Parallelen zu Chinas U20 in der Regionalliga Wie der Bonner SC einst das kubanische Nationalteam verpflichtete

Bonn · Chinas U20-Fußball-Nationalmannschaft soll bald in der Regionalliga Südwest spielen. Der Bonner SC hat 1999 mit dem kubanischen Nationalteam schon einmal ähnliche Erfahrungen gemacht.

2 000 im BSC-Trikot:  Der Kubaner Yomber Aguado.

2 000 im BSC-Trikot: Der Kubaner Yomber Aguado.

Foto: Friese

Die neuen Pläne des DFB machen Schlagzeilen: Ab der kommenden Saison soll das chinesische U20-Nationalteam als 20. Mannschaft in der Regionalliga Südwest einsteigen – und zwar außer Konkurrenz. Gegen die würden die 19 Klubs der Regionalliga an ihren eigentlich zwei freien Spieltagen pro Saison antreten. Die Kooperation zwischen Deutschem Fußballbund und Chinesen soll auf diese Weise ausgelebt werden.

Das Vorhaben verfolgt beidseitige Interessen. So sollen auf der einen Seite die chinesischen Spieler auf die Olympischen Spiele 2020 vorbereitet werden, gleichzeitig sei es für die deutschen Viertligisten eine interessante Abwechslung. Außerdem soll jeder Klub zwischen 15.000 und 20.000 Euro für die Spiele gegen China erhalten.

Das Ganze erinnert an ein anderes Projekt, das seinen Ursprung im Jahr 1998 hatte. Damals machte Gerd Demann, seinerzeit Geschäftsführer des Bonner SC, auf dem Inselstaat Kuba Urlaub – und auch hier war er mit seinen Gedanken beim Fußball. So trug es sich zu, dass er eines Tages die kubanischen Fußballspieler, besonders beeindruckt von deren Schusskraft, beobachtete und sich bereits im Kopf etwas ausmalte.

Abgesprochen mit damaligem BSC-Vorsitzenden Hans Viol sowie Trainer Rainer Thomas, war alles geklärt: Der Verein wollte die gesamte kubanische Fußball-Nationalelf nach Bonn holen und verpflichten.

Daraufhin wurde dort unter anderem mit dem Sportministerium Kontakt aufgenommen und verhandelt. Auch hier war die Abmachung für beide Parteien auf unterschiedliche Weise interessant: Die Bonner wollten mithilfe der Fähigkeiten ihrer neuen Mitspieler einen Aufstieg in die Regionalliga schaffen. Die Kubaner hingegen hatten die Möglichkeit, von den Deutschen zu lernen und sollten mit Sportartikeln ausgestattet werden. Zudem wollte der BSC in ihrem Heimatland Länderspiele organisieren.

Etwas später, im April 1999, kam die kubanische Mannschaft schließlich für ein dreiwöchiges Trainingslager nach Deutschland und nahm bald auch an Spielen teil. Lange sollte das Projekt aber nicht durchgehen: Im August 1999 zog der derzeitige Präsident des Regierungsbezirks Köln Franz-Josef Antwerpes seine Zustimmung zur Einreise der Kubaner per Touristenvisum zurück. Dabei war Antwerpes doch eigentlich ein großer Freund des Inselstaates, was vor allem durch seine humanitäre Unterstützung vor Ort bekannt war. Scheinbar zweifelte er mittlerweile aber an, dass die Aktion statthaft sei.

So endete die Fußballbeziehung zwischen Bonn und Kuba. Ersatzweise haben die Deutschen vielleicht bald die Chinesen in der Regionalliga.

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