50 Jahre Bonner SC Monika Larmann: "Die teuersten Beine nach Marlene Dietrich"

BONN · Für die gewünschte Handtasche hat's nicht ganz gereicht. Monika Larmann, am 15. Juni 1975 mit dem Bonner SC nach einem 4:2-Erfolg über den FC Bayern München deutscher Frauenfußball-Meister geworden, musste zuzahlen. 100 Mark spendierte der Deutsche Fußballbund seinerzeit für den Titel.

 In inniger Umarmung: Monika Larmann (Mitte), geborene Bädorf, mit "Mister Frauenfußball" Willi Krahe nach dem Sieg über die Bayern.

In inniger Umarmung: Monika Larmann (Mitte), geborene Bädorf, mit "Mister Frauenfußball" Willi Krahe nach dem Sieg über die Bayern.

Foto: Friese

Frauen-Fußball steckte noch in den Kinderschuhen, auch wenn da keine Kinder den fußballspielenden Damen am Spielfeldrand hinterherliefen - entgegen der Meinung der überwiegend patriarchalisch denkenden Männerwelt der frühen 1970er Jahre. Noch kommentierte Sportstudio-Moderator Wim Thoelke ungestraft ein damals noch inoffizielles Länderspiel mit Sprüchen wie "Mutter hat eine wunderbare Flanke nach halblinks gespielt" oder "Frauen waschen ihre Trikots selber". Frau wurde belächelt.

Nicht so beim gerade sechs Jahre alt gewordenen BSC. 1971 hatte Willi Krahe die Abteilung Frauenfußball beim Bonner SC gegründet. Auch Monika Larmann, damals Bädorf, wurde gefragt, ob sie nicht Lust habe, in Bonn Fußball zu spielen. Das Talent der damals 19-jährigen, die regelmäßig mit ihren vier Brüdern im Heimatort Flamersheim bei Euskirchen Fußball spielte, hatte sich herumgesprochen. Monika Bädorf sagte zu.

Die neu zusammengestellte Mannschaft des BSC spielte erfolgreich. Nach Platz vier als frisch gebackener Mittelrheinmeister im Turnier um die erste offizielle deutsche Frauenfußballmeisterschaft 1974 in Mainz war Willi Krahe auf den Geschmack gekommen. "Mister Frauenfußball" beim BSC rüstete auf. Mit Anne Haarbach-Trabant und Karin Pätzold kamen die besten Spielerinnen des deutschen Meisters TuS Wörrstadt nach Bonn.

Vom Meisterschaftsdritten SV Bubach-Calmesweiler wechselte eine gewisse Beverly Ranger in die damalige Bundeshauptstadt. Spieler der ersten Mannschaft des BSC wie "Ela" Hoffmann assistierten gerne einmal beim viermal pro Woche stattfindenden Training. Nur ein Jahr später folgte der große Wurf.

Anne Haarbach-Trabant, Charlotte Nüsser (2) und die als "schwarze Perle" durch viele Gazetten und etliche TV-Formate hofierte Beverly Ranger drehten den 1:2-Pausenrückstand im Finale um die deutsche Frauenfußballmeisterschaft vor rund 2500 Zuschauern im Stadion Pennenfeld. Die Frauen um Macher Krahe jubelten, und der BSC hatte seinen repräsentativen Briefkopf "Deutscher Frauenfußballmeister 1975".

Monika Larmann und ihre Mitspielerinnen standen plötzlich im Rampenlicht. Für ein astronomisches Handgeld von 50.000 Mark und ein monatliches Gehalt von 3000 Mark lockte Italien. "Aber das war eine wilde Liga und uns deshalb zu unsicher", erinnert sich Larmann, die sich damals noch in der Ausbildung befand. "Die teuersten Beine nach Marlene Dietrich", wie eine Zeitung damals titelte, hörten nach dem Titelgewinn mit dem Fußball auf.

Auch mit dem Frauenfußball beim BSC ging es bergab. Die besten Spielerinnen waren zu finanzstärkeren Clubs gewechselt. Nach dem Viertelfinal-Aus 1976 und diversen Abstiegen wurde die Abteilung Frauenfußball beim BSC in der 1980er Jahren schließlich aufgelöst. Außer der Erinnerung und der Handtasche ist Monika Larmann nicht viel geblieben.

Selbst das Meisterarmband vom DFB mit der Gravur "Deutscher Meister 1975", das die deutsche Fußballmeisterin der Stadt Euskirchen 2011 zur Verfügung gestellt hatte, wurde aus einer Vitrine im Euskirchener Kreishaus gestohlen und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht.

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