Champions Cup Bayern München verliert bei Alba Berlin mit 76:86

BERLIN · Das kann ja heiter werden. Die Schlacht um den ersten Titel dieser Saison im deutschen Basketball zwischen Pokalsieger Alba Berlin und Meister Bayern München verspricht eine heiße Spielzeit.

 Autsch! Jan Jagla landet nach einem Zusammenprall mit dem voraus stürmenden Cliff Hammonds unsanft auf dem Hosenboden.

Autsch! Jan Jagla landet nach einem Zusammenprall mit dem voraus stürmenden Cliff Hammonds unsanft auf dem Hosenboden.

Foto: dpa

Im Kampf um den nicht gerade geliebten Champions Cup war schon mächtig Feuer unter dem Dach der O2 World. Dabei zogen die Hausherren den Bayern die Lederhosen aus und gewannen hoch verdient mit 86:76 (21:11, 24:14, 19:28, 12:15).

16 Banner hängen hoch unter dem Dach der Berliner Arena - für die jeweils acht Meister- und Pokaltitel der Albatrosse. Banner für die beiden Champions-Cup-Siege der Vergangenheit sucht man vergebens. Man schmückt sich nicht gerne mit Lorbeeren, die keinen besonders hohen Stellenwert haben. So gesehen hätte man durchaus ein eher unspektakuläres Spiel erwarten können.

Doch da sich die Kontrahenten noch im Juni in der Finalserie der vergangenen Saison gegenübergestanden und sich in der jüngeren Vergangenheit einige verbale Scharmützel mit gelegentlichen Tiefschlägen geliefert hatten, galt es, etwas zu beweisen.

Auf der einen Seite die Berliner, die gleich zeigen wollten, dass sie für die nächsten Schlachten gerüstet sind, auf der anderen Seite die Bayern, die mit dem ihnen angeborenen Selbstbewusstsein antraten, den Status quo zu bestätigen. Das misslang gründlich. Mit Funken sprühender Athletik, Intensität und Schnelligkeit überrollten die Schützlinge von Berlins Trainer Sasa Obradovic ihren über weite Strecken pomadig agierenden Gegner und zogen dessen Lederhosen in der ersten Halbzeit bis auf Knöchelhöhe.

Das Star-Ensemble von Bayern-Coach Svetislav Pesic war dann immerhin bemüht, sie nach der Pause wieder hochzuziehen, doch am Ende reichte es nicht mehr, noch die Träger auf die Schultern zu bekommen. Hätten die Berliner nicht viele Freiwürfe vergeben, wäre der Meister wohl nach der Schlusssirene mit halb entblößtem Hinterteil in die Kabine geschlichen.

Coach Pesic war ob dieser groben Verletzung der bayerischen Kleiderordnung so bedient, dass er sich die zweite Halbzeit nicht mehr anschauen durfte. Der Serbe machte kurz vor der Pause feixend und lautstark seinem Unmut darüber Luft, dass die Schiedsrichter seiner Meinung nach heftig mit an den Hosen seiner Spieler zerrten und wurde schließlich mit einer Disqualifikation in die Garderobe geschickt.

Berlin überzeugte als Mannschaft, bei den Gästen setzten einzelne Spieler dann und wann Akzente. Unter dem Strich war es viel zu wenig, um die Ansprüche auf eine Titelverteidigung ernsthaft zu untermauern. Daran änderte auch das Fehlen der verletzten Stars Anton Gavel und Bryce Taylor nichts.

Schon sichtlich wohl fühlt sich Jung-Albatross Jamel McLean an seiner neuen Wirkungsstätte. Der ehemalige Bonner war mit 15 Punkten bester Schütze seines Teams und wurde erst durch sein fünftes Foul gebremst. "Nach meinem Wechsel zu Alba gleich den ersten Titel zu gewinnen, fühlt sich großartig an", erklärte McLean. "Bonn war eine tolle Erfahrung bei einem tollen Club, aber ich habe mich entschieden, in meiner Karriere einen weiteren Schritt nach oben auf der Leiter zu machen. Jetzt ist mein Platz in Berlin, und ich fühle mich hier sehr wohl."

Der Amerikaner drückte dann das aus, was nach dem Triumph wohl alle Berliner dachten. "Wir dürfen uns von dem Sieg nicht blenden lassen. München ist stärker als es heute gezeigt hat. Das wird eine ganz harte Saison", sagte McLean. Gut möglich, dass demnächst vergeblich an den bayrischen Lederhosen gezerrt wird und stattdessen die Albatrosse gerupft das Feld verlassen.

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