Trotz Euroleague-Sieges: ALBA nach Krawallen geschockt

Berlin · Jagdszenen beim Basketball, Familien in Angst - dieser Abend mit wilder Fan-Randale in Berlin war ein Schock-Erlebnis. Der 75:68 (38:26)-Sieg in der Euroleague gegen Galatasaray Istanbul wurde für Gastgeber ALBA Berlin zur Nebensache.

 Die Polizei musste schließlich den Gästeblock absichern. Foto: Oliver Mehlis

Die Polizei musste schließlich den Gästeblock absichern. Foto: Oliver Mehlis

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Vor dem am Donnerstag für 21.00 Uhr geplanten Spielbeginn waren etwa 30 Galatasaray-Anhänger über die Tribünen gestürmt. Auslöser war wohl ein politisches Plakat, mit dem einige Anhänger auf die Haupttribüne geflüchtet waren. Die Szenerie verlagerte sich in Richtung ALBA-Block. Dort eskalierte die Situation. Plötzlich gingen die Anhänger des Gästeteams auch auf die ALBA-Fans los.

Es flogen Stühle, einige prügelten sich auch mit Fahnenstangen. Erst der Polizei, die nach eigenen Angaben mit 130 Beamten im Einsatz war, gelang es schließlich, die türkischen Anhänger vom ALBA-Block abzudrängen. Die Sicherheitskräfte in der Halle waren überfordert.

Die 12 821 Zuschauer waren geschockt, einige Besucher verließen die O2 World. Während der Ausschreitungen waren alle Spieler auf dem Feld. "Zunächst hab ich das gar nicht mitbekommen, erst als die Stühle flogen", sagte ALBA-Kapitän Alex King. Co-Trainer Milenko Bogicevic schnappte sich seine beiden Kinder und brachte sie in Sicherheit. Die Euroleague leitete wegen der Vorgänge ein Disziplinarverfahren ein. Es werde nicht gegen einen der beiden Clubs ermittelt, die Vorfälle sollten zunächst analysiert werden.

Mit der Möglichkeit solcher Gewaltausbrüche hatte offensichtlich niemand gerechnet. "So etwas hab' ich in meinen 40 Jahren, die ich das schon mache, noch nicht erlebt", erklärte der sichtlich geschockte ALBA-Manager Marco Baldi. "Wenn Leute in der Halle oder auch einem Stadion sind, die Krawall wollen, kann man sich nur schwer dagegen wappnen."

Es ist nicht das erste Mal, dass Galatasaray Probleme mit seinen Fans hat. In dieser Saison mussten die Türken als Strafe schon drei Geisterspiele bestreiten, nachdem vor dem Spiel gegen Roter Stern Belgrad ein Gästefan niedergestochen worden war und später seinen Verletzungen erlag.

Laut einer Polizei-Mitteilung hat es in Berlin einen Verletzten gegeben, der sich im Krankenhaus ambulant behandeln ließ. Nach langen Beratungen entschied man, unter der Auflage zu spielen, dass bei erneuten Zwischenfällen sofort abgebrochen wird. Die Partie begann mit einstündiger Verspätung. Der Galatasaray-Block blieb bis zum Spielende unter Polizei-Bewachung.

Der Sport wurde zur Randnotiz: Mit dem ALBA-Sieg haben die Berliner ihre Viertelfinal-Chancen gewahrt. Trainer Sasa Obradovic war froh, dass sein Team die Situation meistern konnte: "Auch wenn es schwierig war, vor dem Spiel den Fokus zu behalten. Aber wir haben einen Weg gefunden, Basketball zu spielen."

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