Was macht eigentlich... Peter Zietlow von den SSF Bonn

bonn · Ein Mann mit vielen Verdiensten um die SSF Bonn. Peter Zietlow war Spieler, Abteilungsleiter und Coach zugleich. Erinnerungen an einen einen Macher und Antreiber, der seines Gleichen suchte.

 Häppchen gefällig? Peter Zietlow verbringt viel Zeit in Gourmet-Runden. FOTO: PRIVAT

Häppchen gefällig? Peter Zietlow verbringt viel Zeit in Gourmet-Runden. FOTO: PRIVAT

Foto: privat

Es war irgendwann Anfang 1969, ganz genau weiß das niemand mehr, als sich eine kleine Gruppe Bonner Volleyball-Enthusiasten mit dem Pkw nach Prag aufmachte. Sie wollten nicht zum Hradschin, und auch die Bierkeller interessierten sie nur am Rande. Sie wollten einen Spieler mitbringen, der den KTV Südstern Bonn auf ein neues Niveau heben sollte – Antonin „Tonda“ Mozr.

Im Auto saß damals auch Peter Zietlow, die treibende Kraft bei dieser ungewöhnlichen Exkursion hinter den Vorhang, der nach dem Ende des Prager Frühlings wieder ein eiserner war. Zietlow war derjenige, der aus dem Bonner Volleyball unbedingt etwas Großes machen wollte, der die Neuzugänge holte, der die nationale Spitze im Visier hatte. Zunächst beim KTV Südstern, später bei den SSF Bonn. Weil das heute nicht mehr allzu viele wissen, ist es inzwischen das vielleicht bestgehütete Geheimnis im Bonner Volleyball. An diesem Mittwoch wird Peter Zietlow 80 Jahre alt.

Eine Clique um Zietlow, die Brüder Fritz und Hans Hacke, Karl-Heinz Brandt und Dieter Pesch hatte Mitte der 60er Jahre zum Volleyball gefunden. Die meisten von ihnen waren Leichtathleten, aber der neue Sport faszinierte sie. Wer in diesen Jahren pritschte und baggerte, war ein Pionier, denn das Treiben am Netz wurde hierzulande erst mit den Olympischen Spielen 1972 in München populär.

„Wir hatten alle relativ wenig Ahnung vom Volleyball“, sagt Pesch. Aber sie wurden besser, stießen in die nationale Spitze vor und wechselten 1972 mit ihrer Abteilung zu den großen SSF Bonn. Zietlow war Spieler, Abteilungsleiter, Coach, Hans Dampf in allen Gassen. „Der konnte einen so lange vollquatschen, bis du auch einen Gang hochgeschaltet hast“, erinnert sich Fritz Hacke.

Für den ganz großen Wurf musste aber ein ganz großer Spieler her – Mozr. Ein Zuspieler mit immensem Gefühl in den Fingern und strategischen Gaben, vergleichbar vielleicht mit Lee Hee Wan, der später Fortuna Bonn nach oben führte. Indem Zietlow Mozrs Wechsel forcierte, löste er sich praktisch selbst ab, denn auch er war Zuspieler. Die Ernte wurde 1974 eingefahren, als die SSF vor ausverkauftem Haus im Sportpark Nord mit einem 3:1-Finalerfolg über 1860 München die Meisterschaft gewannen.

Zu dieser Zeit war Mozr längst nicht mehr der einzige, der mit einem Studienplatz, einem WG-Zimmer oder einem Job nach Bonn gelockt worden war. Bernd Wehrenberg war aus Celle gekommen, Jack Hein aus Aachen, Toni Rimrod aus München. „Wehrenberg und Hein haben bei mir in Ückesdorf unterm Dach gewohnt, Rimrod habe ich persönlich mit einem Kastenwagen aus München abgeholt“, erzählt Zietlow. Als Gebietsleiter einer Versicherung konnte er immer mal wieder Zeit und nicht zuletzt auch Geld investieren. „Wahrscheinlich habe ich ein Einfamilienhaus in den Volleyball gesteckt“, vermutet er.

Weil vieles aber nach wie vor improvisiert und irgendwie liebenswert studentisch war, folgte bald der Exodus. Der Hamburger SV hatte nicht nur professionelle Strukturen, sondern auch mehr Geld. Also packten Mozr, Wehrenberg und Hein die Koffer. Noch einmal schafften es die SSF ganz nach oben, als sie 1981 ihre zweite Meisterschaft feierten. Peter Zietlow saß da als Coach auf der Bank, doch kurz darauf zog er sich aus der ersten Reihe zurück. „Es gab keinen Streit“, sagt er, „es war einfach zu Ende.“

Heute schaut er ein bisschen wehmütig auf die Bonner Volleyballszene, die sich zuletzt ja immerhin ein wenig berappelt hat und zwei Drittligisten vorweisen kann. „Als wir den Sportpark vollmachen konnten, waren wir ja praktisch die Vorläufer des Basketballs. Das waren gute Voraussetzungen“, meint Zietlow. „Wir hätten damals professioneller sein und die Kräfte bündeln müssen. Immerhin gab's in dieser Stadt ja zeitweise drei Bundesligisten.“

Doch auch ohne Bundesliga-Volleyball in Bonn weiß sich der Mann zu beschäftigen. „Ich koche viel und bin in einigen Gourmet-Runden unterwegs“, sagt er. Außerdem leben drei seiner vier Kinder in den USA und wollen besucht werden. Das vierte Kind ist jedoch nicht etwa Fernsehmoderatorin Sonja Zietlow. „Die“, erzählt der Onkel durchaus stolz, „ist meine Nichte.“

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