Bayer Leverkusen Spahic-Skandal schockiert: DFB-Kontrollausschuss ermittelt

LEVERKUSEN · Trotz der heftigen Nachwirkungen des Prügelskandals um Emir Spahic will Bayer 04 Leverkusen seine glänzende Serie in der Bundesliga beim 1. FSV Mainz 05 fortsetzen. Die Vorbereitung auf die Auswärtspartie wurde allerdings von dem Vorfall um den bosnischen Bayer-Profi empfindlich gestört.

 Kein Unschuldslamm: Emir Spahic brennen schon mal die Sicherungen durch. FOTO: DPA

Kein Unschuldslamm: Emir Spahic brennen schon mal die Sicherungen durch. FOTO: DPA

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"Ich bin so schockiert wie wahrscheinlich jeder. So kenne ich den Spieler nicht. Wenn solche Bilder auftauchen, ist das für mich sehr schwer nachvollziehbar", sagte Trainer Roger Schmidt gestern bei der Pressekonferenz. "Ich habe mit Emir gesprochen, er ist auch sehr schockiert", erklärte Schmidt.

Vorher hatte Pressesprecher Dirk Mesch zu dem Ereignis nach der Pokal-Niederlage gegen Bayern München am Mittwoch Stellung bezogen. "Wir sind dabei, die Dinge schonungslos aufzuklären. Wir werden das Video analysieren und mit den Betroffenen reden, unter anderem auch mit Spahic, seinem Berater und seinem Anwalt", erklärte Mesch. "Wir sind bemüht und willens, eine adäquate Lösung zu finden."

Im Verein wird die Möglichkeit geprüft, sich von Spahic trotz des bis Juni 2016 laufenden Vertrags zu trennen. Spahic, der auf dem Spielfeld mit großer Aggressivität agiert, ist abseits des Platzes eigentlich ein recht friedlicher Zeitgenosse. Allerdings gab es bereits einen Vorfall, als Spahic Pressesprecher Mesch an die Gurgel ging und Drohungen ausstieß.

Am Mittwoch brannten ihm erneut die Sicherungen durch. Statt seine Bekannten, die sich bereits Handgreiflichen mit den Ordnern lieferten, zu beruhigen, sprang Spahic auf den Rücken eines Ordners. Er zeigte sich sehr aggressiv, offenbar ausgelöst durch die Weigerung des Personals des Ordnungsdiensts BaySecure, den Weg aus dem Innenraum des bereits leeren Stadions in den VIP-Bereich freizumachen. Der 34-Jährige schlug mit Fäusten und versetzte, als die Situation fast beruhigt schien, einem Ordner einen Kopfstoß ins Gesicht. Festgehalten ist dies auf einem Video, das BILD.de veröffentlichte.

"Die zuständige Staatsanwaltschaft Köln hat in dieser Angelegenheit die Ermittlungen aufgenommen", erklärte Bayer-Kommunikationschef Meinolf Sprink daraufhin. "Es ist Strafanzeige erstattet worden. Wir ermitteln in alle Richtungen", bestätigte Stefanie Becker von der Polizei Leverkusen, ohne Namen zu nennen. Gestern stufte der zuständige Staatsanwalt die Angriffe als "schwere Körperverletzung" ein.

Auch der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes ermittelt. Wie DFB-Mediendirektor Ralf Köttker am Freitagabend mitteilte, hat der Kontrollausschuss Spahic Gelegenheit gegeben, bis Anfang kommender Woche eine Stellungnahme abzugeben.

Spahic entschuldigte sich inzwischen. Möglicherweise war er auch gereizt, weil er in der Partie gegen die Bayern eine Verletzung am Syndesmoseband erlitt, die ihn einige Wochen außer Gefecht setzen wird. Auszuschließen ist es nicht, dass Spahic sein letztes Spiel für Leverkusen bestritten hat. Der Verein und der Bayer-Konzern treten allen Vorfällen, die dem Ruf von Bayer schaden könnten, kompromisslos entgegen.

"Treter-Toprak und Schläger-Spahic: Leverkusen hat das brutalste Abwehrduo der Liga", solche Überschriften, wie sie Focus.de gestern präsentierte, sind den Verantwortlichen in der Bayer AG ein Dorn im Auge, auch wenn diese Interpretation weit überzogen ist. Geprüft wird allerdings auch die Rolle der Ordner, die Spahic und seine Begleiter eventuell provozierten.

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