Rheinisches Derby 6.000 Kölner fahren nach Gladbach

Mönchengladbach · Das Duell Gladbach gegen Köln elektrisiert nach einer Boykott-Saison wieder die Fans. Die Polizei will am Samstag Szenen wie im Februar 2015 verhindern.

 Nach dem Fan-Boykott wollen rund 6.000 Kölner Fans ihren FC in Mönchengladbach anfeuern.

Nach dem Fan-Boykott wollen rund 6.000 Kölner Fans ihren FC in Mönchengladbach anfeuern.

Foto: dpa

Vor zwei Jahren krachte es, dann herrschte Leere in den Auswärtsblöcken, jetzt ist das Derby-Fieber wieder da: Wenn am Samstag die Erzrivalen Borussia Mönchengladbach und 1. FC Köln im auch sportlich brisanten Duell aufeinandertreffen, sind die Fans beider Seiten wieder elektrisiert. Tumulte wie nach dem Spiel im Februar 2015 will die Polizei dabei mit aller Macht verhindern.

Das rheinische Derby sei "größer als Spiele gegen den FC Barcelona oder Manchester City", beschreibt der populäre Gladbacher Fanblog "MitGedacht" die Vorfreude auf das 85. Aufeinandertreffen der Klubs in der Liga. Auch Jörg Schmadtke spricht von einem für beide Fan-Lager "ganz besonderen Spiel. Es wird sehr atmosphärisch sein", sagte der FC-Sportdirektor bei bundesliga.de.

Noch vergangene Saison war die Vorfreude gedämpft: Beide Derbys wurden von Großteilen der Auswärtsfans aus Protest gegen reduzierte Gästekontingente und personalisierte Eintrittskarten boykottiert. Nun ist das alte Fieber zurück.

Thomas Ludwig, Vorsitzender des 6.500 Mitglieder zählenden Fanprojekts der Borussia, hofft auf eine Signalwirkung. "Es freut mich, dass die Derby-Atmosphäre zurück ist", sagte Ludwig dem SID am Donnerstag: "Fanausschlüsse und Stimmungsboykotte will doch keiner, sie sind die falschen Mittel gegen Gewalt beim Fußball. Ich hoffe, dass es eine einmalige Sache war."

Jene Gewalt gab es beim Derby immer wieder, zuletzt 2015, als vermummte Kölner Anhänger nach Schlusspfiff den Rasen des Borussia-Parks stürmten und für ein minutenlanges Chaos sorgten. Ähnliche Vorfälle will die Polizei am Samstag mit mehr als 1.000 Einsatzkräften verhindern. "Wir sind gut aufgestellt, um im Fall der Fälle eingreifen zu können", teilte die Gladbacher Polizei dem SID mit. Derzeit deute alles auf ein störungsfreies Duell hin.

Ungewöhnliche, aber beim Derby längst bewährte Maßnahmen wird es dennoch geben. So dürfen zwischen 9 und 18.30 Uhr im Umfeld des Stadions keine Gläser, Glasflaschen und Getränkedosen mitgeführt werden, ausgenommen sind Anwohner mit Ausweis. Auch der Verkauf an Kiosken ist nicht gestattet.

Etwa 6.000 Anhänger aus Köln werden erwartet, auch Max Eberl hofft auf Ruhe auf den Rängen. "Momentan gibt es keine Anzeichen, dass da etwas im Busch ist. Beide Vereine bereiten sich seit Jahren minutiös auf die Derbys vor", sagte Borussias Sportdirektor. Geschäftsführer Stephan Schippers appellierte: "Ob wir auch in Zukunft Derbys mit Gästefans haben, entscheiden nicht die Vereine, sondern alleine die Fans."

Sollte die Borussia verlieren, droht in der Gladbacher Kurve indes Unruhe aus ganz anderen Gründen. "Dann muss man sich darauf einstellen, dass vieles in Frage gestellt wird, was den sportlichen Höhenflug in den letzten Jahren erst ermöglicht hat. Das ist die Kehrseite in der schnelllebigen Zeit des Fußballs", sagt Ludwig angesichts von fünf Spielen in Folge ohne Tor.

Erste Unmutsbekundungen hat er schon ausgemacht. "Es hat sich zuletzt in Berlin angedeutet, dass es unruhig wird, leider auch rund um den Trainer. Aber diese Unruhe kommt dann nicht aus dem harten Kern der aktiven Szene", sagt Ludwig. Kurios: Vergangene Saison hatte die Borussia im Derby die fünfte Niederlage in Folge kassiert, dennoch blieb es ruhig. Einen Tag später ging Trainer Lucien Favre dennoch.

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