"Müde geworden" Stieglitz behält EM-Gürtel und steht vor dem Karriereende

Leipzig · Nach 16 Jahren als Profi und 56 Kämpfen ist Boxer Robert Stieglitz müde. Ein Trainerjob wäre ein neues Ziel. Sein Nachfolger im Halbschwergewicht steht mit Dominic Bösel schon bereit.

 Robert Stieglitz setzt einen Treffer gegen Nikola Sjekloca.

Robert Stieglitz setzt einen Treffer gegen Nikola Sjekloca.

Foto: Hendrik Schmidt

Das deutsche Boxen verliert mit dem ehemaligen Weltmeister Robert Stieglitz einen weiteren Profi mit Strahlkraft. Der 35-Jährige aus Biederitz bei Magdeburg plant seinen Abschied aus dem Ring.

"Nach so vielen Jahren Boxsport bin ich müde geworden. Ich fühle mich mehr oder weniger ausgelaugt und bin ehrlich gesagt etwas müde. Ich muss mir überlegen, ob ich einen gewissen Schlussstrich ziehe", sagte Stieglitz der Deutschen Presse-Agentur nach seinem schwer erkämpften Remis in der Nacht zum Sonntag in der Arena Leipzig gegen Nikola Sjekloca aus Montenegro, mit dem er seinen EM-Titel im Halbschwergewicht verteidigte.

Auch Promoter Ulf Steinforth deutete einen Wechsel für seinen langjährigen Vorzeige-Athleten in eine andere Position in seinem Boxstall SES an. "Er hat praktisch einen Rentenvertrag bei uns, er könnte sofort auch als Trainer arbeiten", meinte Steinforth.

Diese Offerte erleichterte es Stieglitz, den schwachen Auftritt im EM-Kampf besser zu verdauen. "Ich habe Sport studiert und muss dieses Studium nur anerkennen lassen. Dann würde ich gerne meine große Erfahrung an junge Sportler weitergeben", sagte Stieglitz nach seinem 56. Kampf, der von den Ringrichtern mit 115:113, 114:114 und 114:114 und somit als Remis gewertet wurde. Es war für Stieglitz das zweite Unentschieden seiner Karriere.

Rückblickend auf seine 16 Jahre Profisport sieht er den WM-Kampf in Budapest 2009, als er Karoly Balzsay mit einem technischen K.o.-Sieg bezwang und WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht wurde sowie den vorzeitigen WM-Sieg 2013 gegen Arthur Abraham als seine größten Fights an. Seine bitterste Niederlage war sein erster WM-Kampf 2007 gegen Alejandro Berrio, als er nach drei Runden vorzeitig unterlag. Immerhin hatte er Berrio zwei Jahre vorher per K.o. bezwungen.

Mit Stallgefährte Dominic Bösel steht sein Nachfolger schon bereit. Der 27-Jährige aus Freyburg zeigte vor 5500 Zuschauern eine starke Leistung gegen den Finnen Sami Enbom. Dieser wurde nach mehreren Niederschlägen in Runde sechs ausgezählt. Bösel hat als erster Boxer überhaupt alle drei Intercontinentaltitel der Verbände WBO, WBA und IBF. Promoter Steinforth sagte: "Eine WM muss jetzt das Ziel sein." Nach Bösels furiosem Knockout stand auch Stieglitz etwas im Abseits. "Dominik muss jetzt übernehmen, wenn man so will, dann war es heute auch eine Wachablösung."

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