Interview mit Matthias Möseler "Wir verbessern uns jeden Tag"

Matthias Möseler, Präsident des Bonner SC, spricht im GA-Interview über Vergangenheitsbewältigung und die Zukunft des Mittelrheinligisten.

 Sieht für den Bonner SC optimistisch in die Zukunft: Präsident Matthias Möseler.

Sieht für den Bonner SC optimistisch in die Zukunft: Präsident Matthias Möseler.

Foto: Horst Müller

Beim Blick auf die Tabelle der Fußball-Mittelrheinliga überkommt den Anhänger des Bonner SC ein wohliges Gefühl, passend zur herannahenden Vorweihnachtszeit. Der BSC ist Erster - nach 14 Spieltagen mit elf Siegen und drei Remis noch immer ungeschlagen. Dem hoch gehandelten Konkurrenten FC Wegberg-Beeck fehlen auf den BSC einen Spieltag vor Beendigung der Hinrunde fünf Punkte. Das Traumziel Regionalliga wird im Jahr des 50. Geburtstages des Vereins immer realistischer. Über den Status und die Chancen des nicht immer sorgenfreien Bonner Sportclubs sprach Thomas Heinen mit BSC-Präsident Matthias Möseler.

Herr Möseler, Sie waren Augenzeuge des 0:0 im Spitzenspiel am vergangenen Sonntag beim Tabellenzweiten FC Wegberg-Beeck. Wie haben Ihnen das Spiel und der Auftritt der Mannschaft gefallen?
Matthias Möseler: Die Mannschaft hat eine sehr gefestigte und reife Leistung beim Tabellennachbarn abgerufen. Phasenweise zeigte das Team sehr strukturierten und durchdachten Fußball, insbesondere in der ersten Halbzeit. Eine Handschrift des Trainers und seines Betreuerstabes ist mehr und mehr erkennbar.

Was macht die sportliche Leitung richtig?
Möseler: Da muss man weiter ausholen. Das Trainerteam hat einen Plan, der sich nicht nur auf dem Spielfeld abzeichnet. Von der Zusammenstellung des Kaders über die individuelle Ansprache an die Spieler, der charakterlichen Zusammensetzung des Kaders und der Trainingsmethodik ist ein roter Faden erkennbar. Da sind Vollprofis am Werk. Es ist aber auch so, dass Thomas Schmitz als Sportlicher Leiter und Dirk Zacke als Vize Sport die Rahmenbedingungen für konzentriertes und erfolgreiches Arbeiten geschaffen haben.

Kommen wir zu Ihnen. Sie sind ziemlich genau vor einem Jahr zurückgetreten. Seit August stehen Sie wieder an der Spitze des Vereins. Warum der Sinneswandel?
Möseler: Ich habe einige Dinge in meinem beruflichen Umfeld besser regeln können und fand beim Bonner SC eine personelle Situation vor, mit der alle neuralgischen Positionen mit guten Leuten besetzt waren. Quantität und Qualität haben sich in den Führungsgremien gewandelt. Da habe ich zugesagt, meinen bescheidenen Beitrag zu leisten.

Kann die strukturelle und finanzielle Entwicklung des Vereins mit der sportlichen Leistung Schritt halten?
Möseler: Die Suche nach Sponsoren geht immer weiter. Immerhin haben wir Ziele, die wir unbedingt erreichen wollen. Wir sind in der Lage, die kommende Saison, was das Budget angeht, zu stemmen. Den Etat für die laufende Saison haben wir ebenfalls im Griff. Ich habe nichts zu meckern, denn die Marke "Bonner SC" schafft den Wert und nicht umgekehrt. Unsere Sponsoren und Partner gehen diesen Weg mit. Auf solche Unternehmen können der Verein, die Stadt und Region nur stolz sein. Einmal abgesehen vom Sportlichen: Was die Vergabe der Regionalligalizenz angeht, muss sich also niemand Sorgen machen.

Neulich haben BSC-Fans durch i hr Auftreten in der Öffentlichkeit den Verein in Misskredit gebracht. Ist die Lage unter Kontrolle?Möseler: Ich glaube nicht, dass diese Individuen den Verein in Misskredit gebracht haben? Jedenfalls ist die Lage unter Kon- trolle. Der Verein hat sich klar positioniert. Das ist uns aus Kreisen unserer Partner und Sponsoren sehr positiv angerechnet worden.

Braucht der BSC mehr Unterstützung von Verwaltung und Politik?
Möseler: Ich denke, die Verantwortlichen von Stadt und Rat sollten sich erst einmal mit sich selbst beschäftigen. Kunstrasenplätze wären nett. Aber wir treten an, um aus eigenen Mitteln klarzukommen.

Hat der BSC den erhofften Imagewandel vollzogen?
Möseler: Das Insolvenzverfahren ist Vergangenheit. Der Verein ist entschuldet. Damit haben wir finanztechnisch und rechtlich die Vergangenheit bewältigt. Es gibt neben dieser rein formalen Sichtweise noch eine andere Realität. Der BSC hat über Jahrzehnte seinen Ruf ramponiert. Das hallt noch immer nach. Wir arbeiten daran. Wir verbessern uns jeden Tag. Und wenn mir jemand sagt, der BSC lässt sich nicht wieder etablieren, werde ich das Gegenteil beweisen.

Besitzt der BSC den nötigen Rückhalt in der Bonner Bevölkerung?
Möseler: Der Bonner SC hat den Rückhalt, den er sich über Jahrzehnte verdient hat. Wer unordentlich mit seinen Mitgliedern, Angestellten und der Öffentlichkeit umgegangen ist, darf sich nicht über den derzeitigen Status beschweren. Das bedeutet aber nicht, dass dies nicht zu ändern sei. Wir bleiben authentisch und putzen uns auch einmal den Mund ab, wenn die Boulevardjournaille übers Ziel hinausschießt.

Ist die Regionalliga für den BSC das Höchste der Gefühle?
Möseler: Wenn die Regionalliga das Ende der Fahnenstange wäre, würden wir heute vor der Chance auf sportlichen Erfolg schlichtweg kapitulieren. Das wird der BSC unter meiner Präsidentschaft nicht tun.

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