Bonn Marathon Das war der Bonn Marathon 2015

BONN · Siyoum Lemma würde sich prima als Werbeträger für die Stadt Bonn eignen. "Bonn für Kurzentschlossene" könnte der Slogan des Mannes lauten, der am Sonntag die 42,195 Kilometer des 15. Deutsche Post Marathons in Bonn für sich entschied.

Erst am Mittwochabend landete der Äthiopier mit durchaus vorzeigenswerten Marathon-Meriten in Frankfurt. Sein Ziel - Bonn. Sein sportlicher Antrieb - den fast schon Uraltrekord von Vincent Kipchirchir von 2:13 Stunden aus dem Jahr 2008 zu knacken. Den Weg in Deutschlands fünftgrößten Marathon-Veranstaltungsort fand der zierliche Läufer aus Äthiopien problemlos. Am Streckenrekord seines Kollegen aus Kenia biss sich Siyoum mit einer Zeit von 2:16:32 Stunden dann allerdings die Zähne aus.

"Die Durchgangszeit von 1:06 bei 21 Kilometer war zu schnell", meinte der Sieger. Dafür zog er dem Zweitplatzierten, dem Marokkaner Khalid Lablag, der 2:18:29 Stunden benötigte, rund einen Kilometer vor dem Ziel auf der Adenauer Allee mit einem unwiderstehlichen Zwischenspurt den Zahn. Moses Kandie Kipsang bekam bei seiner ersten Teilnahme in Bonn als Dritter mit 2:21:25 Stunden noch fast drei Minuten mehr aufgebrummt. Bis Kilometer 35 hatten sich die Drei die Tempoarbeit redlich geteilt.

Als bester Deutscher durfte sich der Gesamtvierte Marco Schwab aus Kassel feiern lassen. Schwab verfehlte das Podest in 2:29:48 Stunden allerdings um mehr als acht Minuten. Während das Gros der Teilnehmer mit einem strahlenden Lächeln die Ziellinie vor dem Rathaus überquerte, hatte Victor Chelokoi als Gesamtfünfter schlechte Laune. "Ich bin kurz vor Beginn der zweiten Runde hinter einem Polizeimotorrad falsch abgebogen und musste einen halben Kilometer mehr laufen."

Ein Schicksal, das der Frauensiegerin Adanaech Mamo wegen guter Führung erspart blieb. Die Äthiopierin lief ein einsames Rennen und mit einer Zeit von 2:45:22 Stunden ihre Konkurrentinnen in Grund und Boden. Julia Fischer von der LG Lahn-Aar Esterau als Zweite knackte mit 2:57:42 immerhin noch die Dreistunden-Grenze, die Birgit Schellöh vom Triathlon Team Ratingen als Drittplatzierte in 3:05:58 dagegen knapp verfehlte.

Der obligatorische schwarz-gelbe Konfettiregen für den schnellsten Läufer über die Halbmarathondistanz rieselte nach 1:08:21 Stunden wie schon im vergangenen Jahr auf Yohannes Hailu-Atey herab. Der in Eritrea geboren 23-Jährige, der für den TuS Deutz läuft, war im Wettbewerb der 7 790 gemeldeten Läuferinnen und Läufer erneut eine Klasse für sich. Zwar kam der Zwölfte der Deutschen Bestenliste nicht an seine Zeit vom vergangenen Jahr (1:07:41) heran, doch es vergingen fast fünf Minuten, ehe der Zweitplatzierte Bob Greis vom ASV Köln nach 1:13:09 Stunden jubeln durfte.

Erst eine Woche zuvor war der frisch gebackene Bonner Halbmarathonsieger bei den Deutschen Meisterschaften in Husum auf Platz drei gelaufen. Den Luxemburger Greis, der in Köln als Verwaltungsangestellter arbeitet, verzückte insbesondere die Stimmung in den Stadtvierteln. "Das war toll. Die Strecke hier hat wenig lange Passagen und ist deshalb sehr abwechslungsreich. Es war ein unvergessliches Erlebnis für mich."

In guter Erinnerung wird auch Tina Schneider ihr Debüt auf der Halbmarathonstrecke in Bonn behalten. Eigentlich wollte die 24-jährige Athletin des TuS Deutz in Husum starten, musste dort aber erkältet absagen. Schneider siegte in 1:22:01 Stunden. "Ich bin die ersten Kilometer viel zu schnell angegangen, konnte am Ende aber einen kleinen Vorsprung bis ins Ziel retten. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn das Konfetti regnet." Zweite bei den Frauen wurde Eva Offermann (1:22:48), die 2013 die Marathon-Distanz als Dritte absolviert hatte. Die 32-jährige Sozialpädagogin aus Simmerath hatte verhalten begonnen und auf den letzten Kilometern deshalb noch zwei Läuferinnen überholen können. Auf Platz drei beendete Adele Blaise-Sohnius (1:23:06) vom LAZ Puma-Rhein-Sieg Deutschlands fünftgrößten Halbmarathon.

"Insgesamt war es ein wunderbares sportliches und gesellschaftliches Event", unterstrich Bonns Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, der zum letzten Mal den Marathon als Oberbürgermeister begleitete. Nimptsch: "Der Marathon ist ein wunderbarer Tag für einen OB. Besonders hat mich zum Abschluss noch gefreut, dass ein Läufer im Ziel seiner Freundin einen Heiratsantrag gemacht hat." Da sich die Auserwählte den 7. August als Wunschtermin ausgesucht hatte und normalerweise an diesem Termin keine Trauungen im Rathaus stattfinden, wird Jürgen Nimptsch höchstpersönlich - ebenso kurzentschlossen wie der Sieger des Marathons - diese Zeremonie im Rathaus übernehmen.

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