Streit um Karriereende Völler greift Jansen an

LEVERKUSEN · Bayer-Sportdirektor zum Karriereende des Ex-Hamburgers: "Fußball nie geliebt"

 Steht mit seiner Meinung ziemlich allein auf weiter Flur: Rudi Völler.

Steht mit seiner Meinung ziemlich allein auf weiter Flur: Rudi Völler.

Foto: dpa

Simon Rolfes ist mittendrin, seine Zukunft vorzubereiten. Der langjährige Kapitän des Bundesligisten Bayer Leverkusen hat im Alter von 33 Jahren seine Karriere als Fußball-Profi beendet. Obwohl Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler ihn gerne an den Verein gebunden hätte.

Doch Rolfes hat abgelehnt. Für den Vater von drei Töchtern gibt es ein Leben nach dem Profifußball. Und das soll so bald wie möglich beginnen. Genauso wie für Marcell Jansen und Celia Sasic, die Torschützenkönigin der Frauen-WM 2015. Beide sind noch keine 30 und haben ziemlich überraschend erklärt, ihre Karrieren zu beenden.

Rolfes will künftig Spieler nicht bloß im Sinne einer Gewinnmaximierung beraten, sondern Karrieren planen - nicht nur im Big Business Fußball. "Auch andere Sportarten sind vorstellbar", hat er kürzlich im Gespräch mit dieser Zeitung gesagt. In der ihm eigenen diplomatischen Art hat Rolfes am Samstag eingegriffen, als im ZDF-Sportstudio ein Statement seines einstigen Chefs Völler eingespielt wurde, in dem dieser in scharfen Worten das frühe Karriereende des Hamburger Profis Marcell Jansen kritisierte.

"Wer sowas macht, hat den Fußball nie geliebt", wetterte Völler, bezogen auf Jansen. Der Ex-Nationalspieler beendet seine Profilaufbahn mit 29 Jahren, nachdem der Hamburger SV ihm keinen Vertrag mehr gegeben hat. "Wenn einer so früh aufhört, ohne verletzt zu sein, das ist ein Schlag ins Gesicht für jeden Sportinvaliden oder für jeden Jugendlichen, der immer noch Fußballprofi werden will", sagte Völler.

Das Studiopublikum murrte - vernehmbar auch für die TV-Zuschauer. Und Jansen widersprach dem Weltmeister von 1990. "Die Angebote waren da", sagte Jansen. Völlers Signal sei falsch. Man dürfe Spielern nicht raten, "irgendwas zu machen, von dem sie nicht überzeugt sind".

Er habe sich nicht gegen den Fußball an sich, sondern gegen das Geschäftsmodell des Fußballs entschieden, betonte der frühere Profi von Borussia Mönchengladbach. "Ich liebe den Fußball, ich werde ihn immer lieben", versicherte Jansen, der schon als Investor eines Start-up-Unternehmens in Erscheinung getreten ist, aber noch keine exakte Vorstellung seiner beruflichen Zukunft hat. Er wolle auch weiterhin mit Freunden kicken und als Fan den von ihm geliebte Fußball verfolgen. Der werde überall gespielt, auch auf Straßen und in der Kreisliga.

Simon Rolfes ließ durchblicken, dass er anderer Meinung als Völler ist. "Ich finde", sagte Rolfes im Sportstudio, "jede Laufbahn muss individuell betrachtet werden und jeder muss für sich die beste Entscheidung treffen." Das hat auch Celia Sasic getan. Für die aus Hersel stammende 27-Jährige, die in ihrer Laufbahn viele Jahre für den Bundesligisten SC 07 Bad Neuenahr dem Leder nachjagte, spielte bei der Entscheidung auch die Familienplanung eine Rolle.

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