Rollstuhl-Basketball Paralympics sind das große Ziel von Marcel Gerber

BONN · Der Bonner hat mit dem NRW-Team den Junioren-Länderpokal gewonnen. Marcel Gerber strahlte nach dem Schlusspfiff über beide Ohren, riss die Arme jubelnd nach oben.

Und der 17-jährige Rollstuhlbasketballer aus Kessenich hatte auch allen Grund dazu. Der Aufbauspieler hatte großen Anteil daran, dass das Auswahlteam Nordrhein-Westfalens beim 9. Junioren-Länderpokal in der Bonner Hardtberghalle im Finale den Titelverteidiger entthronte.

Das Team NRW, in dem mit Miriam Palm, Matthias Güntner, Oliver Hoffmann und Marcel Gerber gleich vier Akteure des Rollstuhlbasketball-Zweitligisten ASV Bonn mitmischten, siegte im wichtigsten Nachwuchsturnier Deutschlands am Ende mit 34:28 gegen das mit U22-Nationalspielern gespickte Team Baden-Württemberg/Rheinland-Pfalz.

Das Team NRW wurde erfolgreich vom Bonner Trainer Jörg Hilger und von Co-Trainer Tarik Cajo betreut. Cajo spielte viele Jahre für den ASV, als die Bonner Rollis 2009 unter anderem Europapokalsieger wurden.

Beim zweitägigen Turnier spielten sieben Länderteams aus Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Berlin, Hessen, Baden-Württemberg/Rheinland-Pfalz, Bayern und dem gastgebenden Nordrhein-Westfalen um den begehrten Siegerpokal. Helmut Beines und Uwe Burchard vom ausrichtenden ASV Bonn erhielten viel Lob für eine tolle Veranstaltung, bei der guter und teilweise auch spannender Rollstuhlbasketball geboten wurde.

Unter den Körben ging es richtig zur Sache. Des öfteren schlugen die Rollstühle aneinander, es wurde entschieden um jeden Ball gekämpft, und ab und an kippten die Spieler auch mit ihren Rollstühlen um. Mittendrin Marcel Gerber, der für das Team NRW im Aufbau klug die Bälle verteilte und mit schnellen Spurts auch mehrmals in die Zone fuhr, um per Korbleger zu punkten.

Das Team NRW hatte in der Vorrunde das Geschehen in Gruppe B dominiert und siegte im Halbfinale gegen Bayern mit 45:10. Der Titelverteidiger, eine Spielgemeinschaft aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, siegte indes nur hauchdünn mit 41:38 über Hessen, das sich im Spiel um Platz drei mit 55:21 gegen die Bayern durchsetzte.

"Das Team Baden-Württemberg/Rheinland-Pfalz hatte fünf U22-Nationalspieler in der Startformation. Umso stolzer können wir sein, ein solch gutes Turnier gespielt zu haben", freute sich der Bonner Spielmacher Gerber.

Er ist derzeit eines der größten und auch schnellsten Talente im deutschen Rollstuhlbasketball und besitzt das Potenzial, es in die A-Nationalmannschaft zu schaffen. Doch zunächst will der Schüler, der die elfte Klasse der integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel besucht, sich in der U22-Nationalmannschaft noch stärker etablieren. Dafür trainiert er dreimal pro Woche und absolviert zwei weitere Einheiten im Kraftraum.

Warum Gerber im Rollstuhl sitzt? Als er vier Jahre alt war, bekam er die Krankheit "Juvenile Osteoporose". Die seltene Form des Knochenschwundes machte ihn anfällig für Frakturen. In der Pubertät verbesserte sich sein Zustand. Gerber ist aber weiterhin auf den Rollstuhl angewiesen.

Ich sehe das nicht als großen Nachteil, sondern schaue immer nach vorn." Marcel Gerber ist ehrgeizig, trainierte über ein Jahr lang intensiv Fahrtechniken für seinen Sport. Gerber: "Die Fahrkontrolle ist das A und O." Sein großes Ziel? Die Paralympics. "Es wäre ein Traum, für Deutschland vor Tausenden Zuschauern zu spielen."

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