Mittelrhein-Pokalfinale Einzug in den DFB-Pokal bringt 140.000 Euro

BONN · Wenn Fußball-Amateurligisten träumen, kreisen die Gedanken meist um den DFB-Pokal. Einmal gegen die Bayern spielen oder den Trainerkollegen Jürgen Klopp, Roger Schmidt und Co. mindestens eine schlaflose Nacht bereiten. Ganz zu schweigen von den vergleichsweise fetten Einnahmen, die für das Erreichen der 1. Hauptrunde bei rund 140.000 Euro liegen.

Für den Mittelrheinligisten Bonner SC und den Regionalligisten Viktoria Köln, die am 14. Mai im Sportpark Nord im Finale des Verbandspokals aufeinandertreffen, liegen maximal noch 120 Minuten und ein Elfmeterschießen zwischen Traum und Wirklichkeit. Bei beiden Vereinen, die mit Alemannia Aachen und Fortuna Köln den jeweils klassenhöheren Halbfinalgegner aus dem Weg räumten, ist die gegenseitige Wertschätzung spürbar. "Wir freuen uns auf die Herausforderung. Viktoria ist ein ambitionierter Verein mit professionellen Strukturen, ein gefühlter Drittligist und im Finale klarer Favorit", sagt Thomas Schmitz, der sportliche Leiter des BSC. Besonders gut gelitten in Bonn ist Viktoria-Trainer Tomasz Kaczmarek.

Nach dem insolvenzbedingten Rückzug des BSC im Sommer 2010 betreute der heute 30-Jährige zunächst die U 19 und dann bis zum Ende 2011 in Personalunion auch die erste Mannschaft des BSC. "Er hat seinerzeit wertvolle Aufbauarbeit geleistet. Wir freuen uns auf das Wiedersehen", betont Schmitz.

Kaczmarek gilt in der Szene als vielversprechendes Trainertalent. Für den Inhaber der A-Lizenz, der die Anmeldung für den nächsten Fußballlehrer-Lehrgang im Sommer in Hennef längst in der Tasche hat, ist Viktoria Köln die erste Station als Cheftrainer. Vor dem Dezember 2014 arbeitete Kaczmarek dem einstigen US-Nationalcoach Bob Bradley als Assistent in der ersten norwegischen Liga bei Stabaek IF zu. Bis November 2013 fungierte der Diplom-Sportwissenschaftler als Co-Trainer des ägyptischen Nationalteams - ebenfalls unter Bradley, den er 2007 im Rahmen eines Praktikums beim amerikanischen Fitness-Guru Mark Verstegen in Los Angeles kennengelernt hatte.

Als sogenannter Konzepttrainer, den Thomas Tuchel in den Medien als Archetyp repräsentiert, will sich der 30-Jährige nicht einordnen lassen. "Ich passe in keine Schublade und lasse meine Arbeit nicht kategorisieren. Ich bin ein pragmatischer Trainer, der das bestmögliche für den Verein herausholen will." Franz-Josef Wernze, der Mäzen des FC Viktoria Köln, zog Kaczmarek, der einen Vertrag bis Juni 2016 besitzt, schnell auf seine Seite.

Zunächst einmal galt es, dem Hauruck-Stil der letzten Jahre abzuschwören. "Viktoria hat immer mit Gewalt versucht, das Ziel 3. Liga zu erreichen", erklärt der Trainer der Rechtsrheinischen. "Für mich und meine Arbeit aber ist entscheidend, eine Mannschaft zusammenstellen zu können, die sich entwickeln kann. In dieser Saison werden wir nicht mehr oben ankommen. Aber auch in der kommenden Saison ist der Aufstieg keinesfalls Pflicht."

An das Pokalfinale in Bonn hat der zukünftige Fußballlehrer ganz besondere Erwartungen. "Ich freue mich auf viele Menschen, die ich noch gut in Erinnerung habe. Natürlich hat es mich auch sehr gefreut, dass der BSC das Finale erreicht hat und wir nun gegen meinen Ex-Club um den Einzug in die 1. Hauptrunde spielen dürfen." Eine besonders hohe Meinung hat Kaczmarek vom Betreuerstab des BSC. "Daniel Zillken und seine Assistenten leisten hervorragende Arbeit und tun dem BSC gut. Ich hoffe, wir sehen uns bald in der Regionalliga wieder."

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