Am Sonntag gegen Schalke Gereizte Stimmung in Leverkusen

Leverkusen · Mit dem Advent beginnt eigentlich eine behagliche Jahreszeit, doch bei Bayer Leverkusen wird es ungemütlich. Zum Westduell gegen den FC Schalke 04 am ersten Sonntag der Vorweihnachtszeit (17.30 Uhr) wurden extrem verschärfte Sicherheitskontrollen ausgerufen.

 "Niemand hat das Recht, meinen Verein, für dessen Erfolg wir alles tun, zu diffamieren und handelnde Personen zu beschimpfen" Rudi Völler Bayer-Sportdirektor

"Niemand hat das Recht, meinen Verein, für dessen Erfolg wir alles tun, zu diffamieren und handelnde Personen zu beschimpfen" Rudi Völler Bayer-Sportdirektor

Foto: dpa

Dies hängt einerseits damit zusammen, dass die Partien gegen die Gelsenkirchener immer schon als risikobehaftet eingestuft wurden. Andererseits ist es das erste Spiel in der BayArena nach den Terroranschlägen in Paris, die auch das Sicherheitsbedürfnis der Sportwelt nachhaltig verändert haben. Der Bundesligist rief die Stadionbesucher gestern dazu auf, früher als sonst zur BayArena zu kommen, Taschen und Rucksäcke zu Hause zu lassen, sich auf intensive Personenkontrollen durch das Ordnungspersonal und auf Pkw-Inspektionen durch die Polizei bei der Anfahrt einzurichten.

Aber es ist nicht nur der verschärfte Sicherheitsrahmen, der in Leverkusen das Klima angespannter macht, als es eigentlich zur friedlichen Jahreszeit passt. Die Nerven liegen blank - diese Aussage wäre überzogen, aber aus der latent vorhandenen, ja wachsenden Unzufriedenheit über den sportlichen Zustand ist fraglos eine gereizte Stimmung entstanden. Rudi Völler hielt es gestern für nötig, Stellung zu beziehen zu einem Vorfall am Flughafen Minsk in Weißrussland nach dem 1:1 der Bayer-Profis gegen Bate Borissow in der Champions League. Auf der Homepage des Clubs bestätigte der Sportdirektor gestern, dass es zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sei.

Dass Völler einen manchmal vulkanischen Charakter besitzt, ist hinreichend bekannt. Offenbar hatte er danach das Gefühl, zu weit gegangen zu sein, denn der Vorfall spielte in den Fanforen im Internet schon eine Rolle. Dort wird behauptet, er habe einen wegen der mäßigen Leistung gegen Borissow aufgebrachten Fan als "Pisser" bezeichnet. "Niemand hat das Recht, meinen Verein, für dessen Erfolg wir alles tun, zu diffamieren und handelnde Personen zu beschimpfen", teilte Völler mit. Er habe nur auf unflätige Äußerungen reagiert. Gleichzeitig sprach er den Wunsch aus, die Sache in persönlichen Gesprächen zu bereinigen.

Dass es sportlich "so lala" läuft, wurde am Dienstag in Weißrussland bestätigt. Da wieder ein Sieg verspielt wurde, wird sich Bayer wohl bald aus der Champions League verabschieden. In der Bundesliga hat das Team viel mehr Schwierigkeiten als erwartet, einen der Plätze zu ergattern, die 2016/17 wieder in Europas Königsklasse führen. "Dass die Fans enttäuscht sind, kann ich total nachvollziehen", sagte Trainer Roger Schmidt. Er fand den Auftritt in Borissow gut, aber führte wieder einmal an, dass den überzeugenden Offensivleistungen die Effizienz fehle. "Ich finde schon, dass die Mannschaft alles gegeben hat. Aber Fußball ist Ergebnissport. Damit müssen wir klarkommen", sagte Schmidt. Das Rezept zur Beilegung der Ergebniskrise? "Wir müssen einfach Spiele gewinnen", sagte der Coach.

Wenn das so einfach wäre - zumal gegen Schalke, das die gleichen Ziele, aber ziemlich genau auch die gleichen Probleme hat. Viel Talent, aber wenig Stabilität - das trifft auf die Königsblauen genauso zu wie auf Bayer, das für den Rest der Hinrunde darüber hinaus auf Kapitän Lars Bender verzichten muss. Der 26 Jahre alte Nationalspieler wird am Dienstag wegen seiner anhaltenden Sprunggelenkprobleme operiert.

Bayer Leverkusen oder Schalke - nur für den Gewinner beginnen am Sonntag einige beschauliche Adventstage.

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