FC-Stürmer Simon Zoller Die zweite Chance

Köln · Bei Simon Zoller kommt die Einsicht an einem Ort, den ein Fußballprofi am liebsten meidet. Als der 24-Jährige sich im Frühjahr 2015 auf der Ersatzbank des Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern wieder findet, wird ihm klar, dass die Dinge falsch laufen.

 Simon Zoller hatte in seiner Karriere oft mit Muskelverletzungen zu kämpfen.

Simon Zoller hatte in seiner Karriere oft mit Muskelverletzungen zu kämpfen.

Foto: dpa

„Dieser Moment hat mich weiter gebracht, weil ich richtig verstanden hatte, dass ich arbeiten muss, wenn ich spielen will, egal wann und egal wo“, räumt Zoller ein.

Bis dahin war es für den gebürtigen Friedrichshafener in seiner Karriere als Fußballprofi stets nach oben gegangen. In der Saison 2012/13 schießt Zoller unter Trainer „Pele“ Wollitz den VfL Osnabrück mit 15 Toren auf den Relegationsplatz in der 3. Liga. In der nächsten Saison startet er beim 1. FC Kaiserslautern in der 2. Liga durch, führt nach der Hinrunde mit zehn Treffern die Torjägerliste an. Im Sommer 2014 wechselt der Stürmer dann zum Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Köln.

Die Ablösesumme von kolportierten drei Millionen Euro Ablöse macht ihn zum Königstransfer, zu einem Star. Eine Welle der Aufmerksamkeit erfasst Zoller, alle wollen etwas von ihm und er gefällt sich in der Rolle des Fußballers in den sozialen Netzwerken. „Ich dachte, ich komme nach Köln und es geht einfach so weiter“, erinnert er sich.

Das war naiv und falsch gedacht. Zoller landet schnell auf dem Boden der Bundesliga-Realität. Auf gerade einmal neun Spiele kommt er in der Hinrunde für den FC und erzielt nur das zum 2:1 gegen Dortmund, der ihm von BVB-Torwart Roman Weidenfeller „geschenkt“ wird.

Aus seinem Frust heraus sucht Zoller am Ende der Winterpause dann die Bequemlichkeit. Er überrascht FC-Manager Jörg Schmadtke und Trainer Peter Stöger mit der Bitte, in der Rückrunde zurück nach Kaiserslautern gehen zu dürfen. „Das war überhastet, aber ich wollte unbedingt wieder regelmäßig spielen und diese Möglichkeit habe ich damals beim FC nicht gesehen“, erklärt Zoller. Schmadtke und Stöger akzeptieren zähneknirschend, leihen ihren Topstürmer an die Pfälzer aus, bei denen er sich nach sechs Spielen aber auf der Bank wiederfindet und endlich kapiert, dass er es ist, der etwas tun muss.

Im Sommer 2015 gibt es wieder ein Gespräch mit Schmadtke und Stöger: „Das war sehr offen und direkt und es hat mir gut getan, die Dinge so deutlich zu hören zu bekommen“, schildert Zoller. Das Entscheidende aber ist, dass die sicher unangenehme Unterredung ihre Wirkung nicht verfehlt. Zoller zieht sich weitgehend aus den sozialen Netzwerken zurück, gibt bewusst keine Interviews mehr und beginnt damit hart an sich zu arbeiten. Er steigert sein Gewicht von 69 auf 78 Kilogramm, wird stabiler und zielstrebiger.

„Entscheidend war, dass ich gemerkt habe, dass bei Manager und Trainer nichts hängen geblieben ist. Ich bin dankbar für diese zweite Chance, nach dem ersten halben Jahr, das ich beim FC abgespult habe.“ In 19 Spielen stand hat er bislang in dieser Saison auf dem Feld, zehn Mal davon in der Startelf. Von den fünf Toren, die auf sein Konto gehen, war keines geschenkt.

Wäre er nicht zweimal wie schon so oft in seiner Fußballer-Karriere mit Muskelverletzungen ausgefallen, könnte die persönliche Statistik noch besser aussehen. „Die positive Resonanz tut unheimlich gut. Ich fühle mich jetzt sehr wohl hier in Köln. Die Stadt ist schon so etwas wie meine zweite Heimat geworden.“ Das liegt sicher auch an seiner Verlobten, der Sportmoderatorin Laura Wontorra, mit der er in Köln zusammen wohnt. Und an der Mannschaft, in der er spielt. Nicht nur Zoller erlebt die intakte Gruppe mit viel Spaß in der Kabine.

Zwischen seiner Flucht nach Kaiserslautern und dem außergewöhnlichen Erlebnis beim 2:1-Heimsieg kurz vor Weihnachten gegen Dortmund ist kein Jahr vergangen. Eine Zeit, in der Simon Zoller gelernt und sich entwickelt hat. So soll es weitergehen. Sowohl in den letzten sieben Spielen, für die der FC-Stürmer nach überstandener Muskelverletzung im Kampf um den Klassenerhalt wieder zur Verfügung steht, als auch nächste Saison. Denn Einsicht bleibt der erste Weg zur Besserung. Diesen Pfad hat Simon Zoller beim 1. FC Köln mittlerweile mit beiden Beinen auf der Erde betreten.

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