seiner Einwechslung nach gut einer Stunde noch Geschichte schreiben. Zunächst aber waren es seine Kollegen, die dem Spiel eine Wende gaben. Mit Beginn der zweiten Hälfte übernahmen sie endlich die Initiative, drückten die Hausherren mehr in die Defensive und setzten sie dort unter Druck. Gleichzeitig merkte man den Leipzigern an, dass es trotz einiger Personalrotation das dritte Spiel innerhalb von sieben Tagen war. Die Beine wurden ihnen schwerer, die Reaktionsfähigkeit ließ nach.

Kölner drehten auf

„Es war, als wäre der Stecker gezogen worden und plötzlich kein Strom mehr da. Trotz unserer Belastung durch die vorangegangenen Spiele darf man sich aber nicht so die Butter vom Brot nehmen lassen“, ärgerte sich Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl.

Dagegen blühten und drehten die Kölner auf. Vor allem Marcel Risse wurde am rechten Flügel zu einer treibenden Kraft. Trainer Stefan Ruthenbeck schob ihn von der Rechtsverteidigerposition etwas weiter vor, und der Außenstürmer dankte es mit Angriffen und Flanken.

Eine solche landete in der 70. Minute zunächst bei einem Gegenspieler, doch nach dessen Klärungsversuch kam der Ball zu Vincent Koziello. Der Franzose, erstmals von Beginn an dabei, ging an der Strafraumgrenze nach links, zog dann ab und traf zum 1:1.

Nach einem Konter wenig später verzog Risse beim Torschuss, um sich dann wieder auf die Vorarbeit zu konzentrieren. Von rechts drang er in den Strafraum ein, legte den Ball quer, und Leonardo Bittencourt vollendete zum 2:1 (77.).

„Ich wollte es meinem Vater gleichtun. Er hatte ja mit dem VfB Leipzig nach der Wende in der Bundesliga gespielt und hier im alten Zen- tralstadion einmal ein Tor geschossen. Am Samstag hatte er Geburtstag, und da passte es doch, dass ich das Tor gemacht habe“, meinte Bittencourt zwinkernd und fügte ebenso gut gelaunt hinzu: „Und ich hoffe, im nächsten Jahr mit dem FC wieder hier zu spielen und noch einmal ein Tor zu schießen.“ Die Chance auf den Klassenerhalt ist angesichts eines Rückstands von sieben Punkten auf den Relegationsplatz zwar immer noch weit entfernt, „aber die Mannschaft lebt. Wenn wir hier verloren hätten, wäre es sehr schwierig geworden. Aber so glauben wir weiter an uns“, meinte Timo Horn. Und der Glaube kann bekanntlich Berge versetzen – und schlechte erste Hälften vergessen lassen.

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