Bonn Marathon 2014 Zerrung und Blasen: Jeder Sportler geht anders damit um

BONN · Jeder war ein Sieger, der es am Sonntag beim Bonner Marathon ins Ziel schaffte. Egal ob auf allen Vieren kriechend, humpelnd oder von Freunden gestützt. Laufleistungen von zehn, 20 oder mehr als 40 Kilometern hinterließen Spuren an den Körpern.

"Wie der Sportler damit umgeht, hängt von seiner Einstellung ab", sagte Matthias Napiletzki vom Roten Kreuz. Er hatte die Aufsicht über das Zelt im Hofgarten, in dem die Läufer Hilfe suchten. Blasen an den Füßen und Schürfwunden waren schnell behandelt. "Da geben wir ein Pflaster raus, den Rest machen die meisten alleine", sagte Napiletzki. Wer Probleme mit dem Kreislauf hatte, musste sich erst einmal auf der Liege ausruhen, genügend trinken und etwas essen.

In besonders harten Fällen legten die Ärzte eine Infusion, um den Flüssigkeitsverlust schnell wieder auszugleichen. Während manche schon bei kleineren Blessuren ihre Schmerzgrenze erreicht hatten, schleppten sich andere auch mit Zerrungen über die Ziellinie. "Einige übergeben sich sogar und sind danach wieder fit."

Zumindest letzteres blieb dem 52-jährigen Arnold Berens erspart. "Ich wollte unbedingt mitlaufen, deshalb bin ich trotz Oberschenkelzerrung angetreten", erzählte er, als er beim DRK verarztet wurde. Die ersten Kilometer der Marathonstaffel hatte er keine Probleme, doch ab dem dritten fing es an zu "zwicken", schilderte er.

Der Versuch, es dann ruhiger anzugehen und langsamer zu laufen, sei eine schlechte Idee gewesen. "Da tat es nur noch mehr weh." Also biss er die Zähne zusammen und fing wieder an zu rennen. Im Erste-Hilfe-Zelt gab es ein Kühlakku und Verpflegung. Seine geplante Radtour am Abend musste er dennoch absagen.

Ohne Unterbrechung hielt Dominik Ernst sein Tempo, auch wenn er mit blauen Lippen, schmerzverzerrtem Gesicht und schweren Beinen nach drei Stunden und 29 Minuten Marathon ins Ziel am Alten Rathaus torkelte. Zu allem Übel hatte er auch noch vergessen, seine Brustwarzen abzukleben.

[kein Linktext vorhanden] Die wurden durch das raue Trikot wundgescheuert. "Aber das ist mir gar nicht aufgefallen, man ist wie in Trance und blendet den Schmerz aus", sagte er. Für die letzten zehn Kilometer hatte er sich spezielle Energie-Gummibärchen in der Radlerhose mitgenommen. "Die haben mir im Leistungstief einen richtigen Schub gegeben."

Erlebnisse, die Theo Laakmann (78) nur allzu gut kennt. Er absolvierte am Sonntag seinen 100. Marathon, mit 4:44 Stunden sogar weit unter der vorgenommenen Zeit von 5:15. In den 19 Jahren, die er die Marathondistanz läuft, merkt er aber zunehmend sein Alter. "Die Beschwerden sind immer die gleichen, ich merke aber, dass ich im Vergleich zu früher langsamer werde", sagte er. Solange er ins Ziel kommt, ist er zufrieden. In den "Club der 100" aufgenommen zu werden, freute ihn dennoch.

Für alles, was rollte, war das Kopfsteinpflaster in der Innenstadt die reinste Tortur. Isabel Batke und Lydie Matuschek (beide 17) zogen sich ihre Inline-Skates deshalb einfach aus und liefen auf Socken ins Ziel. Die waren wenigstens dick und lang genug, wie sie im vergangenen Jahr gelernt hatten. "Sonst rutschen die im Schuh zu sehr und man bekommt Blasen an den Füßen."

[kein Linktext vorhanden]Obwohl er sich Handschuhe angezogen hatte, kämpfte sich Matthias Rinck (21) mit Blasen an den Händen im Rollstuhl zwölf Kilometer über das Kopfsteinpflaster. "Das ist der qualvollste Straßenbelag, ständig wird man durchgeschüttelt und ausgebremst", sagte er. So stark, dass seine Finger noch eine halbe Stunde nach dem Zieleinlauf zitterten.

Rinck war in seinem Alltags-Rollstuhl unterwegs, der besonders gut am Sitz gepolstert ist. Ein Sportmodell, so findet er, sei durch die straffe Abstimmung unbequemer. Besonders schlimm hatte es seine Schulterpartie getroffen. "Ich werde noch die ganze nächste Woche Muskelkater haben."

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