Kritik von Rivalen Schachlegende Kasparow will es noch mal wissen

St. Louis · Es könnte das Comeback des Jahres werden. Der frühere russische Schachweltmeister Kasparow nimmt an einem Turnier in den USA teil. Doch Kritiker weigern sich, von einem Comeback zu sprechen.

 Der ehemalige russische Weltmeister Garri Kasparow kehrt an das Schachbrett zurück.

Der ehemalige russische Weltmeister Garri Kasparow kehrt an das Schachbrett zurück.

Foto: Britta Pedersen

Die russische Schachlegende Garri Kasparow zieht es zwölf Jahre nach dem offiziellen Ende der Profi-Karriere wieder in den Wettkampf. Der ehemalige Weltmeister werde im August in St. Louis in den USA an einem Turnier teilnehmen, teilten die Veranstalter mit.

Kasparows früherer Rivale Anatoli Karpow und aktive russische Schachgrößen gaben jedoch zu bedenken, dass von einem Comeback, wie es die Veranstalter angekündigt hatten, wohl keine Rede sein könne.

Kasparow ist einer der erfolgreichsten Spieler der Schachgeschichte. Von 1985 bis 1993 dominierte er die Schachwelt. 2005 erklärte er seine Karriere nach rund 20 Jahren für beendet. "Es ist aufregend, offiziell ins Spiel zurückzukehren", sagte Kasparow nun der Mitteilung der Veranstalter zufolge. "Damit hatte ich mehr als zehn Jahre nach meiner Verabschiedung in den Ruhestand selbst nicht gerechnet."

In St. Louis im US-Bundesstaat Missouri findet vom 2. bis zum 12. August der Sinquefield Cup statt, der zur Grand Chess Tour gehört und bei dem auch Weltmeister Magnus Carlsen aus Norwegen antreten wird. Kasparow wird nach Angaben der Veranstalter bei einem Schnell- und Blitzturnier mitspielen, das vom 14. bis 19. August im Anschluss an den Sinquefield Cup ausgetragen wird. Der 54-Jährige werde für das Turnier mit insgesamt zehn Teilnehmern eine Wildcard erhalten. Bei dem Schnell- und Blitzturnier wird Kasparow nicht auf Weltmeister Carlsen treffen, dafür aber auf den russischen Großmeister Sergej Karjakin, der Carlsen zuletzt bei der Schach-WM 2016 unterlegen war.

Der ehemalige russische Weltmeister Karpow gab indes zu bedenken, dass Kasparow bereits im April 2016 an einem Blitzschach-Turnier in St. Louis, der Ultimate Blitz Challenge, teilgenommen habe. "Ich verstehe nicht, worin hier die große Sensation liegt. Von einem Comeback kann keine Rede sein", sagte er der Agentur Tass. Der heute 66-jährige Karpow war unmittelbar vor Kasparow der 12. Weltmeister. Seither verbindet die beiden eine sportliche Rivalität.

Der russische Spieler Jewgeni Tomaschewski äußerte sich ebenfalls zurückhaltend. "Dass Kasparow (Schnell- und Blitzschach) spielt, ist keine umwerfende Neuigkeit für mich, er hat schon früher an solchen Turnieren teilgenommen", sagte der 30-Jährige der Agentur R-Sport. "Aber wenn er zum "klassischen" Schach zurückkäme, wäre dies das größte Ereignis des Schach-Jahres."

Der Profi Karjakin, der durch sein Spiel gegen Schachkönig Carlsen dem Sport zu einer neuen Welle der Beliebtheit in Russland verholfen hatte, sagte, er freue sich auf das Spiel gegen Kasparow. "Angesichts der Tatsache, dass er keine regelmäßige Spielpraxis mehr hat, sehe ich ihn nicht als Favoriten des Turniers", sagte der 27-Jährige.

Kasparow engagiert sich seit Jahren in der russischen Opposition und hat mehrere regierungskritische Gruppen mitgegründet. Er zählt zu den prominentesten Kritikern von Staatspräsident Wladimir Putin. Seit 2014 hat Kasparow die kroatische Staatsbürgerschaft.

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