1. FC Köln FC-Präsident Werner Spinner lehnt Rücktritt ab

KÖLN · Trotz der schwierigen Lage des 1. FC Köln denkt FC-Präsident Werner Spinner nicht an Rücktritt. Der Boss des Bundesliga-Tabellenletzten räumt ein, mit der Trennung von Trainer Peter Stöger zu lange gewartet zu haben.

Es ist die wohl schwierigste Phase, die Werner Spinner zusammen mit seinen Vorstandskollegen Toni Schumacher und Markus Ritterbach beim 1. FC Köln derzeit durchmacht. Als er vor knapp sechs Jahren das Ruder im Club übernahm, stand er zwar vor einem riesigen sportlichen und wirtschaftlichen Scherbenhaufen – was aktuell auf das Kerngeschäft, den Fußball, begrenzt ist. Aber diesmal ist die Fallhöhe eine ganz andere. Von der ersten Europapokal-Teilnahme seit einem Vierteljahrhundert rauschte der FC sang- und klanglos abgeschlagen auf den letzten Platz der Bundesliga.

„Eine Situation, die wir bei Weitem nicht erwartet haben – und das, obwohl der Vorstand immer betont hat, dass es für uns nur ein einziges sportliches Ziel gibt: den Klassenerhalt in der Bundesliga. Für dieses Ziel waren wir offenbar nicht ausreichend aufgestellt“, konstatierte Werner Spinner im Gespräch mit dieser Zeitung.

Hätte man sich seiner Meinung nach also früher von Trainer Peter Stöger trennen müssen, hätte man die Arbeit des zurückgetretenen Sportchefs Jörg Schmadtke kritischer hinterfragen müssen? Der FC-Präsident schaut auf die drei brennenden Kerzen des Adventskranzes vor sich und bejaht die Frage. Man habe sehr lange gehofft, dass das Trainerteam um Peter Stöger mit der Mannschaft die Kurve kriegen würde: „Im Nachhinein vielleicht zu lange.“ Daneben habe das Präsidium erkannt, dass es die sportliche Verantwortung zu sehr auf einzelne Personen zugeschnitten habe. Die Folge sei gewesen, „dass nach dem Abschied von Jörg Schmadtke ein Vakuum entstanden ist. Das müssen und werden wir künftig anders handhaben, und da sind wir uns mit unserem neuen Sportchef Armin Veh und Frank Aehlig, dem künftigen Leiter der Lizenzspielerabteilung, auch einig“.

"Ich bin kein Weichei"

Was die sportliche Arbeit und das dafür vorgesehene Personal anbelangt, so will sich Werner Spinner wie schon in der Vergangenheit aus den notwendigen Planungen heraushalten. Weil alles um das Fußballspiel herum nicht zu seinen Aufgaben im Verein zählt, kann er nicht verstehen, dass man ihn und seine Kollegen deshalb angesichts des letzten Tabellenplatzes anfeindet. „In den Zeiten, als es mit dem FC nach oben ging, war mir das Schulterklopfen zu viel. Wir als Präsidium hatten wenig mit den Erfolgen der Mannschaft zu tun, wir haben nur den Rahmen geschaffen“, musste der 69-Jährige nur wenige Monate zurückschauen, um sich an solche Momente zu erinnern. Die Angriffe jetzt seien die andere Seite der Medaille. Dabei sei das Präsidium weder für Kaderplanung, Training oder Taktik noch für die gesundheitliche Betreuung der Profis verantwortlich.

Dass Teile der Kritik ins Persönliche gehen, sei vor allem für seine Frau und die vier großen Kinder unangenehm. „Ansonsten bin ich kein Weichei. Es wäre der falsche Moment und ein falsches Signal auch in den Club, jetzt hinzuschmeißen“, gab sich Spinner im Gespräch kämpferisch.

Bei den Anfeindungen gehe es aber auch über die sportliche Situation hinaus. Vor allem die Rücktrittsforderungen seitens der Ultra-Gruppierungen und von Fan-Initiativen hätten andere Gründe. „Wir haben 64 gerechtfertigte Stadionverbote erteilt, wir haben eine Stadion-Alternativplanung offen angesprochen. Die Ultras haben sich aus dem Dialog verabschiedet. Nach fünf Jahren und viel Mühe, die wir uns gegeben haben, passieren Dinge wie in Belgrad, wo Pyrotechnik auf Menschen geschossen und geworfen wurde. Und statt sich damit kritisch auseinanderzusetzen, schreibt der Südkurve e.V. offene Briefe mit Vorwürfen gegen die Clubführung. So geht es nicht.“

Zu den Problemfeldern der zweiten Jahreshälfte gehört auch die Stadionfrage. Soll weiter in Müngersdorf gespielt werden, wo der Club mit aktuell 10,5 Millionen Euro an die Stadt die höchste Stadionmiete in Deutschland bezahlt, oder baut man auf eigene Kosten für geschätzt 200 Millionen Euro irgendwo an der Peripherie Kölns einen Fußballtempel für 65 000 oder 70 000 Zuschauer?

„Wir möchten gerne in Müngersdorf bleiben“, sagte Werner Spinner. Dann kommt sein Aber: „Das Stadion weist zahlreiche Defizite auf, angefangen von der Einlasssituation über den Businessbereich bis zu Lautsprecher- und Klimaanlage. Die Fans beschweren sich darüber.“ Zudem hängt offenbar das Problem des Lärmschutzes wie ein Damoklesschwert über dem Stadion. Man habe Briefe von vier Bürgerinitiativen vorliegen, in denen sich einerseits gegen einen Stadionausbau ausgesprochen, andererseits von der Stadt als Eigentümerin verlangt würde, dass die Lärmschutzauflagen endlich erfüllt werden. Der 1. FC Köln habe inzwischen ein Lärmschutzgutachten vorgelegt, woraufhin auch die Stadt eins in Auftrag gegeben habe.

Und dann sei da noch die Kostenfrage eines Ausbaus. Der werde nach derzeitigem Stand 100 Millionen bis 120 Millionen Euro kosten und sei durch die Mehreinnahmen nicht refinanzierbar. „Vor diesem Hintergrund ist es doch völlig logisch, dass wir alle Alternativen durchplanen, denn 2024 läuft der Pachtvertrag aus“, erklärte Werner Spinner, um dann hinzuzufügen: „Aber dass wir momentan andere Sorgen haben, ist auch klar.“

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