Kolumne "EM-Stichtag" England im Elfmeterpech

Meinung | Bonn · Am 24. Juni 2004 verliert die englische Fußball-Nationalmannschaft ihr Viertelfinale bei der EM in Portugal gegen den Gastgeber im Elfmeterschießen. Genau acht Jahre später unterliegen die Three Lions bei der EM in Polen und der Ukraine dem späteren Zweiten Italien -- ebenfalls im Elfmeterschießen. Es sind nicht die einzigen Niederlagen bei Entscheidungen vom Elfmeterpunkt.

 Vorentscheidung in Lissabon: Der portugiesische Torhüter Ricardo hält den Elfmeter des Engländers Darius Vassell. Danach verwandelt Ricardo seinen Elfer.

Vorentscheidung in Lissabon: Der portugiesische Torhüter Ricardo hält den Elfmeter des Engländers Darius Vassell. Danach verwandelt Ricardo seinen Elfer.

Foto: dpa

Böse Zungen behaupten ja, dass immer dann, wenn die Engländer bei großen Turnieren ins Elfmeterschießen müssen, schon vorher klar ist, dass sie verlieren würden. Irrtum. Am 22. Juni 1996 siegten sie im Viertelfinale der Heim-EM 4:2 gegen Spanien.

Doch dieser Erfolg, den Torwart David Seaman durch eine starke Parade gegen Miguel Angel Nadal maßgeblich ermöglichte, sollte der einzige Sieg im Rahmen eines Elfmeterschießens bleiben. Die sechs anderen bei Welt- oder Europameisterschaften gingen allesamt verloren. Damit sind die Engländer noch schlechter als die Niederländer, die bei ebenfalls sieben Elferschießen fünf verloren.

Zwei verlorene Elfmeterschießen fanden an einem 24. Juni statt: 2004 sind es die Portugiesen, die die Engländer nach Hause schicken. Nach einem 2:2 geht es in die Entscheidung. Schon vor dem ersten Schuss glauben Berichterstatter zu erkennen, wie es ausgeht: „Die Angst der Spieler vor den Elfmetern ist den sonst so coolen Briten förmlich anzusehen“, heißt es in Gerhard Dellings EM-Buch „Portugal 2004“. Und tatsächlich: David Beckham tritt als erster Schütze in den Boden, der Ball geht über die Latte. Weil auch ein Portugiese schlecht zielt, wird das Elfmeterschießen verlängert. Und hier ist es Torwart Ricardo, der zunächst den Ball von Darius Vassell hält und danach selbst trifft.

2012 haben die Engländer gegen das italienische Team eigentlich die besten Voraussetzungen, das Elferschießen zu gewinnen. Denn nach je zwei Schützen steht es durch Treffer von Steven Gerrard und Wayne Rooney sowie Mario Balotelli 2:1 für England. Doch dann kommen die Nerven ins Spiel. Ashley Young trifft nur die Latte, und Ashley Cole scheitert mit einem harmlosen Schuss an Gigi Buffon. Für die Engländer müsste die Taktik demzufolge nun heißen: Die Entscheidung auf Teufel komm raus in der regulären Spielzeit suchen.

In der Serie EM-Stichtag erinnern wir täglich an markante Momente in der Geschichte der Fußball-Europameisterschaften.

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