1. FC Köln Als der Gladbach-Bus gestohlen wurde

KÖLN · Bei FC-Trainer Peter Stöger wäre Kuriosum wie vor 45 Jahren unmöglich. Torjäger Modeste ist fit.

 Vom Kasernieren der Spieler hält Peter Stöger absolut nichts. FOTO: DPA

Vom Kasernieren der Spieler hält Peter Stöger absolut nichts. FOTO: DPA

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Mit Anthony Modeste an Bord macht sich der Mannschaftsbus des 1. FC Köln am Samstagmittag auf den Weg zum Derby nach Mönchengladbach. Der Stürmer konnte am Abschlusstraining teilnehmen, nachdem er zwei Tage lang wegen einer Fußverletzung kürzertreten musste.

„Bei mir ist alles gut. Ich habe keine Schmerzen mehr und kann spielen“, sagte der Torjäger gegenüber dieser Zeitung. Auf ihm ruhen verständlicherweise die Hoffnungen der FC-Anhänger, während die Gladbacher Fans auf den Torinstinkt des nach Muskelverletzungen genesenen Raffael setzen. Das Torjäger-Duell wird einer der brisanten Zweikämpfe des Derbys sein.

Dass die FC-Profis nach dem Abschlusstraining nach Hause fuhren, ist für sie mittlerweile normal. Noch vor einigen Jahren aber wäre es undenkbar gewesen, dass sich die FC-Mannschaft erst am Spieltag trifft. An diesem Samstag fährt sie nach dem Mittagessen erst gut zwei Stunden vor dem Anpfiff die gut 60 Kilometer vom Geißbockheim zum Borussia-Park.

Noch bis zu Beginn dieses Jahrtausends quartierte man sich selbst am Abend vor einem Heimspiel im sogenannten Mannschaftsquartier ein. Beim 1. FC Köln waren das sogar außerhalb liegende Hotels wie der Gronauer Tannenhof in Bergisch Gladbach oder sogar das Forsthaus Rath in Nideggen in der Eifel.

Bei Auswärtsspielen war es ohnehin üblich, tags zuvor anzureisen und in der Nähe der gegnerischen Spielstätte zu übernachten. Was bei teils stundenlangen Busreisen verständlich war, wurde allerdings auch bei einstündigen Flügen zunächst beibehalten.

Beim 1. FC Köln änderte sich das grundlegend mit der Verpflichtung von Trainer Peter Stöger. Vor Heimspielen trifft man sich erst am Spieltag, gleiches gilt für Gastspiele im Westen. Ebenso wird es bei Abendspielen gehandhabt, wenn man entspannt mit Bahn oder Flugzeug am Morgen anreisen kann.

„Diesbezüglich habe ich mich nach dem Wunsch der Spieler gerichtet“, sagte Peter Stöger. Er selbst ist ohnehin ein Befürworter der kurzfristigen Anreise, wenn sie praktikabel und stressfrei ist. „Als Spieler habe ich es gehasst, vom Vortag an die Zeit bis zur direkten Spielvorbereitung in den Hotels totzuschlagen. Wenn das nicht sein muss, sollte man es sein lassen.“

Früher aber war das eben anders – und führte beim elften Bundesligaderby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach zu einer verrückten Räuberpistole. Die Gladbacher hatten trotz der Nähe zu Köln am 1. Oktober 1971 nicht ihr heimisches Quartier zum Übernachten bezogen, sondern waren nach Brauweiler gefahren, wo man im Hotel Schugt wohnte.

Helle Aufregung herrschte dort am Samstagmorgen, weil der erst wenige Wochen alte und 150 000 Mark teure Mannschaftsbus vom Typ Kässbohrer Setra 80 verschwunden war. Weil die Spielkleidung und die Fußballschuhe im Laderaum lagen, fuhren Betreuer nach Mönchengladbach um auf dem Vereinsgelände und bei den Spielern daheim den notwendigen Ausrüstungsersatz für Günter Netzer und Co. zu besorgen, wie Dirk Unschuld in seinem Buch „Als der Geißbock Moped fuhr“ festgehalten hat.

Wegen des damaligen Neubaus des Müngersdorfer Stadions fand das Spiel in der mit 25 000 Zuschauern ausverkauften Radrennbahn statt. Mann des Tages wurde Paul Scheermann, der mit seinem zweiten Treffer den 4:3-Sieg des FC sicherte.

Auch wenn die Borussen besiegt und in einem Ersatzbus heimfuhren, tauchte immerhin wenige Stunden später ihr Gefährt in einer Sackgasse in Frechen-Königsdorf wohlbehalten auf. Die Diebe wurden nie ermittelt . . .

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