Deutscher Schwimm-Verband Verbandschaos beim DSV - Präsidentin tritt zurück

Bonn · Die Präsidentin geht von Bord. Gabi Dörries scheitert mit ihrer Reform und legt beim Verbandstag der Schwimmer ihr Amt nieder. Einen Nachfolger gibt es noch nicht. Die ehemalige Aktivensprecherin befürchtet zwei Jahre vor Tokio das Ende von Olympia-Träumen.

 Ist nicht mehr Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes: Gabi Dörrie.

Ist nicht mehr Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes: Gabi Dörrie.

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Der Deutsche Schwimm-Verband steht plötzlich ohne Präsidentin da. Nach nur zwei Jahren an der DSV-Spitze ist Gabi Dörries überraschend zurückgetreten.

Nachdem die von ihr vorangetriebene Reform mit der Erhöhung der Mitgliedsbeiträge als zentralem Bestandteil beim Verbandstag vorerst gestoppt worden war, legte Dörries umgehend ihr Amt nieder. "Durch die heutigen Beschlüsse sehe ich keine Basis für eine weitere Arbeit in der Position der Präsidentin", erklärte Dörries.

Ein Nachfolger kann erst beim Verbandstag im kommenden Jahr gewählt werden. Die Nationalmannschaft und Cheftrainer Henning Lambertz mussten den Stimmungsdämpfer kurz vor dem Start der Kurzbahn-WM von Dienstag an in China hinnehmen.

Die norddeutsche Software-Unternehmerin Dörries hatte vor zwei Jahren die Nachfolge von Christa Thiel angetreten. Schon damals war sie beim Bestreben nach mehr Finanzmitteln ausgebremst worden. Ihr Wahlprogramm bestand aus drei großen Themen: Eine neue Satzung, ein neues Finanzkonzept und ein neues Marketingkonzept. Als Erhöhung des Mitgliedsbeitrags hatte sie 60 Cent auf einen Jahreswert von 1,40 Euro vorgesehen.

Eine Beitragsanhebung nach über 30 Jahren sei unumgänglich, warb Dörries kürzlich noch für ein positives Votum. "Was gibt es heute noch zum Preis von 1985?" Die Finanzen des Verbandes sind schon lange eine Herausforderung. Immerhin wurde am Samstag bei einer Marathonsitzung mit über 70 Reformanträgen eine neue Satzung verabschiedet, was der DSV in seiner Mitteilung vom Sonntag als "Meilenstein" hervorhob.

Um die Beitragserhöhung soll es nun auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Mai gehen. Die Mehrheit der Mitglieder votierten für einen entsprechenden Antrag. Erst nach Vorliegen eines umfassenden Abschlusses für das Jahr 2018 und dem Einblick in den Gesamthaushalt könne der Verbandstag sachkundig über Anpassungen der Beitragseinnahmen diskutieren, hieß es in diesem.

Zwar klingt die Erhöhung der Beiträge um 60 Cent nach wenig Geld. Aber einige Landesverbände befürchten, auf Beträgen sitzen zu bleiben. Durch die geplante Erhöhung hätte der DSV seinerseits Mehr-Einnahmen von über 300.000 Euro verbuchen können. Wie Dörries legte auch die Vize-Präsidentin für den Bereich Finanzen, Andrea Thielenhaus, ihr Amt mit sofortiger Wirkung nieder.

Aus dem Leistungssport gab es heftige Kritik am Verbandstag. Die Stimmberechtigten hätten eine Vision zerstört, schrieb die ehemalige Athletensprecherin Dorothea Brandt in einem sozialen Netzwerk. "Ihr habt heute den Grundstein für das Ende des Leistungssports im DSV gelegt. Ihr habt heute langfristig die olympischen Träume vieler Aktiver zerstört oder ihnen zumindest auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen 2020 einen weiteren Fels in den Weg gelegt."

Zahlreiche Leistungssportler wie Britta Steffen oder Paul Biedermann hatten damals für die Wahl der Elmshornerin geworben. Auch Brandt hatte auf deren Erfolg gehofft. "Zwei Jahre hat Frau Dörries versucht, den Verband neu zu strukturieren, um ihn auf die Zukunft vorzubereiten. Es wird immer wieder gefragt, warum der deutsche Schwimmsport gegenwärtig so erfolglos ist. Heute haben die Fragenden eine Antwort erhalten", schrieb Brandt. Ihrer Ansicht nach seien die Vorbereitungen der Nationalteams auf Olympia "akut gefährdet".

Im Verband werden die Geschäfte erstmal von den Vizepräsidenten Uwe Brinkmann und Wolfgang Hein, dem Direktor Leistungssport Thomas Kurschilgen sowie dem Vorsitzenden der Deutschen Schwimmjugend, Kai Morgenroth, geleitet.

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