Deutsche Post Marathon Die Einsamkeit des Marathonläufers

Fikru Ajemi Jeyi ist offenbar für klare Verhältnisse. Zwei Stunden und 18 Minuten benötigte der Mann aus Äthiopien für die 42,195 Kilometer lange Distanz beim Deutsche Post Marathon.

Bonn. Fikru Ajemi Jeyi ist offenbar für klare Verhältnisse. Zwei Stunden und 18 Minuten benötigte der Mann aus Äthiopien für die 42,195 Kilometer lange Distanz beim Deutsche Post Marathon.

Damit lief der Sieger des elften Ausdauer-Spektakels in Bonn seit 2001, das fast schon traditionell bei strahlendem Sonnenschein vor 200 000 gut gelaunten Zuschauern entlang der Strecke über die Bühne ging, exakt sechs Minuten und 28 Sekunden schneller als der Zweitplatzierte, Henry Tororei aus Kenia.

Bis der Dritte, Arasa Bamachu aus Äthiopien, erschöpft und mit der für seine Verhältnisse eher schwächeren Zeit von 2:30,09 Stunden über die Ziellinie lief, mussten die beiden Sprecher Ferdinand Linzenich und Frank Piontek weitere gut fünf Minuten mit stampfender Musik und flotten Sprüchen überbrücken. Schon ab Streckenkilometer drei lief der Äthiopier ein einsames Rennen. Nach zehn Kilometern klaffte ein Loch von 46 Sekunden auf den Zweitplatzierten.

Bilder Hier finden Sie alle Bilder vom MarathonBei der Hälfte der Distanz betrug der Rückstand des Kenianers auf seinen afrikanischen Kontrahenten bereits mehr als zwei Minuten. Schnell die Runde machende Gerüchte, der Streckenrekord von 2:13,04 von Vincent Kipchirchir aus dem Jahr 2008 könnte völlig unverhofft fallen, erwiesen sich allerdings kurz vor dem Zieleinlauf als falsch.

Immerhin hatte der Sieger 2011 die halbe Strecke in 66 Minuten hinter sich gebracht. "Für eine Topzeit war es dann ein wenig zu warm. Zudem steckte mir Berlin noch in den Knochen", bemerkte Ajema Jeyi, der dennoch ein zufriedenes Gesicht machte, auch wenn der Mann aus Äthiopien bei seinem ersten Auftritt in Bonn seine persönliche Bestzeit von 2:12 Stunden klar verfehlte. Vor einer Woche war Ajemi Jeyi beim Halbmarathon in der Hauptstadt respektable 1:04 Stunden gelaufen.

Auch wenn die Spezialisten vom Schwarzen Kontinent nicht zur Creme der um die Welt tingelnden Marathon-Elite zählen und sich ohne die Verlockung des in Bonn seit 2010 verpönten Startgelds selbst angemeldet hatten, erwies sich das Trio als unschlagbar. "Das sind immer noch Halbprofis", stellte Richard Schumacher aus Göppingen ohne Neid fest. Als Vierter in 2:32,30 Stunden wurde der Schwabe bestplatzierter Deutsche und gleichzeitig schnellster Postler.

Für Torsten Schneider, der für den LAZ Puma Troisdorf startet, ein eher zu vernachlässigende Randnotiz dieses Ausdauerspektakels. Mit der Zeit von 2:34,54 Stunden holte sich der in Godesberg lebende Personalmanager des einstigen Titelsponsors Rheinenergie den Stadtmeistertitel. "Ein perfekter Tag mit perfektem Wetter vor einer perfekten Kulisse mit neuer persönlicher Bestzeit", jubelte der 39-Jährige nach getaner Arbeit.

Auch für Silvia Krull dürfte der Auftritt in der Bundesstadt womöglich nicht der letzte gewesen sein. Zwei Kilometer vor dem Ziel nahm die Läuferin von der LG Lage Detmold ihr Herz in beide Hände und gewann vor den favorisierten Läuferinnen Lilien Koech (Kenia) und der Polin Krystana Kuta in einer Zeit von 2:47,11 Stunden die Wertung bei den Frauen. Das Erfolgsrezept der Siegerin: "Ich habe das Risiko gewählt und zwei Kilometer vor dem Ziel meine Kontrahentinnen, die ich lange genug beobachten konnte, einfach überholt."

Stadtmeisterin wurde Almut Eichler von den SSF Bonn, deren 3:29:03 Stunden zu Platz 19 in der Gesamtwertung reichten. Nicht ganz unerwartet zogen nach der Veranstaltung Politik, Veranstalter und Sponsor eine durchweg positive Bilanz des Deutsche Post Marathons. Mehr als 1 000 Helfer entlang der Strecke unterstützten insgesamt 9 094 Läufer, davon hatten sich 1 236 für die lange Distanz entschieden. Insgesamt waren 11 167 Meldungen eingegangen - Rekord. Für den Titelsponsor ist die Neuauflage am 22. April 2012 bereits beschlossene Sache.

Es meinten . . .##ULIST##

Jürgen Nimptsch (Bonner Oberbürgermeister): Insbesondere die vielen Team-Wettbewerbe tragen zu einem schönen Gemeinschaftserlebnis bei; ein wunderbarer Tag für die Stadt Bonn. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass es nach meiner Marathonpremiere 2010 noch besser laufen könnte.

  • Michael Mronz (MM-Promotion): Wir freuen uns sehr über den großen Zuspruch der Läufer. Es ist eine schöne Bestätigung für die Veranstaltung und zugleich ein Ansporn, den Deutsche Post Marathon Bonn weiterzuentwickeln. Gerne möchten wir die Vielfalt und das Potenzial der international geprägten Stadt Bonn nutzen und weitere Sportler aller Nationalitäten für den Lauf begeistern.
  • Joachim Sommershoff (Organisationschef des Bonn-Triathlons): Es ist klasse, wie sich der Bonn Marathon entwickelt hat. Die Zahl der Teilnehmer beim Halbmarathon zeigt, dass diese Strecke bei den Läuferinnen und Läufern sehr beliebt und ein wichtiger Bestandteil des Bonn Marathons geworden ist.
  • Ralph Wiegand (Deutsche Post): Wir sind hochzufrieden und freuen uns auf das nächste Jahr. Am 22. April 2012 startet der nächste Deutsche Post Marathon in Bonn.
  • Wolfgang Albers (Polizeipräsident Bonn): Es war wieder eine Großveranstaltung ohne besondere Vorkommnisse. Das zeigt, wie gut das Zusammenspiel zwischen den Organisatoren und den beteiligten Menschen in Bonn funktioniert.
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