VfB dreht Partie gegen Bayer: 3:3 nach 0:3-Rückstand

Stuttgart · Leverkusens Trainer Roger Schmidt schüttelte immer wieder den Kopf, sein Stuttgarter Kollege Armin Veh konnte es auch noch nicht so richtig glauben.

Völlig unerwartet drehte der VfB mit einer furiosen Aufholjagd das scheinbar sicher verlorene Spiel gegen die Werkself und erkämpfte sich noch ein 3:3 (0:3). "Im Fußball ist alles möglich", sagte Schmidt nach dem unerwarteten Ende gegen den Bayer-Lieblingskontrahenten in der Fußball-Bundesliga enttäuscht. Veh lobte die "wahnsinnige Moral" seiner Schützlinge am Samstag im zweiten Durchgang: "Da haben wir viel Herz gezeigt. Das war entscheidend."

Nach der klaren Führung schien die Partie vorzeitig zugunsten der Leverkusener entschieden. Heung-Min Son mit einem Doppelpack (4. und 9. Minute) und Neu-Nationalspieler Karim Bellarabi (41.) trafen für die im ersten Durchgang souverän auftrumpfende Werkself. "Wir hätten auch 1:5 oder 1:6 hinten liegen können", sagte Veh. Aber Son (11.) und Stefan Kießling (33.) trafen nur die Latte bzw. den Innenpfosten. "Unser Abwehrverhalten in der ersten Halbzeit war eine Katastrophe", schimpfte der Stuttgarter Coach.

Timo Werner (57.), Florian Klein (67.) und Martin Harnik (76.) schafften nach einer Energieleistung des Tabellen-15. schließlich noch bei herrlichem Spätsommer-Wetter vor 40 900 Zuschauern in der Mercedes-Benz Arena die sensationelle Wende. "Das ist natürlich schade nach so einer ersten Halbzeit", meinte Schmidt, nachdem die Möglichkeit auf den 15. Bayer-Sieg in Stuttgart leichtfertig vergeben worden war: "Da kann man mit einem Punkt nicht zufrieden sein."

Bayer präsentierte sich im ersten Durchgang in beeindruckender Form. Die Mannschaft übernahm vom Anpfiff an die Initiative und kontrollierte souverän und abgeklärt das Geschehen. Mit ihrem schnellen, sicheren und äußerst variablen Kombinationswirbeln legten die Leverkusener die erschreckenden Defensivschwächen des VfB früh schonungslos auf.

Nach Sons schnellem Führungstreffer, dem 2400. Gegentor der Stuttgarter in der Bundesliga, wirkte der VfB völlig verunsichert. Keeper Thorsten Kirschbaum ermöglichte dem südkoreanischen Nationalstürmer völlig unbedrängt mit einem verunglückten Schuss fünf Minuten später das 2:0. Son nahm den Ball mit der Brust an und drosch ihn dann aus gut 22 Metern volley ins Tor. Bellarabi sorgte nach einem sehenswerten Solo gegen gleich vier kläglich wirkende Kontrahenten für das 3:0.

Dem stand in der ersten Halbzeit nur eine echte Stuttgarter Chance entgegen: Nach einem wuchtigen Kopfball von Georg Niedermeier verhinderte der auf der Bayer-Torlinie stehende VfB-Kapitän Christian Gentner unfreiwillig den möglichen Anschluss (25.).

Angesichts der scheinbar sicheren Führung ließ es Leverkusen nach dem Seitenwechsel ruhiger angehen. Der Champions-League-Teilnehmer schonte offensichtlich bereits Kräfte für das nächste Gruppenspiel am Mittwoch gegen Zenit St. Petersburg. Das sollte sich rächen. Nach Werners 1:3 fassten die Stuttgarter neuen Mut und drehten schließlich die Partie noch. Sekunden vor dem Schlusspfiff verhinderte Bayer-Keeper Bernd Leno mit einer Glanzparade sogar noch eine Niederlage.

Spieldaten:

Ballbesitz in : 46,1 - 53,9

Fouls: 14 - 19

Ecken: 6 - 7

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