Oldenburg-Coach Drijencic: Vom Arbeitsvisum zum Cupgewinn

Oldenburg · Mladen Drijencic sagt, er "lebt" Basketball. Was häufig als Phrase von Trainern benutzt wird, um das Engagement für ihre Sportart zu betonen, ist beim Coach des Pokalsiegers EWE Baskets Oldenburg wörtlich zu verstehen.

 Oldenburgs Trainer Mladen Drijencic (l) jubelt mit seinem Spieler Rickey Paulding über den Pokalsieg. Foto: Carmen Jaspersen

Oldenburgs Trainer Mladen Drijencic (l) jubelt mit seinem Spieler Rickey Paulding über den Pokalsieg. Foto: Carmen Jaspersen

Foto: DPA

Einzig der Basketball ermöglicht dem 49-Jährigen vor 16 Jahren überhaupt ein Leben in Deutschland. Eine persönliche Geschichte, die mit dem sensationellen Cupgewinn der Niedersachsen ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht.

1994 flieht der Angehörige der kroatischen Minderheit in Bosnien mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg. Zunächst arbeitet er als Maschinenbautechniker in Krefeld. Als vier Jahre später die Abschiebung droht, erhält Drijencic eine Anstellung als hauptamtlicher Trainer - und damit das ersehnte Arbeitsvisum. In der rheinischen Stadt nennen sie ihn "Mr. Basketball". "Es war damals kein Basketball-Land, es gab kaum Arbeitsplätze in diesem Bereich", erinnert er nach dem 72:70-Finalsieg gegen Bamberg gerührt an seine frühere Situation. "Meine Entwicklung, mein Leben in Deutschland kommt mir vor wie ein Traum."

Auch in der jüngeren Vergangenheit entwickelt sich seine Story wie ein kitschiges Hollywood-Drehbuch. Nach einer bislang enttäuschenden Saison trennt sich Oldenburg im März von Sebastian Machowski und ernennt Dirjencic, der zuvor das Drittligateam "vor 200, 300 Zuschauern" coachte, zum Chef. "Ein Trainerwechsel bringt immer extrem viel Energie mit sich, Mladen weiß damit umzugehen", berichtet Nationalspieler Philipp Neumann über den Effekt. "Wir haben die kompletten Systeme umgestellt, scheinbar funktionieren sie besser."

Die Leidenschaft für seinen Sport gibt Drijencic weiter. In Bosnien fiebert ein Teil seiner Familie bei der ZDF-Übertragung des Pokal-Finals mit. Sein älterer Sohn ist am Sonntag parallel in der Nachwuchs-Bundesliga in Berlin aktiv, die Tochter steht auch regelmäßig auf dem Parkett, "mein Dreijähriger kennt den Namen jedes Spielers", sagt Drijencic stolz.

Nach dem Herzschlagfinale im Pokal drückt Baskets-Geschäftsführer Hermann Schüller seinen drahtigen Trainer innig - und gibt ihm ein Versprechen. "Das ist ein großer Verdienst von Mladen, dem ich gerade gesagt habe, dass er den Vertrag für nächste Saison sicher hat", erklärte Oldenburgs Macher. "Der Trainer hat die Mannschaft am Herzen und an der Seele berührt und all das geweckt, was man an Leidenschaft braucht für diesen Sport." Nun soll Drijencic mit dem Meister von 2009 zunächst in den Playoffs für Furore sorgen. Die unglaubliche Geschichte ist noch nicht zu Ende.

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