Auswirkungen fraglich Sport fürchtet von Trump-Erlass - Farah: Zum Fremden gemacht

New York · Welchen Einfluss hat das Einreiseverbot für Menschen bestimmter Nationalität auf den Sport? Leichtathletik-Star Mo Farah fürchtet, nicht wieder in seine Wahlheimat zurückkehren zu können. Organisationen wie die NBA wollen Aufklärung von der Regierung.

 Der Brite Mo Farah kritisiert die Politik von US-Präsident Trump.

Der Brite Mo Farah kritisiert die Politik von US-Präsident Trump.

Foto: Yoan Valat

Leichtathletik-Superstar Mo Farah bangt um die Rückkehr in seine Wahlheimat, den Bewerbungen um Olympia und die Fußball-WM droht ein massiver Imageschaden. Der US-Sport fürchtet die Auswirkungen der Einreiseverbote von Präsident Donald Trump.

Gleich mehrere Organisationen wie die NBA und das amerikanische Nationale Olympische Komitee (NOK) wandten sich am Wochenende an die Regierung, um Aufklärung zu verlangen. Der gebürtige Somalier Farah griff Trump in einem emotionalen Statement scharf an.

"Am 1. Januar wurde ich von der Queen zum Ritter geschlagen. Am 27. Januar hat mich Präsident Donald Trump anscheinend zum Fremden gemacht", schrieb der Brite, der seit sechs Jahren in den USA lebt, bei Facebook. "Es ist schwer beunruhigend, dass ich meinen Kinder sagen muss, dass Daddy möglicherweise nicht zurück nach Hause kommen kann - um zu erklären, warum der Präsident eine Politik eingeführt hat, die von einem Ort von Ignoranz und Vorurteilen kommt."

Ob der 33 Jahre alte viermalige Olympiasieger direkt betroffen ist, war zunächst unklar. Der "Daily Telegraph" berichtete unter Berufung auf Farahs Management, dass dieser keinen somalischen Pass oder eine doppelte Staatsbürgerschaft besitze.

Mal mehr, mal weniger unverhohlen äußerten Funktionäre und Athleten auch Kritik am Trump-Erlass. "Die NBA ist eine globale Liga und wir sind stolz darauf, die besten Spieler aus der ganzen Welt anzuziehen", sagte Mike Bass, Sprecher der nordamerikanischen Profiliga. "Wir haben beim Außenministerium angefragt und sammeln Informationen, wie dieses Dekret auf unsere Spieler aus den betroffenen Ländern angewendet wird."

Das amerikanische NOK betonte, dass die Regierung die olympische Bewegung und die Bewerbung von Los Angeles für die Sommerspiele 2024 unterstütze und man glaube, dass es eine "gute Arbeitsbeziehung" gebe. Doch ein zeitweises pauschales Einreiseverbot für Menschen bestimmter Nationalität dürfte für massives Unverständnis sorgen.

Richard Peterkin, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees vom Karibikstaat St. Lucia, nannte das Dekret bereits "sehr, sehr enttäuschend", die Entscheidung "ist völlig konträr zu den olympischen Idealen". Das Internationale Olympische Komitee wollte allerdings keine Bewertung vornehmen: "Das IOC kommentiert die Politik souveräner Staaten nicht", hieß es lediglich.

Die genauen Auswirkungen auf den Sport sind derzeit noch unklar. Trump hatte als Kern seines Anti-Terror-Kampfes einen 90-tägigen Einreisestopp für Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern, darunter Somalia, verfügt. Ein Gericht in New York entschied jedoch, dass der Erlass gegen die US-Verfassung verstößt. Die Klärung soll vermutlich in einigen Wochen erfolgen.

In der NBA stammen die Profis Thon Maker von den Milwaukee Bucks und Luol Deng von den Los Angeles Lakers gebürtig aus dem Sudan und besitzen eine doppelte Staatsbürgerschaft. Maker hatte nach Angaben seines Coaches Jason Kidd keine Probleme bei der Rück-Einreise aus Kanada vom Auswärtsspiel bei den Toronto Raptors am Freitag.

"Ein sudanesischer Flüchtling, der vor Unterdrückung geflüchtet ist und ein unglaublicher junger Mann ist, wird heute das zweite Mal in der NBA starten", twitterte Bucks-Vizepräsident Alexander Lasry über den 19-Jährigen vor der Niederlage gegen die Boston Celtics. "Ich bin unglaublich stolz auf ihn. Er ist ein Symbol dafür, was Amerika großartig macht und was alle Einwanderer über Amerika glauben."

Die NBA veranstaltet ein jährliches Trainingslager mit dem Namen "Basketball ohne Grenzen", an dem zuletzt auch ein Iraner teilnahm. In der Major League Soccer stehen Spieler unter Vertrag, die für die Nationalmannschaften des Iran und Irak aufgelaufen sind. Schon vor der Wahl von Trump hatte US-Fußballverbandschef Sunil Gulati vermutet, dass eine angestrebte gemeinsame WM mit Mexiko "schwieriger" als unter einer Präsidentin Hillary Clinton werde.

Das US-Ringerteam plant im Februar die Teilnahme an einem Weltcup im Iran, allerdings will die islamische Republik als Reaktion nun ihrerseits keine Amerikaner mehr ins Land lassen. "Ich denke nicht, dass unser aktueller Präsident irgendeine Ahnung hat, was das Außenministerium, Sportdiplomatie und kultureller Austausch für unser Land und für die Sicherheit von Menschen auf der Welt geschaffen haben", kritisierte Christina Kelley, internationale Botschafterin des US-Ringerverbands, in der "New York Times".

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