1. FC Köln Das Glück ist zum FC zurückgekehrt

Köln · Das 1:0 des 1. FC Köln gegen den VfL Wolfsburg ist der erste Saisonsieg. Die jüngste Kölner Startelf seit mehr als 30 Jahren gewinnt verdient.

Der Hinrundenabschluss des 1. FC Köln ist ebenso paradox wie womöglich richtungweisend: Da wird 16 Mal nicht gewonnen, ist oftmals nicht schlechter als der Gegner, schrammt aber an den zustehenden Punktgewinnen vorbei. Es kommt der Trainerwechsel, die Pechsträhne aber hält weitere drei Spiele an – um im letztmöglichen Moment zu reißen.

Warum wurde gegen Wolfsburg gewonnen?

Nach vorsichtigem Beginn spielte der FC Hochgeschwindigkeitsfußball bis zum Umfallen. Das 1:0 durch Christian Clemens (67.) war hochverdient, man hätte leicht höher führen können. Trainer Stefan Ruthenbeck hatte der Mannschaft eingeschärft, viel mehr vertikale Pässe zu spielen. Das wurde gut umgesetzt. Einziges Manko: Der Ballführende war oft allein, besaß vor allem im gegnerischen Strafraum keine Anspielstation. In der Schlussviertelstunde warfen die Wölfe alles nach vorn, doch mit Glück und Geschick verteidigte der FC das 1:0.

Stefan Ruthenbeck machte seine Ankündigung wahr und brachte mit Birk Risa und Chris Führich gleich zwei 19-jährige Nachwuchsspieler von Beginn an. Mit einem Altersschnitt von 23 Jahren und 155 Tagen war es die jüngste FC-Elf in einem Pflichtspiel seit mehr als 30 Jahren. „Tut mir leid, dass ich den Schnitt kaputt gemacht habe“, witzelte Kapitän Matthias Lehmann. Hätte statt des 34-Jährigen ein 23-Jähriger gespielt, wäre die Mannschaft noch ein weiteres Jahr jünger gewesen.

Birk Risa wurde am linken Sprunggelenk verletzt. Sein Einsatz gegen Schalke ist ungewiss. Dagegen kann Salih Özcan wohl spielen, obwohl er einen schmerzhaften Bluterguss unter einem Zehennagel erlitt. Matthias Lehmann war körperlich am Ende, soll aber fit werden. Ersatztorwart Thomas Kessler fehlte weiter wegen einer Knieverletzung.

Der FC verdoppelte seine Punktausbeute auf sechs Zähler. Damit gab er die Rote Laterne des Schlusslichts der Bundesligageschichte an Tasmania 1900 ab. Die Berliner holten in der Hinrunde 1965/66 nach der Dreipunkteregel vier Zähler. Am Ende stiegen sie mit zwei Siegen und vier Remis ab.

Vor allem stimmten die Fans damit über die bisherigen Leistungen, vor allem im vorangegangenen Heimspiel – 3:4 nach 3:0 gegen Freiburg – ab. 41 100 Zuschauer bedeuteten den schwächsten Bundesligabesuch seit 13 Jahren. Viele Dauerkarteninhaber hinterließen leere Plätze, und von den 5000 Gästekarten wurden etwa 700 genutzt.

Zunächst auf die Führungsriege. „Vorstand raus“ wurde ebenso plakatiert wie gerufen. Daneben hieß es auf zwei Bannern: „Rot-Wein-Blase geplatzt? Willkommen in der Realität“ und „Nur Spinner am Werk“. Daneben aber wurde auch Rainer Mendel, Fan-Beauftragter, angegriffen. „Deine Tage sind gezählt“ hieß es auf einem Plakat. Thomas Schönig, Vorsitzender der AG-Fankultur beim 1. FC Köln und Richter am Amtsgericht, war entrüstet: „Wenn jemand persönlich angefeindet wird, hört der Spaß auf.“

„Von den nächsten vier Spielen haben wir drei zu Hause. Schauen wir mal“, gab sich Dominique Heintz vorsichtig optimistisch. Dagegen blieb Timo Horn recht realistisch: „Wir müssten schon direkt im Derby gegen Gladbach etwas mitnehmen. Und dennoch würde eine Rettung an ein Wunder grenzen.“

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