Jordi Bertomeu: Mit Bayern ist zu rechnen

Barcelona · Die Basketballer des FC Bayern und von ALBA Berlin starten in die neue Euroleague-Saison. Im Interview der Nachrichtenagentur dpa berichtet Liga-Präsident Jordi Bertomeu über die Entwicklung der deutschen Clubs, Titelambitionen der Münchner und das Kräfteverhältnis zur NBA.

 Euroleague-Präsident Jordi Bertomeu räumt auch dem deutschen Basketball gute Chancen ein. Foto: Daniel Dal Zennaro

Euroleague-Präsident Jordi Bertomeu räumt auch dem deutschen Basketball gute Chancen ein. Foto: Daniel Dal Zennaro

Foto: DPA

Vor der Euroleague-Saison hat ALBA Berlin als erstes deutsches Team eine Mannschaft aus der NBA geschlagen, auch Fenerbahce Istanbul konnte mit den San Antonio Spurs mithalten. Was sagt das über das Kräfteverhältnis aus?

Bertomeu: Auch wenn das Resultat für uns nicht im Vordergrund steht, sind wir mit den Leistungen sehr zufrieden. Es zeigt, dass Europa und der Rest der Welt konkurrenzfähig mit den USA ist. Dies war nach der WM ja infrage gestellt worden. Dort ist ein falsches Bild entstanden, es gibt keinen Zweifel, dass sich die Lücke schließt. Die Tatsache, dass David Blatt als Trainer von Maccabi Tel Aviv zu den Cleveland Cavaliers wechselt, zeigt, dass die NBA mehr und mehr in unseren Gefilden fischt.

Auch der deutsche Basketball hinkte auf europäischer Ebene lange hinterher. Wie bewerten Sie die Entwicklung?

Bertomeu: 2010 haben wir entschieden, dass Deutschland einer der wichtigen strategischen Märkte für uns ist. Im Management, der Organisation und der finanziellen Stabilität sind deutschen Clubs in der Spitzenklasse, nicht nur der FC Bayern oder ALBA Berlin, sondern auch Bamberg gehört zu den professionellsten Teams Europas. Inzwischen haben sich die Vereine auch sportlich entwickelt.

Nach einer Wildcard vergangenes Jahr hat sich der FC Bayern erstmals sportlich qualifiziert. Was erwarten Sie in den nächsten fünf Jahren von den Münchnern?

Bertomeu: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Bayern München als große weltweite Sportmarke an einem Wettbewerb teilnimmt und dabei nicht den Sieg anstrebt. Ich bin mir sicher, dass Bayern diese Ambitionen hat und wenn sie die Erfahrungen auf dem höchsten europäischen Niveau machen, sich auch dort etablieren.

Der deutsche Meister qualifiziert sich für die Euroleague, ALBA erhielt diese Saison eine Wildcard. Wird ein deutscher Club zukünftig auch einen festen Startplatz mit einer A-Lizenz bekommen?

Bertomeu: Das ist nicht der Hauptpunkt. Es gibt in Deutschland keine Teams, die über einen so langen Zeitraum so dominant sind wie in Russland oder Spanien. Deshalb geben wir einen festen Platz an den Meister und laden ein weiteres Team ein. Das hat bislang gut funktioniert. Wir werden dieses Prinzip auch im nächsten Jahr einhalten, außer etwas Extremes passiert. Aber das ist nicht abzusehen.

Wann wird die Euroleague nach 2009 in Berlin wieder mit dem Finale nach Deutschland zurückkehren?

Bertomeu: Wir werden so schnell wie möglich nach Deutschland zurückkehren, es ist Teil unser Strategie, wir arbeiten daran. Wir haben verschiedene Städte als Anwärter für das Finale - unter anderen Berlin, Köln und Hamburg.

Wie ist der aktuelle Stand beim Financial Fairplay, nach dem die Clubs nicht mehr ausgeben dürfen als sie einnehmen?

Bertomeu: Wir sind jetzt bereit, mit den Financial-Fairplay-Regeln zu beginnen. Das ist für uns sehr wichtig, da die wirtschaftliche Lage in den Ländern sehr unausgeglichen ist. Das können wir zwar nicht lösen, aber wir können die Prinzipien ändern, wie unsere Clubs wirtschaften. Der Hauptpunkt für uns ist, dass Länder wie Russland und die Türkei nicht die gleiche Transparenz-Kultur haben wie Clubs aus der Europäischen Union. Wir werden gegen die vorgehen, die diese Regeln nicht einhalten. Wir denken darüber nach, dies in der kommenden Saison auch mit den Eurocup-Teams zu starten.

ZUR PERSON:Der Spanier Jordi Bertomeu (55) führt seit 14 Jahren die Geschäfte bei der Basketball-Euroleague und fungiert seit 2011 auch als Präsident.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort