Live-Sport Telekom bündelt ihre Streamingangebote im Netz

Bonn · Viele Jahre konnten Fans ihre Lieblingssportarten vor allem im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verfolgen. Das hat sich grundlegend geändert. Der Markt der Sportrechte ist heiß umkämpft. Die Telekom bündelt ihre Streamingangebote jetzt unter dem Namen "Telekom Sport".

 Drei Sportarten, ein Kanal: Auf „Telekom Sport“ können Fans Basketball, Eishockey und Drittligafußball live verfolgen.

Drei Sportarten, ein Kanal: Auf „Telekom Sport“ können Fans Basketball, Eishockey und Drittligafußball live verfolgen.

Foto: ga

Baskets-Kapitän Josh Mayo, Haie-Verteidiger Christian Ehrhoff und Fortuna Kölns Schlüsselspieler Hamdi Dahmani haben ab sofort einen gemeinsamen Internetauftritt: Die Telekom bündelt ihre Streamingangebote unter dem Namen „Telekom Sport“. „Wir konsolidieren unsere Live-Sportarten auf einer Plattform“, sagt Pressesprecher Malte Reinhardt. Seit vier Jahren zeigt der Bonner Konzern alle Spiele der Basketball-Bundesliga im Internet, seit einem Jahr auch die Deutsche Eishockey-Liga. Ab der neuen Saison kommen nun die dritten Fußball-Ligen sowie Highlights der Frauenfußball-Bundesliga hinzu.

Das neue Portal ist nicht mit einem linearen Fernsehprogramm zu vergleichen, in dem die Sportarten nacheinander um Zuschauer werben. Vielmehr fasst es nur die drei Kanäle Basketball, Eishockey und Fußball zusammen, für die die Kunden jeweils ein eigenes Abonnement abschließen müssen. Für die Freunde von „Telekom Basketball“ ändert sich also eigentlich nichts außer dem Namen.

Doch das Portal insgesamt steht wohl erst am Anfang. „Wir wollen das Angebot ausbauen“, sagt Reinhardt. „Das ist aber eine Frage der Rechte.“ Welche Disziplinen der Konzern für eine Expansion im Blick hat, verrät er nicht. Nur soviel: Es gehe um Sportarten mit einer großen Fanbasis und Popularität, die im Fernsehen bislang aber keine so große Rolle gespielt hätten.

Markt in Bewegung

Die Überlegungen des Bonner Telekommunikationsriesen bilden nur ein Puzzlestück im komplizierten Markt der Sportrechte – und sie zeigen, wie sehr dieser in Bewegung ist. Seit Jahren überträgt der Pay-TV-Sender Sky die Spiele der Fußball-Bundesliga. Doch wer im frei empfangbaren Fernsehen nach sportlichen Großereignissen suchte, wurde gut bedient – von Olympischen Spielen über die Formel 1 bis hin zur Fußball-Champions-League. Diese paradiesischen Zustände gehören nun aber der Vergangenheit an.

Erstmals in der Geschichte der Fußball-Königsklasse werden deren Partien ab der Saison 2018/2019 drei Jahre nur noch kostenpflichtig gezeigt – beim Sender Sky und auf der Streaming-Plattform DAZN, die Sublizenzen für das Internet erhalten hat. Der Dienst war im August vergangenen Jahres an den Start gegangen, er gehört zur amerikanischen Access-Gruppe. Experten schätzen, dass das Rechtepaket mehrere Hundert Millionen Euro gekostet hat. Lediglich ein Endspiel mit deutscher Beteiligung müsste aufgrund der Vorgaben im Rundfunkstaatsvertrag im Free-TV übertragen werden. Das ZDF hatte das Nachsehen.

Gemeinsam mit der ARD zog der Mainzer Sender auch den Kürzeren, als es um die Vergabe von 28 Spielen der Fußball-Nationalmannschaft ging. Die landeten bei RTL. Bei den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 sicherte sich Discovery, der Mutterkonzern von Eurosport, für 1,3 Milliarden Euro die Übertragungsrechte. Verhandlungen von ARD und ZDF über Sublizenzen scheiterten im vergangenen Jahr. Die beiden sicherten sich laut Deutscher Presse-Agentur aber die neue Fußball-Nationenliga.

Weitere Streaming-Angebote

Das ist nicht alles: Neben Sky darf in der kommenden Fußball-Bundesliga-Saison auch Discovery 45 Partien zeigen – und zwar exklusiv. Laut Sport-Informationsdienst sieht es derzeit so aus, als ob Tochter Eurosport diese Spiele lediglich über das kostenpflichtige Streaming-Angebot „Eurosport Player“ ausstrahlen will.

Die Zweite Bundesliga gehört dagegen Sky exklusiv. Wer seit 23 Jahren gerne das Montagsspiel auf Sport1 verfolgte, wird sich umgewöhnen müssen, denn dort ist künftig eine Regionalligapartie zu sehen. Auch im Handball verlor Sport1 den Bieterwettstreit. Sky darf künftig bis zu 306 Bundesliga-Partien zeigen, die ARD und die Dritten Programme bis zu zwölf.

Außerdem: Die Formel 1 könnte ab der nächsten Saison von RTL abwandern und hinter einer Bezahlschranke verschwinden. Ein reines Pay-TV-Angebot soll angeblich eine von mehreren möglichen Varianten sein – allerdings laufen die Verhandlungen noch.

Diese Auflistung hat keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit, aber sie zeigt, wie lukrativ und umkämpft der Markt der Sportrechte ist. Wie sehr sich das Sehverhalten verändert. Und dass für Fans ohne schnelles Internet und am besten einen Smart-Fernseher schwere Zeiten anbrechen könnten. Zudem müssen sie immer öfter in die Geldbörse greifen, falls sie kein Spiel verpassen wollen.

Die Telekom betreibt auf jeden Fall einen enormen Aufwand für ihren neuen Sport-Auftritt. Der Produktionsdienstleister Thinxpool fängt alle Basketball-, Eishockey- und Fußball-Partien in HD ein, es gibt einen Kommentator und Interviews. Dahinter stehe ein Gesamtgeschäftsmodell, sagt Sprecher Reinhardt. Es gehe um Kundenbindung und Neukundengewinnung. Außerdem spielten eine Werbefinanzierung über Partner sowie Sublizenzen für Spiele im Free-TV eine Rolle. „Wir wollen die Reichweite steigern“, drückt es Reinhardt aus, wohl mit Blick auf Konzern und Sportarten. Neben dem „großen“ Fußball gebe es viele Möglichkeiten und viel Potenzial.

In dem Markt sei „viel Musik drin“, sagt Reinhardt noch. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Denn die Telekom setzt mit ihrem Geschäftsmodell nicht nur auf den Sport, sondern auch die Kultur. Auf „Magenta Musik“ konnten die Fans „Rock am Ring“ im Livestream verfolgen.

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