Skiflug-WM DSV-Adler planen den Coup ohne Frontmann Freund

Oberstdorf · Auf den Tiefpunkt im Juli folgten viele Überraschungen zu Beginn des Winters: Die deutschen Skispringer sind auch ohne Severin Freund konkurrenzfähig. Bei den Großereignissen, die der Niederbayer sonst prägte, müssen die DSV-Adler nun ohne ihren Top-Athlet liefern.

 DSV-Ass Richard Freitag beim Training der Skiflug-WM in Oberstdorf.

DSV-Ass Richard Freitag beim Training der Skiflug-WM in Oberstdorf.

Foto: Karl-Josef Hildenbrand

Die Mission Olympia-Gold und Edelmetall bei der Skiflug-WM im eigenen Land muss Werner Schuster ohne seinen wichtigen Eckpfeiler meistern.

Ein halbes Jahr nach einem weiteren Kreuzband-Schock von Vorzeige-Athlet Severin Freund hat der Österreicher die DSV-Adler aber so weit auf Kurs gebracht, dass auch ohne den Doppel-Weltmeister von 2015 die ganz großen Triumphe in diesem Winter möglich sind. "Mir ist vor den Großereignissen nicht bange. Unser Team funktioniert gut, wir wollen um die Medaillen mitspringen", kündigte Trainer Schuster an.

Blickt man auf die bisherigen Ergebnisse im Olympia-Winter, haben vor allem Richard Freitag und Andreas Wellinger das langfristige Fehlen des Teamkapitäns bestens kompensiert. Zwölf Einzel-Podestplätze haben der 26-jährige Sachse und sein 22 Jahre alter bayerischer Kollege bis zur Saisonmitte gemeinsam realisiert, bis zur Vierschanzentournee führten sie den Gesamtweltcup als Doppelspitze an.

"Dass ich so schnell in die Rolle springen kann, hätte ich selbst nicht gedacht", sagte Wellinger, nachdem er bei der Tournee Gesamtplatz zwei belegte und den in Innsbruck gestürzten Freitag beim Tournee-Finale bestens vertrat.

Der Weg zum erneuten Team-Gold bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang ist ein steiniger, auch Freitag klagt Wochen nach seinem Aufprall noch über Schmerzen in der Hüfte und im Knie. "Ich mache ganz ruhig. Das war jetzt der erste Sprung nach dem Sturz, der auch ganz anders hätte ausgehen können. Von dem her bin ich froh, dass ich da bin", sagte der Neu-Oberstdorfer zum Start der Skiflug-WM, bei der an diesem Samstag und Sonntag im Einzel und Team über Gold, Silber und Bronze entschieden wird.

Der Skisprung-Weltcup kennt im Olympia-Winter keine Pause. Zwei Wochen liegen zwischen Tournee und Flug-WM, drei Wochen zwischen Flug-WM und Olympia-Start. "Die reine Fokussierung auf Olympia ist im Skisprung nicht möglich", bekannte Schuster. Zu wichtig sind die Großereignisse, die Freitag und Co. zuvor erwarten. "Da können wir es uns gar nicht leisten, nicht dabei zu sein. Skispringen ist eine Verzahnung aus Technik, Material, Selbstvertrauen, Psychologie", erklärte der Bundestrainer. Das ursprüngliche Ziel, von Anfang an in den Top 15 zu sein, haben Freitag, Wellinger und auch Markus Eisenbichler als dritter Mann von Anfang an übertroffen.

Auf dem Weg nach Pyeongchang sind sowohl Fahrplan als auch Besetzung klar. Hinter dem DSV-Toptrio werden der Oberstdorfer Karl Geiger und der Willinger Stephan Leyhe mit nach Südkorea reisen. Die beiden Athleten kämpfen wohl um den vierten Platz im Mannschaftsspringen und damit die größte Chance auf olympisches Edelmetall. "Unsere Breite ist echt super. Aber auch da ist noch nicht alles Gold, was glänzt", sagte Schuster. Hinter seinen fünf Top-Leuten gehen die Alternativen aus, weshalb sich vor Olympia besser keiner mehr schwer verletzt.

Ein freies Wochenende gibt es vor den Spielen in Südkorea nicht mehr. Auf die Flug-WM folgt der Weltcup im polnischen Zakopane, am letzten Wochenende vor Pyeongchang sind die DSV-Adler im heimischen Willingen gefordert. Zwischen den letzten Sprüngen in Mitteleuropa und der Olympia-Quali in Pyeongchang liegen dann gerade einmal vier Tage.

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