Bayer Leverkusen Roger Schmidt möchte an Erfolg anknüpfen

Leverkusen · Mit exzellenter Form und der Übernahme der Tabellenspitze begeisterte Bayer Leverkusen vor der Länderspielpause. "Wir sollten relativ schnell in der Lage sein, daran anzuknüpfen", sagt Trainer Roger Schmidt vor dem Heimspiel gegen Werder Bremen.

Dass er leise Befürchtungen hat, die Werkself könne vielleicht doch ins Stottern geraten, liegt an der langen Abwesenheit der ausländischen Nationalspieler. Der Türke Hakan Calhanoglou beispielsweise kehrte erst gestern zurück.

"Es ist eine Herausforderung, den Spielern wieder zu zeigen, wie wir spielen wollen, damit sie sich darauf einlassen können", erklärte Schmidt. "Bei den Nationalmannschaften haben die Trainer andere taktische Vorstellungen."

Die Bayer-Devise für den Re-Start ist dagegen unverändert: Mit voller Kraft nach vorne verteidigen, das atemlose Pressing auf den Gegner praktizieren und insgesamt offensiv agieren. "Ich denke, das ist in gewissem Maße bei uns gefestigt", sagte Schmidt, der sich in den vergangenen Tagen auch mit negativen Nachrichten befassen musste.

Zwei Leistungsträger fallen längerfristig aus: Simon Rolfes, der beim 4:2 gegen Hertha BSC verletzt wurde, und Julian Brandt, den es im Training erwischte. "Das tut ein bisschen weh. Beide waren gut drauf. Aber so ist Fußball", meinte Schmidt.

Dafür ist Lars Bender wieder fit - "schmerzfrei, aber noch nicht bei 100 Prozent", so der Trainer. Der Mittelfeldspieler, auch ein möglicher Kandidat für den noch nicht fest besetzten rechten Verteidigerposten in der Nationalelf, wird gegen Werder wohl nur zu einem Teilzeiteinsatz kommen. Rolfes wird sicherlich durch Stefan Reinartz ersetzt.

Brandt war zuletzt nur Einwechselspieler, aber seinen Wert in dieser Rolle zeigte er gegen Berlin, als er entscheidend dazu beitrug, einen zweimaligen Rückstand in das 4:2 umzuwandeln.

Das Bremer Team des ehemaligen Bayer-Coaches Robin Dutt, das in Berlin (2:2) und gegen Hoffenheim (1:1) unentschieden spielte, schätzt Schmidt wegen der Stärken im Kopfballspiel und bei Standards als "sehr gefährlich" ein. Zudem nutze Werder gezielt Unkonzentriertheiten des Gegners.

[kein Linktext vorhanden]Um die Aufmerksamkeit zu schärfen, will Schmidt wieder eine starke Ansprache ans Team richten wie in der Halbzeit gegen Hertha. Selbstbewusstsein, den Glauben an die eigene Qualität, aber auch Freude am Fußball will der 47-Jährige vermitteln.

"Der Grundgedanke ist doch, viel Spaß am Fußball zu haben, selbst wenn ein Profi damit viel Geld verdient. Auch sehr harte Arbeit lässt Begeisterung und Leidenschaft zu", gab er einen Einblick in seine "Philosophie", die über die Taktik- und Systemfragen hinausgeht.

Ein Flutlichtspiel am Freitag findet Schmidt wie viele Spieler am allerschönsten: "Es ist super, abends zu spielen, bei guter Atmosphäre, gutem Rasen. Das hat einen anderen Charakter, als wenn es heiß ist." Mit einem Sieg wäre dann alles perfekt.

"Dann bleiben wir Erster und können ein schönes Wochenende genießen." Allerdings beginnt quasi mit dem Schlusspfiff die Vorbereitung auf den Champions-League-Start in Monaco am folgenden Dienstag.

Nicht nur die beiden Verletzten sind bei Bayer ein Personalthema. Im Gespräch ist auch Christoph Kramer, der zunächst nach Bochum ausgeliehen wurde und seit dem Sommer 2013 in Gladbach einen Blitzaufstieg vollzog. Dieser gipfelte darin, dass der 23-Jährige überraschend sogar in der deutschen Startelf des WM-Finales stand.

Seitdem reißen die Diskussionen um den Weltmeister nicht ab. Bayer pocht darauf, dass Kramer mit dem Ende des Ausleihgeschäfts im Sommer 2015 zurückerwartet wird. Der Spieler, dessen Selbstbewusstsein durch die WM-Teilnahme gewachsen ist, glaubt aber, er könne allein über seine Zukunft entscheiden. Die Gladbacher zitieren gerne aus seinem Spiegel-Interview, wo er den Transfermarkt als "Menschenhandel" bezeichnete.

In Leverkusen wäre Kramer ein möglicher Nachfolger für Rolfes, der kürzlich sein Karriere-Ende andeutete. Inzwischen soll sogar Real Madrid ein Auge auf den gebürtigen Solinger geworfen haben. Die Bayer-Chefs sehen die Lage gelassen: Entweder kommt ein Topspieler im Juli zurück oder für die Vertragsauflösung mit ihm wird eine Ablöse von bis zu 20 Millionen Euro fällig.

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