Bonner SC im DFB-Pokal Erinnern Sie sich an diese Pokal-Sensationen?

Bonn · An diesem Wochenende spielen 64 Mannschaften die erste Runde im DFB-Pokal aus. Dabei würde sich sicher auch der Bonner SC gerne in die Reihe der Überraschungssieger einreihen. Ein Überblick über die Pokal-Sensationen.

"Wir wissen,wie die Rollen verteilt sind. Wir spielen vierte Liga, Hannover Bundesliga. Aber wir kennen das alle: Im Fußball ist sehr viel möglich", sagt Kris Fillinger vom Bonner SC. Sätze wie diese hört und liest man in diesen Tagen von Spielern, Trainern und Funktionären häufig. Denn in der ersten Runde des DFB-Pokals trifft an diesem Wochenende wieder Klein auf Groß, David auf Goliath oder im BSC-Fall: Viertligist auf Bundesligist Hannover 96 (Sonntag, 15.30 Uhr).

Der Spruch vom "Pokal, der seine eigenen Gesetze hat" ist allgegenwärtig. Und auch die Bonner Verantwortlichen glauben ganz sicher: Vielleicht ist - wenn alles perfekt läuft - die große Überraschung, die Sensation möglich.

Doch zuvor müsste David erst einmal Goliath aus dem Weg räumen. Wie das funktioniert, ist der Geschichte mit biblischem Ursprung zu entnehmen. Sie stammt aus dem Krieg der Israelis mit den Philistern. Der kleine Hirtenjunge David forderte den mächtigen Vorkämpfer der Philister, einen angeblich fast drei Meter großen Riesen, zum Kampf heraus.

Der israelische König Saul rüstete ihn dazu mit einem großen Helm, einem schweren Kettenhemd und einem Schwert aus. Doch David stellte fest, dass er sich mit der ungewohnten Ausrüstung kaum bewegen konnte und so keine Chance gegen den geübten Krieger gehabt hätte. Also legte er Helm, Kettenhemd und Schwert beiseite und stellte sich nur mit einer Schleuder und fünf Steinen bewaffnet dem Riesen gegenüber. Mit einem dieser Steine traf er Goliath am Kopf und tötete ihn.

Seither spricht man häufig vom Kampf Davids gegen Goliath, wenn zwei ungleiche Gegner gegeneinander antreten. Das Beispiel soll dabei jenen Hoffnung geben, die sich schwach und unterlegen fühlen. Man kann jedoch noch einen weiteren Schluss aus den Erzählungen über David ziehen. So hat sich Ivan Arreguín-Toft vom Institut für internationale Beziehungen an der Universität von Boston einmal mit den Kriegen zwischen 1800 und 1998 beschäftigt, in denen starke - zumeist technisch oder zahlenmäßig überlegen - und schwächere Gruppen aufeinander getroffen sind. Er hat errechnet, dass die Goliaths dieser Welt wie erwartet in mehr als 70 Prozent der Fälle die Oberhand behielten. Allerdings hat der Wissenschaftler dabei auch festgestellt, dass Davids Gewinnchancen auf mehr als 60 Prozent steigen, wenn er eine unkonventionelle Strategie benutzt hat.

Für die "Kleinen" im DFB-Pokal muss es also darum gehen, eine andere Taktik zu wählen als die Großen. Statt mit "offenem Visier" mitspielen zu wollen, bedeutet das oftmals, das eigene Tor mit "Mann und Maus" zu verteidigen und - wenn möglich - gezielte Nadelstiche in Form von vereinzelten Schnellangriffen zu starten. "Es gilt, die Räume eng zu machen und spielerische Defizite durch Kampf und 120 Prozent Einsatz auszugleichen. Je länger man kein Tor kassiert, umso besser", sagt Hans-Jürgen Tritschoks, Fußball-Lehrer an der Deutschen Sporthochschule Köln. Dann kann man sich zumindest in die Verlängerung und das Elfmeterschießen retten, wo ein Torwart zum Pokalheld werden kann.

Für die erste wirkliche Pokalsensation einer völlig unbekannten Mannschaft hatte 1974/75 der VfB Eppingen gesorgt, der als Oberligist den Bundesligisten Hamburger SV mit 2:1 ausschaltete. Nicht minder viel Hohn und Spott erntete der HSV auch für seine 0:2-Pleite gegen den Drittligisten SC Geislingen zehn Jahre später. Von da an schafften es eigentlich jedes Jahr immer wieder unterklassige Vereine, ihre Stadt oder Gemeinde vorübergehend oder auch dauerhaft in ganz Deutschland bekannt zu machen.

So dürften die Namen Weinheim und Vestenbergsgreuth auch bei nicht fanatischen Fußball-Fans noch für jede Menge Häme sorgen. Schließlich schafften es der FV 09 Weinheim aus Nordbaden und der TSV Vestenbergsgreuth aus Mittelfranken, den deutschen Rekordmeister und -pokalsieger FC Bayern München aus dem DFB-Pokal zu werfen.

Die größten Pokal-Überraschungen:

  • 1974/75 VfB Eppingen (3. Liga) - Hamburger SV 2:1
  • 1978/79 Südwest Ludwigshafen (3. Liga) - 1. FC Kaiserslautern 2:1
  • 1979/80 TuS Langerwehe (3. Liga) - Hertha BSC Berlin 2:1
  • 1981/82 Wuppertaler SV (3. Liga) - Eintracht Braunschweig 1:0
  • 1983/84 1. FC Bocholt (3. Liga) - Fortuna Düsseldorf 3:1 n.V.
  • 1984/85 SC Geislingen (3. Liga) - Hamburger SV 2:0
  • 1986/87 BVL Remscheid (3. Liga) - 1. FC Kaiserslautern 3:0
  • 1987/88 Viktoria Aschaffenburg (3. Liga) - 1. FC Köln 1:0
  • 1989/90 Kickers Offenbach (3. Liga) - Borussia Mönchengladbach 1:0 n.V.
  • 1990/91 FV Weinheim (3. Liga) - Bayern München 1:0
  • 1990/91 SpVgg Greuther Fürth (4. Liga) - Bor. Dortmund 3:1
  • 1991/92 TSV Havelse (3. Liga) - 1. FC Nürnberg 5:3 n.E.
  • 1992/93 RW Essen (3. Liga) - FC Schalke 04 2:0
  • 1993/94 TSV Vestenbergsgreuth (3. Liga) - FC Bayern 1:0
  • 1995/96 SV Sandhausen (3. Liga) - VfB Stuttgart 15:14 n.E.
  • 1996/97 SG Wattenscheid (3. Liga) - Borussia Dortmund 4:3 n.V.
  • 1997/98 Eintracht Trier (3. Liga) - Borussia Dortmund 2:1
  • 2000/01 1. FC Magdeburg (4. Liga) - 1. FC Köln 5:2
  • 2000/01 1. FC Magdeburg (4. Liga) - FC Bayern 5:3 n.E.
  • 2000/01 VfB Stuttgart A (3. Liga) - Eintr. Frankfurt 6:1
  • 2001/02 SSV Ulm (5. Liga) - 1. FC Nürnberg 2:1
  • 2003/04 TSG Hoffenheim (3. Liga) - Bayer Leverkusen 3:2
  • 2004/05 SC Paderborn (3. Liga) - Hamburger SV 4:2
  • 2006/07 FK Pirmasens (3. Liga) - Werder Bremen 4:2 n.E.
  • 2009/10 VfL Osnabrück (3. Liga) - Bor. Dortmund 3:2
  • 2010/11 SV Elversberg (3. Liga) - Hannover 96 5:4 n.E.
  • 2010/11 Chemnitzer FC (4.Liga) - FC St. Pauli 1:0
  • 2011/12: RB Leipzig (4. Liga) - VfL Wolfsburg 3:2
  • 2011/12: SpVgg Unterhaching (3. Liga) - SC Freiburg 3:2
  • 2011/12: FC Heidenheim (3. Liga) - Werder Bremen 2:1
  • 2011/12: Holstein Kiel (4. Liga) - FSV Mainz 05 2:0
  • 2012/13: Berliner AK 07 (4. Liga) - 1899 Hoffenheim 4:0
  • 2012/13: Kickers Offenbach (3. Liga) - SpVgg Greuther Fürth 2:0
  • 2012/13: Karlsruher SC (3. Liga) - Hamburger SV 4:2
  • 2012/13: Wormatia Worms (4. Liga) - Hertha BSC (2.) 2:1
  • 2012/13: TSV Havelse (4. Liga) - 1. FC Nürnberg 3:2 n.V.
  • 2012/13: Preußen Münster (3. Liga) - Werder Bremen 4:2 n.V.
  • 2012/13: Kickers Offenbach (3. Liga) - Fortuna Düsseldorf 2:0
  • 2013/14: 1. FC Saarbrücken (3. Liga) -Werder Bremen 3:1 n.V
  • 2013/14: Darmstadt 98 (3. Liga) - Borussia Mönchengladbach 0:0 n.V., 5:4 i.E.
  • 2013/14: SC Wiedenbrück 2000 (4. Liga) - Fortuna Düsseldorf (2.) 1:0
  • 2014/15: Chemnitzer FC (3. Liga) - 1. FSV Mainz 05 5:5 n.V., 5:4 i.E.
  • 2014/15: 1. FC Magdeburg (4. Liga) - FC Augsburg 1:0
  • 2014/15: Dynamo Dresden (3. Liga) - FC Schalke 04 2:1
  • 2014/15: Arminia Bielefeld (3. Liga) - Hertha BSC 0:0 n.V., 4:2 i.E.
  • 2014/15: Arminia Bielefeld (3. Liga) - Werder Bremen 3:1
  • 2014/15: Arminia Bielefeld (3. Liga) - Borussia Mönchengladbach 1:1 n.V., 5:4 i.E.
  • 2015/16: Carl Zeiss Jena (4. Liga) - Hamburger SV 3:2 n.V.
  • 2015/16: SpVgg Unterhaching (4. Liga) - FC Ingolstadt 2:1
  • 2015/16: SSV Reutlingen (5. Liga) - Karlsruher SC (2. Liga) 3:1
  • 2015/16: Erzgebirge Aue (3. Liga) - Eintracht Frankfurt 1:0
  • 2016/17: Sportfreunde Lotte (3. Liga) - Werder Bremen 2:1
  • 2016/17: Sportfreunde Lotte (3 Liga) - Bayer Leverkusen 2:2 n.V., 4:3 i.E.
  • 2016/17: Astoria Walldorf (4. Liga) - Darmstadt 98 1:0

Und wer schafft 2017/18 eine Pokal-Überraschung? Vielleicht ja der Bonner SC. Ob der BSC über sich hinauswächst, begleitet der General-Anzeiger am Sonntag ab 15.30 Uhr im Live-Ticker. Alles Weitere zum Bonner SC gibt es hier.

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