„Ich mache mich nicht davon“ 1. FC Köln sucht den Weg aus der Krise

Köln · Nach der 0:1-Europa-League-Niederlage des 1. FC Köln bei Bate Borrisow kommt an diesem Sonntag (13.30 Uhr) mit Werder Bremen der Tabellenvorletzte ins ausverkaufte Müngersdorfer Stadion.

 Der nächste Rückschlag: FC-Kapitän Dominic Maroh (links) und Yuya Osako gehen mit dem FC schweren Zeiten entgegen.

Der nächste Rückschlag: FC-Kapitän Dominic Maroh (links) und Yuya Osako gehen mit dem FC schweren Zeiten entgegen.

Foto: dpa

Das Erlebnis der Niederlage war den Kölnern so vertraut wie das Angelusläuten des Doms. Nicht mehr vertraut, weil seit mehr als vier Jahren nicht mehr erlebt, waren die Reaktionen, die die 0:1-Europa-League-Niederlage des 1. FC Köln bei Bate Borrisow im Fanlager auslöste: Aggressive Drohgebärden gegen die Spieler nach dem Abpfiff, Gesänge wie „Wir hab'n die Schnauze voll“ und „Wir woll'n euch kämpfen sehen“ sowie Rücktrittsforderungen gegen Sportchef Jörg Schmadtke gehörten eigentlich den dunkleren Zeiten des Clubs an.

Die, hatte man geglaubt, seien nach der sensationellen Vorsaison endgültig überwunden. Doch nun sind die Geister der Vergangenheit auferstanden. Es drohen Streit und innere Zerwürfnisse – eben alles, was mit einer sportlichen Krise einhergeht.

„Nach den positiven Vorjahren ist die Fallhöhe jetzt umso größer. Die Fans reisen weit, kommen aus der Tristesse der Bundesliga und freuen sich auf den Europapokal. Dann tut ihnen solch ein Ergebnis richtig weh. Sie haben es satt, nur zu verlieren. Das geht ihnen auf den Keks, das ist für sie so brutal hart wie für uns. Und wir brauchen die Jungs in der Kurve am Sonntag. Wir müssen sie wieder ins Boot nehmen“, sprach Dominic Maroh die Problematik an.

Am Sonntag (13.30 Uhr) kommt mit Werder Bremen der Tabellenvorletzte ins ausverkaufte Müngersdorfer Stadion. Zu ihm könnten die Kölner mit dem ersten Saisonsieg nach Punkten aufschließen, gleichzeitig den Rückstand auf die davor ebenfalls in Abstiegsnot schwebenden Mannschaften verkürzen.

Während die Norddeutschen bereits am Freitag nach Köln kamen – also einen Tag früher als üblich –, quälten sich die Gastgeber nach der frühmorgendlichen Rückkehr aus Weißrussland am Nachmittag zu einer der Erholung dienenden Übungseinheit. Eigentlich müsse man, so Dominic Maroh, mehr Zeit haben, um das Offensivspiel zu trainieren. Denn es fehle die Durchschlagskraft. Und Tore benötige man für positive Ergebnisse und für das Selbstvertrauen der Offensivspieler.

Peter Stöger, der sich mit Kritik hinsichtlich der Angriffsschwäche – in den letzten elf Pflichtspielen wurden gerade einmal vier Treffer erzielt – bislang zurückhielt, sprach das Problem in Borissow an. „Wir hatten wieder ein paar Möglichkeiten, doch die Abschlüsse besaßen nicht den gewünschten Nachdruck. Keiner ging mal in die Ecke“, meinte der frühere Nationalspieler. Seinem Wesen entsprechend fügte er aber hinzu, er habe lange genug selbst gespielt, um zu wissen, dass er in solch einer schwierigen Phase Schüsse in den Winkel nicht verlangen könne. So fordert der Trainer seine Spieler einmal mehr auf, ihr Herz in die Hand zu nehmen, gegen Bremen alles zu versuchen und auch auf den Faktor Glück zu hoffen, den man bislang nie besaß.

Mit der Tatsache, dass sich seine Zeit in Köln dem Ende zuneigen könnte, wisse er umzugehen. „Für mich gibt es nur zwei Parteien, die entscheidend sind: Meine Jungs und die Vereinsführung, denn über allem steht der FC. Ich bin kein Sesselkleber. Aber so lange niemand kommt und sagt, er habe eine bessere Idee, mache ich mich nicht davon.“ Im Idealfall könne er mit den Spielern zusammen die Sache reparieren. Wenn das gelingen würde, würden die Spieler noch mehr gefeiert als nach ihrem fünften Platz im Mai. Diese Hoffnung sei der Antrieb für die weiteren Spiele, zunächst also das am Sonntag gegen Werder.

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