Weltreisender in Sachen Fußball Was macht eigentlich Ex-BSC-Trainer Erich Rutemöller?

KÖLN · Mit inzwischen 72 Jahren ist Erich Rutemöller immer noch viel für den Fußball unterwegs. Wir haben den ehemaligen Trainer des Bonner SC getroffen.

 Erich Rutemöller als BSC-Trainer mit dem damaligen Vorsitzenden Heinz-Helmich van Schewick Ende der 80er Jahre.

Erich Rutemöller als BSC-Trainer mit dem damaligen Vorsitzenden Heinz-Helmich van Schewick Ende der 80er Jahre.

Foto: Friese

Der Blick wandert über die Tische im vormittags noch fast leeren Gastronomiebereich der Sporthochschule Köln. „Hier hat der Lothar gesessen. Wir haben immer geflachst: Der brauchte zwei Handys, so viel hat der in der Mittagspause telefoniert.“ Erich Rutemöller lacht und schwelgt in Erinnerungen. Der Lothar, damit ist natürlich Lothar Matthäus gemeint, Rekordnationalspieler, damals einer der Teilnehmer des Trainerlehrgangs und gemeinhin als sehr redselig bekannt.

Nach Jahren schaute Rutemöller, früherer Dozent an der SpoHo und später Chefausbilder des Deutschen Fußball-Bundes, mal wieder an seinem ehemaligen Dienstsitz vorbei, vom Kantinenchef mit großem Hallo begrüßt. Mit drei jungen chinesischen Gaststudenten kommt er sofort ins Gespräch – natürlich geht es um Fußball. In China war Rutemöller schon mehrmals. Am Ende werden ganz unkompliziert Email-Adressen ausgetauscht. Die jungen Chinesen sind begeistert.

Trainerausbilder mit Top-Renommee

Der frühere Trainer des Bonner SC ist ein Weltenbummler in Sachen Fußball. Und das mit inzwischen 72 Jahren. Gerade ist er aus Japan zurückgekommen, in den nächsten Tagen geht es nach Georgien, vorher war er schon im Auftrag des asiatischen Fußball-Verbandes in Katar und Bahrain. Der Deutsche genießt als Trainerausbilder ein Top-Renommee. Im Oktober steht Nicaragua auf dem Reiseplan, ein Freund aus dem mittelamerikanischen Staat hat wegen eines Lehrgangs angefragt. Kann man ja schlecht nein sagen. Und überhaupt: „Früher war ich viel häufiger unterwegs.“

Auf wie viele Länder er seine Füße gesetzt hat, weiß der Westfale mit Wohnsitz in Köln nicht. Außergewöhnliche waren dabei. Wie das kleine Königreich Bhutan im Himalaya oder das abgeschottete und politisch isolierte Nordkorea. „Bei der Einreise musste ich mein Handy abgeben, Wlan gab es nicht, Email-Verkehr war nur über die Hotelrezeption möglich, und wenn ich das Hotel verließ, wurde ich stets begleitet“, erzählt Rutemöller.

Auch der Lehrgang war speziell. „Alle Teilnehmer waren zuerst sehr gehemmt, erst nach und nach tauten sie auf. Was sie gar nicht kannten, war, sich untereinander zu kritisieren.“ Auch das lernten sie. Die vielen Gastgeschenke, die er bekommt, lässt er für einen guten Zweck versteigern. Mal ist es ein japanischer Kimono, mal eine usbekische Fellmütze. Rutemöller: „So etwas trägt man ja hier eher nicht.“

Erfolgreich in Düsseldorf unterwegs

Auf allen Kontinenten war Rutemöller als Fußball-Entwicklungshelfer unterwegs, mit der Nachbarschaft aus der Landeshauptstadt hatte er dagegen nie engeren Kontakt. Um so überraschter war er, als Fortuna Düsseldorf in Person von Vorstandsboss Robert Schäfer im vergangenen Sommer anklopfte. Der Fortuna ging es sportlich nicht gut, ein erfahrener Helfer als Sportvorstand tat not. Rutemöller sagte zu – auf ehrenamtlicher Basis.

Während die Trainer im Profifußball immer jünger werden, stemmt sich die Fortuna gegen den Trend. Mit Trainer Friedhelm Funkel (63), Co-Trainer Peter Hermann (65) und Rutemöller (72) ballen sich hier genau 200 Jahre Erfahrung. Der Ältestenrat der zweiten Liga macht offenbar einen guten Job: Zurzeit ist die Fortuna Spitzenreiter. Rutemöller weist zwar alle Verdienste am Aufschwung weit von sich, darf sich aber ans Revers heften, mit dem früheren FC-Trainer Frank Schaefer einen Topmann für das Düsseldorfer Nachwuchsleistungszentrum geholt zu haben. Was ihm neben Lob auch einige spitze Bemerkungen aus Köln einbrachte.

Der FC bleibt Teil seines Lebens, dort war er Amateurcoach und gut ein Jahr Trainer in der Bundesliga (Juni 1990 bis Ende August 1991, anschließend noch Hansa Rostock). Nach dem verlorenen Pokalfinale gegen Bremen und einem durchwachsenen Bundesligastart musste er gehen. Im Nachhinein sagt er selbst: „Ich war zu gutmütig für den Job, vielleicht sogar zu naiv.” Das kurze Bundesliga-Intermezzo, so schmerzhaft es war, hatte auch seine gute Seite. Berti Vogts, damals Bundestrainer, kontaktierte ihn und lotste ihn 1994 zum DFB. Erst war er Juniorentrainer, ab 2000 Nachfolger von Gero Bisanz als Chefausbilder.

Bonner SC als Sprungbrett

Rutemöller gehörte über viele Jahre zum Trainerstab der Nationalmannschaft, er war Assistent von Vogts, Erich Ribbeck, Rudi Völler und Jürgen Klinsmann. Vom Amateurbereich über die Bundesliga bis zur DFB-Auswahl hat er auf jedem Niveau gearbeitet – ein immenser Erfahrungsschatz. Welcher Trainer kann Ähnliches von sich behaupten?

Und der Bonner SC? Der war damals sozusagen ein Sprungbrett für die spätere Karriere. Von 1985 bis 1989 war Rutemöller Coach des damaligen Drittligisten. Mit Erfolg. „Mit dem Abstiegskampf hatten wir nie etwas zu tun.“ Die Entwicklung des BSC verfolgt er natürlich aufmerksam. „Alle Beteiligten machen einen super Job. Der BSC ist auf einem guten Weg.“ Mit den ehemaligen Bonner Spielern Hans Faust und Siggi Marti trifft er sich noch regelmäßig, mit dem früheren Vorsitzenden Heinz-Helmich van Schewick verbindet ihn eine Freundschaft. „Grüßen Sie mir Bonn und alle, die mich noch kennen.“ Dann muss er los – erst Düsseldorf, dann Tiflis.

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