Europameisterschaft 2024 Von Löw bis Erdogan - Elf Köpfe der EM-Vergabe

Nyon · Wenn die UEFA am Donnerstag den EM-Gastgeber 2024 kürt, endet für den DFB eine fast fünfjährige Bewerbungsphase. Der Initiator ist längst nicht mehr im Amt, für seinen Nachfolger geht es auch um den Job - und hinter den Kulissen spielt sogar ein Staatschef eine Rolle.

 Neben Bundestrainer Joachim Löw spielen noch andere Protagonisten bei der Vergabe der EM 2024 eine Rolle.

Neben Bundestrainer Joachim Löw spielen noch andere Protagonisten bei der Vergabe der EM 2024 eine Rolle.

Foto: Thomas Frey

In der schicken UEFA-Zentrale direkt am Genfer See kommt es am Donnerstag zu einem Groß-Auflauf an Fußball-Prominenz. Der DFB bringt unter anderen Bundestrainer Joachim Löw und Ex-Europameister Karl-Heinz Rummenigge als Werbeträger mit.

Doch nicht nur die anwesenden Protagonisten der Fußball-Welt spielen im Zweikampf zwischen Deutschland und der Türkei um die EM 2024 eine Rolle.

Elf Köpfe der EM-Vergabe:

Reinhard Grindel (DFB-Präsident):

Gleich nach seinem Amtsantritt als DFB-Chef im April 2016 erkor der CDU-Politiker die EM-Bewerbung zu seinem "Leuchtturmprojekt". Der Turnierzuschlag wäre für den 57-Jährigen mittlerweile fast eine Art Lebensversicherung als Verbandspräsident. Nach dem WM-Desaster und der Özil-Affäre ist seine Position im DFB enorm geschwächt.

Philipp Lahm (DFB-Ehrenspielführer und EM-Botschafter):

Die Rolle als EM-Botschafter und die Chance auf den Posten des Turnier-Cheforganisators kam dem WM-Kapitän von 2014 kurz nach dem Karriereende gerade recht. Wie am Reißbrett plant der Ehrenspielführer seine Laufbahn nach der Profizeit. Längst wird er als möglicher Reformator des DFB für die Zeit nach Grindel gehandelt.

Joachim Löw (Bundestrainer):

Sein Vertrag als Bundestrainer läuft trotz des WM-Debakels noch bis 2022. Gut möglich, dass der ewige Jogi für eine Heim-EM noch zwei Jahre dranhängen würde. Ein Turnier im eigenen Land sei "das Schönste", erinnerte Löw an seinen Start beim DFB 2006. Am Donnerstag ist der Bundestrainer bei der deutschen EM-Präsentation auf dem Podium.

Uwe Seeler (DFB-Ehrenspielführer):

Uns Uwe spielte nie bei einer EM-Endrunde. 1960 und 1964 nahm der DFB nicht teil, 1968 kam das Quali-Aus gegen Albanien, und 1972 war Seeler schon in Fußball-Rente. Die Strahlkraft des Hanseaten will der DFB aber nutzen. Wenn in Nyon letzte Überzeugungsarbeit geleistet werden soll, spielt Seeler eine Rolle im DFB-Werbevideo.

Karl-Heinz Rummenigge (Bayern-Vorstandschef):

Wäre Bayern-Boss Rummenigge noch Chef der European Club Association, würde er zwar im UEFA-Exko sitzen, dürfte aber nicht mit abstimmen. So trommelt der Europameister von 1980 nun wie Löw und Rudi Völler in Nyon für die DFB-Bewerbung. Denn Rummenigge weiß, ein Heimturnier wäre auch für seinen FC Bayern gut.

Markus Stenger (DFB-Bewerbungschef):

In der Öffentlichkeit tritt Markus Stenger nur sehr selten auf. Die große Bühne überlässt der DFB-Mann, der lange für organisatorische Belange des Pokals und der 3. Liga zuständig war, anderen. Ohne ihn hätte es aber das hoch gelobte deutsche Bid Book nicht gegeben. Am Donnerstag ist Stenger neben Löw und Co. bei der Präsentation dabei.

Mesut Özil (deutscher Ex-Weltmeister):

Mesut Özil hätte bei der EM 2024 in seiner Schalker Heimat oder in der türkischen Heimat seiner Vorfahren sogar noch für Deutschland spielen können - mit dann 35 Jahren. Die Affäre um die Fotos mit dem türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan sorgten aber für ein unwürdiges Sommertheater und ein trauriges Ende der DFB-Karriere.

Recep Tayyip Erdogan (türkischer Staatspräsident):

In seiner Jugend hatte der leidenschaftliche Fußballer den Spitznamen "Imam Beckenbauer", schrieb die "FAZ". Zu gerne zeigt sich Erdogan heute an der Seite der Profis von Arda Turan bis Mesut Özil. Im EM-Wahlkampf war der Staatschef für die Türken ein wichtiger Faktor - nur er konnte der UEFA die dringenden ökonomischen Garantien geben.

Aleksander Ceferin (UEFA-Präsident):

Der Slowene hat sich in zwei Jahren als UEFA-Boss als nüchterner Macher positioniert. Für eine Marionette Moskaus oder von FIFA-Boss Gianni Infantino hält ihn keiner mehr. Im Wahlkampf verwies er immer auf seine Neutralität. In der Wahlkabine dürfte seine pragmatische Ader durchschlagen und dem DFB eine wichtige Stimme bescheren.

Michael van Praag (UEFA-Exekutivmitglied):

Der Holländer van Praag ist ein Vollblut-Funktionär. Und er ist das Beispiel für die Unberechenbarkeit des Wahlausgangs. Normalerweise wäre er ein sicherer DFB-Unterstützer, doch als er 2016 UEFA-Chef werden wollte, wandten sich die Deutschen von ihm ab. Van Praag will nicht verraten, ob er seine Stimme nach Herz oder Verstand vergibt.

Wolfgang Niersbach (ehemaliger DFB-Präsident und Ex-UEFA-Funktionär):

Stolzer war Wolfgang Niersbach als DFB-Chef wohl nur nach dem WM-Sieg 2014. Wenige Monate zuvor hatte er in Nürnberg beim DFB-Bundestag die Idee der EM-Bewerbung vor Ehrengast Michel Platini publik gemacht. Bei der Vergabe spielen beide keine Rolle mehr. Wie Niersbach verlor auch UEFA-Boss Platini in den Skandalwirren des Jahres 2015 seinen Posten.

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