Kölner Haie Schwarzer Peter auf Eis

KÖLN · Bei den Haien hat nach dem Playoff-Aus die Ursachenforschung begonnen. Auch Hagers Suspendierung wirft nach wie vor Fragen auf.

Geste der Verzweiflung: Kölns Travis Turnbull kann das Playoff-Aus nicht fassen.

Geste der Verzweiflung: Kölns Travis Turnbull kann das Playoff-Aus nicht fassen.

Foto: Benjamin Horn

Im Augenblick der Niederlage sind Erklärungen gefragt. Als es darum ging, am Dienstagabend die Leere nach dem Aus der Kölner Haie mit Begründungen erträglicher zu gestalten, bemühten Cory Clouston und Christian Ehrhoff höhere Kräfte. „Manchmal ist der Hockey-Gott einem gewogen, diesmal war er es uns nicht“, sagte Coach Clouston. Auch Star-Verteidiger Ehrhoff haderte mit dem Schicksal: „Das letzte Quäntchen Glück hat gefehlt. Der Eishockey-Gott hat es nicht gut mit uns gemeint.“

Die reinen Fakten standen der Erklärungsnot des kanadischen Trainers und eines seiner wichtigsten Spieler nach dem 0:1 im Playoff-Viertelfinale gegen die Wolfsburg Grizzlys im entscheidenden siebten Spiel aber entgegen. Obwohl die Kölner im Schnitt nur zwei Gegentore pro Spiel hinnehmen mussten, gingen sie als Verlierer vom Eis. Lediglich acht eigene Treffer, davon nur drei Stürmertore und keines bei Fünf gegen Fünf, haben letztlich den Einzug ins Halbfinale unmöglich gemacht. „Das Problem hatten wir schon die ganze Saison über“, räumte Clouston ein. Im Fall der Haie hat die Defensive Spiele gewonnen, die Offensive wäre aber für den Titelgewinn bitter nötig gewesen.

„Um Spiele gewinnen zu können, muss man Tore erzielen“, erklärte Philip Gogulla, der als Topscorer der Hauptrunde sicher zu den Enttäuschungen im Haie-Team während der Serie zählte. Natürlich fehlte bei den Pfostentreffern von Shawn Lalonde und Travis Turnbull das Glück. Insgesamt aber mangelte es den Kölnern gegen die starke Defensive der Wolfsburger mit einem überragenden Felix Brückmann im Tor vor allem an Qualität.

Stareinkauf Max Reinhart verfolgte die letzten drei Spiele der Serie nur noch von der Tribüne aus. Seine Zeit in Köln ist nach nur einem Jahr ebenso abgelaufen wie die von Dane Byers und Johannes Salmonsson. Die Verträge dieses Trios laufen aus. Alle anderen Spieler sind noch an den KEC gebunden, wobei die in den Playoffs nicht berücksichtigten Marcel Ohmann und Torsten Ankert sich wohl neue Vereine suchen sollen.

Am schwersten wog der Verlust von Patrick Hager. Erst steckte der beste KEC-Stürmer mit Start des Viertelfinals in einem Formtief, dann suspendierte ihn die Clubleitung nach dem 1:5 in Spiel vier und einem 1:3-Rückstand in der Serie. „Wir wissen immer noch nicht zu 100 Prozent, was für Patricks Freistellung ausschlaggebend war. Entscheidend ist aber, dass es schwer ist, in den entscheidenden Spielen auf seinen besten Stürmer verzichten zu müssen“, machte Christian Ehrhoff klar.

Nach wie vor viele Fragenzu Hagers Suspendierung

Philip Gogulla zählte wegen des „Theaters um Hager“ gar die Verantwortlichen in der Geschäftsstelle an: „Es ist nicht die Wahrheit gesagt worden.“ Auf die Frage, wen er meine, antwortete der Nationalspieler nur: „Wer eins und eins zusammenzählen kann, wird clever genug sein, es herauszufinden.“

Im Zentrum des Hager-Theaters steht Geschäftsführer Peter Schönberger, der sich immer dicht bei der Mannschaft aufhält – für viele zu dicht. Unklar bleibt, wer die Suspendierung des Spielmachers, der spätestens im Sommer 2018 nach München wechseln wird, initiiert hat. Während Schönberger behauptet, es sei eine Entscheidung der sportlichen Leitung um Manager Mark Mahon und Clouston gewesen, soll der Trainer dem Team gesagt haben, dass die Freistellung Wille der Organisation, also von Hauptgesellschafter Frank Gotthardt und Schönberger gewesen sei. Klingt nach „Schwarzer-Peter-Spiel“ mit dem Bauernopfer Hager und inklusive Vertrauensverlust der Spieler in die Führung.

Trotzdem bäumte sich das Team gegen das drohende Saison-Aus auf und erkämpfte sich mit zwei Siegen das Entscheidungsspiel in eigener Halle. Zwei Siege und das Momentum sind aber noch keine Garantie für einen dritten Erfolg. Es braucht auch Glück und Können. Beides hatte Wolfsburgs Tyson Mulock, als er hinter dem Tor stehend den Schläger von Hai Nick Latta anschoss, von wo aus der Puck über KEC-Torwart Gustaf Wesslaus Schlittschuh eine winzige Lücke zum entscheidenden 1:0 fand (28.). Ein Tor, bei dem der „Eishockey-Gott“ seine Hände im Spiel gehabt haben muss.

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