Bonn Marathon 2014 Auch Kenias Nachbarn verstehen das Handwerk

BONN · Kenia ist unbestritten die Läufernation Nummer eins. Und Eritrea ist nicht Kenia. Auch Äthiopien reicht trotz des großen Haile Gebrselassie nicht ganz an den Glanz und die Erfolge von Kenias Ausdauerathleten heran.

 Souverän: Der Äthiopier Bonsa gewann mit 20 Minuten Vorsprung.

Souverän: Der Äthiopier Bonsa gewann mit 20 Minuten Vorsprung.

Foto: GA

Dass aber auch die Sportler aus den nicht gerade auf innigste befreundeten Nationen im Nordosten Afrikas ihr Handwerk, pardon Laufwerk verstehen, das zeigt die Ergebnisliste des Deutsche Post Marathons 2014. Gonfa Bonsa aus Äthiopien über die volle Marathon-Distanz und Yohannes Hailu Atey, geboren in Eritrea und mittlerweile wohnhaft in Siegen, über die mit mehr als 8000 Anmeldungen in puncto Teilnehmerzahl topbesetzte halbe Streckenlänge, nutzten die kurzfristige Absage der favorisierten Läufer aus Kenia zum Sieg.

Die Marathonis, deren Bestzeiten sogar auf einen neuen Streckenrekord hoffen ließen, hatten ihre Teilnahme in Bonn am Samstagabend kurzfristig absagen müssen - aufgrund ungültiger Visa, wie deren Management dem Veranstalter mitteilte. Kenia fand sich als eine der insgesamt 50 im Läuferfeld vertretenen Nationen letztlich nur in den Siegerlisten der Frauenkonkurrenz wieder. Leah Kusar lief in 2:50:57 Stunden hinter Adanech Mamo aus Äthiopien, die 2:45:09 Stunden für die 42,195 Kilometer benötigte, auf Rang zwei.

[kein Linktext vorhanden]Bei seinem Marathondebüt erlebte Gonfa Bonsa in 2:18:43 Stunden die sprichwörtliche Einsamkeit des Langstreckenläufers. Fast 20 Minuten betrug der Vorsprung des Sololäufers vor Damian Janus aus Polen (2:37:55), der nach dem Zieleinlauf einräumte, dass er es niemals aufs Podest geschafft hätte, wären die Herrschaften aus Kenia am Start gewesen.

Wenig im Sinn mit "Hätte, Wenn und Aber" hatte Herwart Bardon. Der Bad Godesberger freute sich nach 2:44:31 Stunden nicht nur über Gesamtplatz drei, sondern auch über den Gewinn der Stadtmeisterschaft und die 200 Euro für Platz drei im Gesamteinlauf. Dies galt auch für Heike Volkert, die Dritte bei den Frauen.

Die für die LAV Tübingen startende Filderstädterin konnte es ebenfalls kaum glauben, mit ihrer Zeit von 2:54:50 Stunden aufs Podest gelaufen zu sein. "Nach dem Blick auf die Starterliste habe ich allenfalls mit Platz fünf gerechnet", meinte sie. Und outete sich als Bonn-Fan: "Viermal bin ich in Berlin gelaufen. Aber hier ist die Strecke viel angenehmer. Es gibt kein Gedränge und die Helfer sind nett und gut informiert."

Auch über die immer beliebtere Halbmarathon-Distanz lief Sieger Hailu Atey mit 1:07:41 Stunden für die 21,0975 Kilometern fast drei Minuten schneller als Solomon Amdebirhan aus dem Nachbarland Äthiopien (1:10:14). Sein Befinden nach getaner Arbeit dokumentierte Atey mit einem breiten Grinsen.

[kein Linktext vorhanden]Kurz nach dem Start allerdings war es dem schmächtigen Afrikaner nicht gut gegangen. "Ich hatte Magenschmerzen", erzählte Atey, der sich allerdings nicht lange mit seinen gesundheitlichen Problemen aufhielt. Sofort übernahm er die Führung und gab sie bis ins Ziel nicht ab.

Erschöpft, aber überglücklich wurde der Kölner Robert Skazidroga als Dritter nach 1:13:44 Stunde bester Deutscher. Nicht zuletzt sich selbst überraschte die schnellste Frau: Anke Esser aus Aachen brachte ihr Halbmarathon-Debüt in 1:21:24 Stunde vor der Essenerin Felicitas Vielhaber (1:22:07) und Lea Böhmer aus Bonn (1:22:30) hinter sich. "Superstimmung, Superstrecke", sagte Esser: "Ich hätte nie gedacht, dass ich so schnell bin."

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