1. FC Köln Bloß nicht überraschen lassen

KÖLN · Geißböcke stellen sich in Hamburg auf eine extrem aggressive Mannschaft des HSV ein.

 Gute Laune bei FC-Trainer Peter Stöger (r.) und seinem Gegenüber Markus Gisdol (l.) vor dem Pokalspiel im Februar: Nach dem 2:0-Sieg der Hamburger lachte nur noch der HSV-Trainer. FOTO: DPA

Gute Laune bei FC-Trainer Peter Stöger (r.) und seinem Gegenüber Markus Gisdol (l.) vor dem Pokalspiel im Februar: Nach dem 2:0-Sieg der Hamburger lachte nur noch der HSV-Trainer. FOTO: DPA

Foto: picture alliance / Christian Cha

Peter Stöger zählt ganz sicher nicht zu den Fußballtrainern, die leicht zu überraschen sind. Schon gar nicht von den eigenen Spielern, die der Österreicher ja besonders gut kennt und fast täglich sieht. Als der Coach des 1. FC Köln in dieser Woche nun mit einer Aussage von Marco Höger zum anstehenden Bundesligaspiel beim Hamburger SV (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) konfrontiert wurde, musste er aber lächelnd sein Erstaunen einräumen: „Das überrascht mich, dass ihn das überrascht hat.“

Höger war bezüglich der 0:2-Niederlage des FC Anfang Februar im Pokal-Achtelfinale gefragt worden, was die Kölner diesmal besser machen müssten: „Wir haben in der ersten Halbzeit die nötige Präsenz vermissen lassen und uns vielleicht von der aggressiven Spielweise des HSV überraschen lassen.“ Das wollte FC-Trainer Stöger so natürlich nicht stehen lassen, denn Überraschung basiert irgendwo immer auch auf Unkenntnis: „Also, soweit ich mich erinnere, war die Aggressivität der Hamburger ein wesentlicher Punkt, der angesprochen wurde“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Dazu sollte man noch wissen, dass Höger in jenem Pokalspiel erst nach 54 Minuten eingewechselt wurde und sich die Geißböcke zu diesem Zeitpunkt längst auf die Spielweise des HSV eingestellt hatten.

Lustige Anekdote aus dem FC-Trainingsalltag, aber ein ernster Hintergrund: „Hamburg hat begriffen, dass es auf die Grundtugenden des Fußballs ankommt. Es wird am Samstag aggressiv geführte Zweikämpfe geben, und es wird viel um zweite Bälle gehen“, erwartet Höger ein umkämpftes Spiel. Zudem will der Kölner Sechser erkannt haben, dass sich im Mannschaftsgefüge der Hanseaten Entscheidendes getan hat: „Ich kenne HSV-Trainer Markus Gisdol noch aus Schalke. Er hat bestimmt einen guten Draht zu seinen Spielern aufgebaut.“

Eine Einschätzung, die Stöger nicht überrascht: „Hamburg hat gute Einzelspieler, aus denen eine Mannschaft geworden ist. Der HSV ist mit Markus Gisdol auf einem sehr guten Weg.“ Wie gut, zeigt die Rückrundentabelle. Der Bundesliga-Dino liegt dort mit 14 Punkten auf Rang fünf und ist in der heimischen Arena noch ungeschlagen. Dass die Hamburger trotzdem nur auf Relegationsplatz 16 liegen, ist ihrem desaströsen Start in die Spielzeit 2016/17 geschuldet.

Die Kölner stellen sich jedenfalls auf eine extrem giftige HSV-Truppe ein, die ihnen wie schon im Pokal das Leben mit ihrem Pressing und Gegenpressing schwer machen will. Im Februar führte dies in der ersten Hälfte zu einigen unsortierten Momenten in der FC-Defensive.

Situationen, die Stöger am Samstag unbedingt vermeiden möchte. Es ist deshalb davon auszugehen, dass er sein Team mit einer ähnlichen Taktik wie beim 4:2-Heimsieg vor 14 Tagen gegen Hertha BSC antreten lässt. Da hatte der FC den Berlinern weitgehend den Ball überlassen (nur 29 Prozent Ballbesitz), dafür aber in den defensiven Räumen stabil gestanden und trotzdem vier Tore erzielt. „Der Sieg gegen die Hertha hat uns verständlicherweise gutgetan. Er hat Ruhe und Normalität in unseren Alltag gebracht. Wenn wir verloren hätten, würden wir zu der großen Gruppe zählen, die auch noch mit dem Relegationsplatz zu tun hat. Es geht eben knapp zu“, beschreibt Stöger die Situation. Dass er aufgrund von sechs Ausfällen einen U 19-Spieler in den 18er-Kader berufen muss, ficht den Trainer nicht an: „Was man hat, möchte man nicht hergeben“, sagt er zum sechsten Tabellenplatz, um anschließend zum x-ten Male eine Lanze für seine von Verletzungen gebeutelte Mannschaft zu brechen: „Wir haben genug gute Jungs. Wenn wir unsere Leistung abliefern, werden wir auch etwas holen. Wir verstecken uns nicht.“ Eine andere Ansage des 50-Jährigen hätte auch überrascht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort