Kolumne "EM-Stichtag" UdSSR erster Titelträger

Meinung | Bonn · Am 10. Juli 1960 gewinnt die Mannschaft der Sowjetunion die erste Europameisterschaft. Im Finale der Vierer-Endrunde in Paris gewinnt das Kollektiv gegen Jugoslawien mit 2:1 nach Verlängerung.

 Freude über den ersten Europameistertitel: Die Mannschaft der UdSSR mit Kapitän Igor Netto (vorn) und dem überragenden Torhüter Lew Jaschin (dahinter) nach ihrem 2:1-Sieg über Jugoslawien im Finale in Paris.

Freude über den ersten Europameistertitel: Die Mannschaft der UdSSR mit Kapitän Igor Netto (vorn) und dem überragenden Torhüter Lew Jaschin (dahinter) nach ihrem 2:1-Sieg über Jugoslawien im Finale in Paris.

Foto: picture-alliance/ dpa

. An diesem Sonntag geht die 15. Fußball-Europameisterschaft mit dem Finale zu Ende – auf den Tag genau 56 Jahre nach dem ersten Endspiel einer EM, die damals noch Europapokal der Nationen heißt. Wieder ist Paris der Austragungsort. Nur 17 Verbände haben für den ersten Wettbewerb gemeldet, einer mehr als die vorher von der Uefa als Mindestanzahl ausgemachten 16 Länder.

So können nach einer Qualifikation, zu der Irland und die Tschechoslowakei antreten müssen, Achtel- und Viertelfinals, jeweils in Hin- und Rückspielen, ausgetragen werden. Während der DFB dem ersten Wettbewerb dieser Art keine Bedeutung beimisst, nimmt der Deutsche Fußball-Verband der DDR teil, scheidet mit seiner Auswahl aber nach zwei Niederlagen gegen Portugal schon in der ersten Runde aus.

Das Finale im Pariser Prinzenpark zwischen Jugoslawien und der UdSSR steht im Zeichen des legendären Moskauer Torwarts Lew Jaschin. Laut französischer Sportzeitung „L’Équipe hätten die Jugoslawen zur Halbzeit 3:0 führen müssen, doch Jaschin, „die schwarze Spinne“, wird nur einmal bezwungen. Schon vier Minuten nach der Pause schaffen die Sowjets den Ausgleich und spielen, je länger es dauert, ihre physischen Vorteile aus, wie Dietrich Schulze-Marmeling und Hubert Dahlkamp in ihrer EM-Geschichte schreiben. Folgerichtig erzielt der sowjetische Mittelstürmer Viktor Ponedelnik sechs Minuten vor Ende der Verlängerung den Siegestreffer.

Die Reaktionen in den deutschen Sportzeitungen auf diese erste EM, die Schulze-Marmeling und Dahlkamp zitieren, könnten nicht unterschiedlicher sein. Der „Kicker“ aus Nürnberg widmet dem Finale nicht einmal eine Seite und konstatiert: „Abzulehnen ist die Bezeichnung Europameisterschaft, da Länder von fußballerischer Bedeutung fehlten.“ Das richtige Näschen hat hingegen die „Fußball-Woche“ aus Ost-Berlin: „Dieser Pokalwettbewerb, dessen darf man sich ganz sicher sein, wird nach dem dramatischen Pariser Finale ebenso seinen Weg machen wie der Pokal der Meister, den die Uefa vor fünf Jahren ins Leben rief.“ Genauso kommt es.

In der Serie EM-Stichtag erinnern wir täglich an markante Momente in der Geschichte der Fußball-Europameisterschaften.

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