1. FC Köln Erster Arbeitstag des Hoffnungsträgers Frank Schaefer

KÖLN · Um kurz nach 14 Uhr betrat der neue, alte sowie wohl auch letzte Hoffnungsträger des 1. FC Köln am Freitag unter einem Blitzlichtgewitter der Fotografen und beobachtet von zahlreichen Fernsehkameras die Katakomben unterhalb der Westtribüne im Rheinenergie-Stadion.

Mit neuer Brille, aber wie bei seiner ersten Mission als Profitrainer des Fußball-Bundesligisten gut gelaunt und mit beeindruckender Rhetorik beantwortete der 48-jährige Fußballlehrer an der Seite von Haupt-Geschäftsführer Claus Horstmann souverän die Fragen der Journalisten und verriet, warum er sich nach seinem freiwilligen Rückzug vor knapp einem Jahr diesen schwierigen Job noch einmal antut.

"Ich hätte es mir vor dieser Stadt, diesen Fans und diesem Verein nie verzeihen können, wenn ich mich aus der Verantwortung gestohlen hätte", erklärte der "kölsche Jung" voller Pathos, um gleich selbstbewusst hinzuzufügen: "Ich bin fest vom Klassenerhalt überzeugt, sonst hätte ich diese reizvolle Aufgabe nicht übernommen. Und diese Aufgabe führt ihn am Sonntag um 15.30 Uhr gleich nach Mönchengladbach, zum wichtigsten Derby für alle FC-Fans bei der Borussia.

Da bleibt kaum Zeit zur Vorbereitung. Am Freitagmorgen versammelte Schaefer die Mannschaft zusammen mit seinem Assistenztrainer Dirk Lottner bei einem nicht-öffentlichen Training im Rheinenergie-Stadion zum ersten Mal um sich und gewann dort "einen guten Eindruck" vom Team . "Wir haben nicht viel Zeit, aber ich bin von der Qualität des Kaders überzeugt".

Am Samstag findet dort noch eine zweite Übungseinheit statt, bevor der Ernstfall eintritt. "Natürlich hätte ich mir ein wenig mehr Vorbereitungszeit gewünscht", offenbart Schaefer. "Aber wir müssen uns der Herausforderung stellen. Das geht natürlich in erster Linie über die Ansprache." Dementsprechend hat der Fußballlehrer sich auch bezüglich der Aufstellung noch nicht entschieden. Er sagt zumindest nicht öffentlich, ob es gravierende Veränderungen gibt oder Spieler aus dem Nachwuchsbereich eine Chance erhalten.

Fest steht: Zum einen sind die von seinem beurlaubten Vorgänger Stale Solbakken vorübergehend aussortierten Spieler Milivoje Novakovic, Slavomir Peszko, Petit oder Kevin Sommer begnadigt. "Es gibt nur die Möglichkeit, wieder bei null anzufangen, denn wir müssen uns als Einheit präsentieren", sagt Schaefer. Und auch hinsichtlich der Frage nach dem Kapitän ist die Sache für den neuen Chefausbilder klar:. "Pedro Geromel wird auch in Mönchengladbach die Spielführerbinde tragen. Es gibt keinen Grund, da irgendetwas zu ändern."

Klar ist aber auch, dass Frank Schaefer den wichtigsten Posten im Verein nur für die restlichen vier Begegnungen in der Bundesliga bis zum Saisonende übernimmt. Danach ist definitiv Schluss, ob der Klassenerhalt geschafft wird oder nicht. Um das Ziel zu erreichen, will Schaefer auch in Anbetracht von 63 Gegentoren in 30 Spielen von Raum- auf Manndeckung umstellen. So viel ließ der Hoffnungsträger zumindest durchblicken.

Claus Horstmann lobte derweil Schaefer in den höchsten Tönen, bestätigte aber auch Kontakte mit anderen Kandidaten. "Aber Schaefer war die beste Lösung, die wir uns vorstellen konnten", sagte einer der wenig verbliebenen Verantwortungsträger in der verwaisten Kölner Führungsspitze. Horstmann betonte noch einmal, dass sich der "Verein die Sache nicht leicht gemacht habe. "Wir waren von Stale Solbakken überzeugt, aber nun blieb uns keine andere Wahl, als zu handeln, um unserer wichtigstes Ziel, den Klassenerhalt, zu erreichen."

Der entlassene Solbakken hatte derweil schon in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem norwegischen Fernsehsender NRK Einblicke in seine seelische Verfassung gegeben. "Zum ersten Mal war ich so müde, dass ich nicht aufstehen wollte", sagte Solbakken in einem bis gestern nicht veröffentlichten Fernsehinterview. Das Leben in Köln sei eine enorme Belastung für ihn und seine Familie.

Das rheinische Derby zwischen Mönchengladbach und dem 1. FC Köln ist übrigens überraschend nicht ausverkauft sein. Der FC hatte 1200 Tickets zurückgegeben. Aus Sicherheitsgründen werden diese am Spieltag nicht mehr verkauft. So werden rund 53.000 Zuschauer die Begegnung im Borussia-Park verfolgen.

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