Bayer Leverkusen Calhanoglu findet den Schlüssel

LEVERKUSEN · Mit einer konzentrierten und erfolgreichen Defensivleistung hat Bayer Leverkusen die Diskussionen über die Effektivität seines Hurra-Fußballs zunächst beendet.

 Kaum im Spiel, schon in Jubelpose: Der eingewechselte Kyriakos Papadopoulos trifft drei Minuten nach seiner Einwechslung per Kopf zum 2:0 für Bayer Leverkusen. Die ersten Gratulanten sind Vorbereiter Hakan Calhanoglu und Heung-Min Son.

Kaum im Spiel, schon in Jubelpose: Der eingewechselte Kyriakos Papadopoulos trifft drei Minuten nach seiner Einwechslung per Kopf zum 2:0 für Bayer Leverkusen. Die ersten Gratulanten sind Vorbereiter Hakan Calhanoglu und Heung-Min Son.

Foto: dpa

Gestern Abend besiegte die Elf von Trainer Roger Schmidt in der Champions League den russischen Meister Zenit St. Petersburg mit 2:0 (0:0) und führt nun zur Vorrunden-Halbzeit mit 5:2 Toren und 6 Punkten die Tabelle der Gruppe C vor dem AS Monaco (1:0/5) und St. Petersburg (2:2/4) an. Im Gegensatz zur zweiten Halbzeit des Bundesliga-Spiels beim VfB Stuttgart spielte die Werkself diesmal kein russisches Roulette. Zwar vermissten Freunde des spektakulären Bayer-Offensivstils der vergangenen Wochen über weite Strecken wahrscheinlich die überfallartigen Offensivattacken ihrer Elf. Dafür aber war von Beginn an die Konzentration auf eine konsequentere Defensivarbeit spürbar.

Auf drei Positionen hatte Roger Schmidt seine Startelf gegenüber dem 3:3 in Stuttgart verändert und damit die Konsequenzen aus dem Slapstick-Auftritt vom letzten Samstag gezogen. Auf den Außenverteidigerpositionen ersetzte der Bayer-Trainer Roberto Hilbert und Tin Jedvaj durch den Italiener Giulio Donati rechts und den Brasilianer Wendell links.

Die erhoffte Sicherheit im Defensivverhalten brachte aber vor allem Lars Bender. Nach auskurierter Verletzung wirkte die Rückkehr des Kapitäns wie eine wohldosierte Beruhigungspille auf seine Nebenleute. Zudem setzte der 25-Jährige die Akzente in der Vorwärtsbewegung. Wenn es gefährlich wurde vor dem Tor der Gäste, dann hatte meist Bender die Aktion eingeleitet.

So abgeklärt, wie der "verhinderte Weltmeister" agierte, hatte er auch vor dem Spiel die aufkeimende Kritik am kraftraubenden Leverkusener Powerfußball unter Trainer Schmidt kommentiert. "Manche meinen, wir wären nach vorne super, aber hinten zu offen. Das ist doch völliger Käse", war Bender, der die WM wegen einer Verletzung verpasst hatte, in einem Interview der Tageszeitung "Welt" zitiert worden. Nach der Partie zeigte sich der Kapitän erleichtert: "Es war ein hartes Stück Arbeit, aber ich denke, wir haben verdient gewonnen. Wir mussten bis zur letzten Sekunde durchziehen", sagte Bender, "das 1:0 war wie eine Erlösung."

Wie eine wirkungsvolle Defensivarbeit funktioniert, demonstrierten die Bayer-Spieler gestern Abend. Bis auf eine Schrecksekunde, als Donati zu weit von St. Petersburgs Kapitän Danny weg stand, blieben die Russen im ersten Spielabschnitt chancenlos. Dannys Schuss nach fünf Minuten parierte Bayer-Torwart Bernd Leno glänzend. Bis zum Seitenwechsel blieb es ein von Vorsicht geprägtes Spiel ohne hochkarätige Torchancen. Bis zur 40. Minute: Da zwang Heung-Min Son den Gästetorwart Yuri Lodygin mit einem 25-Meter-Kracher zu einer Fußabwehr. Sekunden später erhöhte Hakan Calhanoglu die Betriebstemperatur Lodygins, der einen Kopfball des Bayer-Spielmachers gerade so entschärfte.

Intensiv starteten beide Teams in Halbzeit zwei - mit internationaler Härte auf beiden Seiten. Wendell grätscht den brasilianischen Nationalstürmer Hulk um und sieht Gelb - später auch noch Gelb-Rot. Torchancen? Bis dahin Fehlanzeige. Dann aber die Schlüsselszene des Spiels, und vielleicht schon ein Türöffner für den Einzug der Werkself in das Achtelfinale der Fußball-Königsklasse: Calhanoglu zieht mit einem schnellen Antritt aus dem Mittelfeld drei Spieler auf seine Seite, bevor er mit einer Maßvorlage den rechten Flügel für Donati öffnet. Der Italiener dankt mit einem satten Rechtsschuss von der Strafraumkante ins linke untere Eck - sein erstes Pflichtspieltor für Leverkusen (58.).

St. Petersburg antwortet mit Härte. Bender geht nach einem Foul von Ezequiel Garay zu Boden. Für maßgerechte Freistöße hat Leverkusen einen Calhanoglu. Der flankt den Ball zentimetergenau auf den Schädel des kurz zuvor eingewechselten Griechen Kyriakos Papadopoulos. Gegen dessen wuchtigen und gezielten Kopfball ins Eck hat Lodygin keine Abwehrchance - 2:0 nach 63 Minuten. Bis auf wenige Situationen behält die Defensive der Platzherren kühlen Kopf. Auf russisches Roulette wollte sich bei Bayer an diesem Abend niemand einlassen.

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