Interview mit Konstantin Rausch „Ich kann beim FC als Spieler reifen“

Köln · Konstantin Rausch will beim FC zurück zu alter Stärke finden, aber kein Konkurrent von Jonas Hector sein. Er war einer der besten Linksverteidiger der Bundesliga, bevor Konstantin Rausch einen Rückschritt hinnehmen musste. Im Gespräch mit Joachim Schmidt blickte er zurück und nach vorne.

Herr Rausch, wie haben Sie sich beim FC eingelebt?

Konstantin Rausch: Das ist hier eine sehr intakte Mannschaft mit tollen Charakteren. Das macht es neuen Spielern sehr einfach, sich einzufügen.

Sie sind als Auswandererkind zum Fußballspiel gekommen.

Rausch: Mit sechs Jahren bin ich mit den Eltern und meinem älteren Bruder aus Sibirien in die Nähe von Celle gezogen. Ich bin gleich in den Fußballverein im Ort gegangen. Das hat mir bei der Integration und beim Erlernen der deutschen Sprache sehr geholfen. Ich hatte schnell Freunde und kann mich an nichts Schlechtes erinnern.

Ihr heutiger Rufname stammt aus dieser Zeit.

Rausch: Ja. Jemand nannte mich Kocka – mit ck. Das ist geblieben.

Wie waren die acht Jahre bei Hannover 96?

Rausch: Sehr positiv. Ich wurde schon mit 18 Jahren Bundesligaprofi, dann Stammspieler, und wir hatten in der Europa League Erfolg.

Der Wechsel vor drei Jahren nach Stuttgart sollte den nächsten Schritt bringen.

Rausch: Das stimmt. Ich wollte zu einem größeren Traditionsverein, etwas Neues ausprobieren. Aber es passte nicht. Das ist im Fußball manchmal so. Nach eineinhalb Jahren wurde ich unter Huub Stevens aussortiert. Bis heute kenne ich den genauen Grund nicht. Dennoch bereue ich es nicht. Man muss zuweilen auch negative Dinge erleben, um zu reifen, wenngleich es eine schwierige Phase für mich war. Es war eine Zeit, während der ich mich intensiv und stark mit meiner Familie und Freunden ausgetauscht und dort Hilfe gefunden und die richtigen Schlüsse gezogen habe.

Dann war einer davon, zu Aufsteiger Darmstadt 98 zu gehen?

Rausch: Ja, die absolut richtige Entscheidung. Es gab zwar auch Gespräche mit anderen Clubs, aber Dirk Schuster gab mir die Zusage, dort Stammspieler zu sein. Das war mir in der Situation am Wichtigsten. Ich wollte zeigen, dass es nicht an meinen sportlichen Leistungen lag, beim VfB nicht mehr zum Zug gekommen zu sein.

Wegen Ihrer guten Leistungen meldete sich der FC.

Rausch: So war es. Es gab aber auch andere Interessenten.

Was gab den Ausschlag für Köln?

Rausch: Zum einen kenne ich Jörg Schmadtke sehr gut aus der Zeit in Hannover. Ich vertraue Jörg. Offen und ehrlich gesagt: Ich halte sehr viel von seiner Arbeit. Ganz wichtig waren darüber hinaus noch die Gespräche mit dem Trainerteam. Das war überragend, weil ich merkte, dass es menschlich hervorragend passt und ich dadurch in Köln als Spieler noch weiter reifen kann. Und schließlich kommen noch die Rahmenbedingungen wie der FC als Traditionsclub, seine tollen Fans, die überragende Stadionkulisse und die wunderschöne Stadt hinzu.

Wie erlebt man als Gastspieler die Atmosphäre in Köln?

Rausch: Für mich war es das lauteste Stadion in Deutschland. Ich habe zwei Mal zu Karneval in Köln spielen dürfen. Es war nutzlos, sich mit den Nebenleuten auf dem Spielfeld verständigen zu wollen. Das war unfassbar, beeindruckend!

Nach 51 Einsätzen in allen Junioren-Mannschaften des DFB fehlt noch das Debüt als Nationalspieler.

Rausch: Als ich als Linksverteidiger richtig gute Jahre in Hannover hatte, spielte Philipp Lahm auf der Position. Da hatte ich keine Chance. Deshalb habe ich es nicht als Beinbruch angesehen, dass es damals mit der Nationalmannschaft nicht gereicht hat.

Jetzt könnten Sie in Konkurrenz zu Jonas Hector treten. Der ist Linksverteidiger in der Nationalelf, wird beim FC aber wohl im Mittelfeld spielen. Fordern Sie ihn heraus?

Rausch: Eins vorweg: Jonas kann auf beiden Positionen richtig gut spielen. Für mich wäre es schön, im Club links spielen zu dürfen. Alles andere ist weit weg. Jonas hat sich seinen Platz bei Joachim Löw richtig verdient. Für mich zählt nur der 1. FC Köln.

Sie besitzen noch den russischen Pass. Wäre ein Einsatz in Ihrem Geburtsland ein Thema, auch hinsichtlich der dort in zwei Jahren stattfindenden WM?

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