Bundesliga-Montagsspiel Pfützenwiese in Nürnberg - Völler hätte "nicht angepfiffen"

Nürnberg · Der Leverkusener Nationalspieler Julian Brandt kam sich in Nürnberg fast vor wie beim Wasserpolo. Geschäftsführer Rudi Völler konnte den Anpfiff bei Dauerregen überhaupt nicht nachvollziehen. Der "Club" rettete gegen gefrustete Gäste einen Punkt für die Moral.

 Der Leverkusener Lars Bender (r) grätscht gegen den Nürnberger Tim Leibold.

Der Leverkusener Lars Bender (r) grätscht gegen den Nürnberger Tim Leibold.

Foto: Nicolas Armer

Für Rudi Völler hätte es das Wasserspektakel von Nürnberg gar nicht erst geben dürfen.

Nach dem dauerverregneten Remis erinnerte der Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen an seine Zeit beim AS Rom: "In Italien wird immer der Ball hochgeschmissen vor dem Spiel und wenn er irgendwie liegen bleibt und nicht rollt, wird das Spiel nicht angepfiffen." Völler war fünf Jahre lang für den Hauptstadtverein auf Torjagd gegangen.

Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus erkannte für das erste Montagsspiel dieser Bundesliga-Saison hingegen reguläre Bedingungen und zog die Abschlusspartie des 13. Spieltages trotz Wasserlachen durch. "Ich habe schon zur Halbzeit unter Zeugen gesagt, ich hätte es nicht angepfiffen, obwohl wir 1:0 geführt haben. Da ist zu viel Zufall, das muss heutzutage nicht mehr sein", meinte Völler nach dem 1:1 (1:0) der im Tabellenmittelfeld dümpelnden Leverkusener.

Der 58-Jährige wollte gar nicht groß meckern, den Austausch mit Steinhaus hatte er nach eigener Aussage aber bereits gesucht. "Ich habe sie gefragt, ob sie überlegt hat zu Beginn des Spiels, überhaupt anzupfeifen. Sie fand es nicht ganz so schlimm, das muss man akzeptieren", konstatierte Völler.

Den Regularien des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zufolge muss eine Partie "ordnungsgemäß" durchgeführt werden können. Ein Referee soll demnach "alle zumutbaren Mittel" zur Spielfortsetzung ausschöpfen, heißt es weiter. Die Überlegung, ein Spiel abzubrechen, sei situationsabhängig und werde von jedem Schiedsrichter anders gesehen und empfunden. Es gibt also einen erheblichen Ermessensspielraum.

Skurrilerweise war der 1. FC Nürnberg in der jüngeren Vergangenheit von einem Spielabbruch wegen heftiger Regenfälle betroffen. Im April 2008 wurde das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg beim Stand von 1:0 für die Franken nach 45 gespielten Minuten nicht mehr angepfiffen.

In einem älteren Beitrag auf der DFB-Homepage erinnerte sich der damalige Referee Jochen Drees an die Umstände: "Der Ball blieb in Wasserlachen liegen, wurde bei Pässen unberechenbar schnell, die Spieler hatten keinen festen Stand mehr, und normale Laufwege waren nicht mehr möglich."

Leverkusens Trainer Heiko Herrlich erkannte am Montagabend "teilweise irreguläre Bedingungen". Vor allem im Laufe der zweiten Hälfte ähnelte das Geschehen auf dem durchnässten Rasen mehr einem Kampf als einem Spiel. Nationalspieler Julian Brandt fühlte sich nach eigener launiger Einschätzung fast schon wie beim Wasserpolo. Herrlichs Mannschaft hätte dennoch mehr als nur den einen Treffer durch Kai Havertz (30. Minute) erzielen müssen. In der zweiten Hälfte kassierte Bayer auch noch den Ausgleich durch Georg Margreitter (56.).

"Wir hatten die Möglichkeiten - und die musst du machen", befand Bayer-Kapitän Lars Bender. "Wir können nicht alles auf den Platz schieben, da müssen wir uns schon an die eigene Nase packen." Die Nürnberger dagegen feierten das Remis, durch das sie auf Tabellenplatz 15 bleiben, als moralischen Erfolg. "Charakter zeigen, Mentalität zeigen und fighten bis zum Schluss", das habe seine Mannschaft ausgezeichnet, sagte Club-Coach Michael Köllner.

Und wie fand er den Pfützenparcours? "Wir leben in Deutschland und da ist am 3. Dezember hin und wieder Schnee oder Regen", meinte Köllner unbeeindruckt. "Das Wichtigste ist, dass du es annimmst, dass du für dich einen guten Plan entwirfst." Und der ging am Ende auf.

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