Heimspiel gegen Hertha BSC Bayer Leverkusen zeigt sein anderes Gesicht

LEVERKUSEN · Beim 4:2 gegen die Hertha aus Berlin gerät das Team von Roger Schmidt gleich zweimal in Rückstand, überzeugt dann aber kämpferisch.

 Gratulation: Bellarabi und Spahic nach dem 2:2-Ausgleich.

Gratulation: Bellarabi und Spahic nach dem 2:2-Ausgleich.

Foto: dpa

Karim Bellarabi dankte zuerst Trainer Roger Schmidt. "Er hat großen Anteil daran, dass es bei der ganzen Mannschaft und mir so gut läuft", sagte der Stürmer, der beim 4:2 (0:1) von Bayer Leverkusen gegen Hertha BSC die allerbeste Performance in einem insgesamt starken Ensemble hingelegt hatte.

Ein prächtiges Tor in der 86. Minute, erzielt mit genau platziertem Volleyschuss in Seitlage, setzte den Schlusspunkt unter ein Klassespiel. Ein sehenswerter Kurvenlauf mit engster Ballführung durch die Berliner Abwehr mit einem Pfostenschuss, der zur Vorlage des 3:2 durch Julian Brandt (74.) wurde: Beide Tore waren dank Bellarabi der pure Genuss und brachten Leverkusen mit jetzt sechs Punkten die alleinige Tabellenführung.

Der 24-jährige Ex-Braunschweiger, vorige Woche durch das schnellste Tor der Bundesliga-Historie in den Blickpunkt gerückt, und auch das 18-jährige Supertalent Brandt standen am Samstag stellvertretend für das aktuell eindrucksvollste Team der Liga.

Dabei haben die Leverkusener in Hakan Calhanoglu, der seine Qualitäten bei der Werkself besser entfalten kann als in Hamburg, und in Tin Jedvaj noch zwei weitere Spieler in ihren Reihen, die als Neuzugänge begeistern. "Es ist schwer, diese Jungs zu stoppen", sagte Berlins Trainer Jos Luhukay.

Beim fünften Sieg im fünften Pflichtspiel zeigte Leverkusen ein neues Gesicht. Der in den vier Spielen zuvor geglückte Blitzstart blieb aus, stattdessen präsentierte das Schmidt-Team nach zweimaligem Rückstand seine kämpferische Seite, ohne an spielerischer Qualität einzubüßen. "Das ist ein besonders wertvoller Sieg", sagte Schmidt: "Er war extrem gut für die Mannschaft."

Der 47-Jährige, der den Bayer-Profis ein sehr offensives System vermittelt hat, verteilt auch gerne ein Einzellob. "Ich musste Bellarabi nicht groß ermuntern. Er hat auf mich sofort einen extrem fokussierten Eindruck gemacht. Er hat nicht nur eine Schnelligkeit am Ball", sagte der Trainer zur Leistungsexplosion des gebürtigen Berliners: "Wenn er konstant so weiterspielt, kann er auch Mitte 20 noch einen Riesensprung machen." Besäße Joachim Löw nicht schon eine übergroße Auswahl an Offensivkräften, wäre der neue Bayer-Rechtsaußen in dieser Form sicher auch ein Mann für die Nationalmannschaft.

Die Berliner waren ein äußerst widerspenstiger Gegner. Sein Team sei "mental verunsichert" in die Partie gegangen, erklärte Luhukay, weil sich die Liste der Ausfälle unter der Woche auf sechs Stammspieler verlängert hatte.

Hertha dämmte mit einer Fünfer-Kette mit drei Innenverteidigern den Leverkusener Drang ein. Und ging zweimal vor 27.819 Zuschauern in Führung: Jedvaj grätschte den Ball nach Flanke von Julian Schieber ins Bayer-Tor (24.), Schieber erzielte dann per Kopf sein drittes Saisontor (60.). Dazwischen lag ein Treffer des Kroaten Jedvaj (50.), der mit seinen 18 Jahren noch so ein Spieler ist, der verblüffend stark auftrumpft und als rechter Außenverteidiger immer wieder sogar in der Mittelstürmer-Position auftaucht.

"Wir haben unseren Fans guten Fußball gezeigt", sagte Luhukay, meinte damit aber nur die erste Stunde. Dass nach der zweiten Führung durch Schieber nicht einmal 120 Sekunden später der Ausgleich durch Emir Spahic nach einem Freistoßtrick fiel (62.), wurde in den Berliner Reihen als "Genickbrecher" betrachtet. Danach drehten die Rheinländer erst richtig auf. "Die Qualität von Leverkusen hat sich durchgesetzt. Wir können viel Gutes mitnehmen, nur nicht ein gutes Ergebnis", meinte der Hertha-Trainer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort